Platen, August von: Der romantische Oedipus. Stuttgart u. a., 1829. Diagoras. Welch ein Vorschlag! Auszuschneiden mir das Herz in seiner Kraft! Und dergleichen Leute gelten heut zu Tag für tugendhaft! Aus dem Staube mach' ich schnell mich! Nein, dem Himmel sey's geklagt, Daß dem weiblichen Geschlechte die Vernunft er hat versagt! Polybus, Diagoras. Polybus. Ei, Diagoras, willkommen! Diagoras. Sieh zu Füßen deinen Knecht; Doch vergönne, daß ich gehe! Polybus. Nein, du kommst mir eben recht! Gern um Rath dich fragen möcht' ich, werther Freund! Ich weiß, du bist Weit gereis't und kannst mir viel entdecken was mir nützlich ist: Mit dem Bergbau mich beschäftigt hab' ich in der letzten Zeit, Und du bist gewiß hierüber zu belehren mich bereit. Diagoras. Zwar in Sachsen und in Polen untersucht ich manchen Schacht, Und es eilte meine Schwermuth gern hinab in's Reich der Nacht, Diagoras. Welch ein Vorſchlag! Auszuſchneiden mir das Herz in ſeiner Kraft! Und dergleichen Leute gelten heut zu Tag fuͤr tugendhaft! Aus dem Staube mach' ich ſchnell mich! Nein, dem Himmel ſey's geklagt, Daß dem weiblichen Geſchlechte die Vernunft er hat verſagt! Polybus, Diagoras. Polybus. Ei, Diagoras, willkommen! Diagoras. Sieh zu Fuͤßen deinen Knecht; Doch vergoͤnne, daß ich gehe! Polybus. Nein, du kommſt mir eben recht! Gern um Rath dich fragen moͤcht' ich, werther Freund! Ich weiß, du biſt Weit gereiſ't und kannſt mir viel entdecken was mir nuͤtzlich iſt: Mit dem Bergbau mich beſchaͤftigt hab' ich in der letzten Zeit, Und du biſt gewiß hieruͤber zu belehren mich bereit. Diagoras. Zwar in Sachſen und in Polen unterſucht ich manchen Schacht, Und es eilte meine Schwermuth gern hinab in's Reich der Nacht, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0069" n="63"/> <sp who="#DIA"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Diagoras</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Welch ein Vorſchlag! Auszuſchneiden mir das Herz in ſeiner<lb/> Kraft!<lb/> Und dergleichen Leute gelten heut zu Tag fuͤr tugendhaft!<lb/> Aus dem Staube mach' ich ſchnell mich! Nein, dem Himmel<lb/> ſey's geklagt,<lb/> Daß dem weiblichen Geſchlechte die Vernunft er hat verſagt!</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Polybus, Diagoras</hi>.</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#POL"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Polybus</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Ei, Diagoras, willkommen!</p> </sp><lb/> <sp who="#DIA"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Diagoras</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Sieh zu Fuͤßen deinen Knecht;<lb/> Doch vergoͤnne, daß ich gehe!</p> </sp><lb/> <sp who="#POL"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Polybus</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Nein, du kommſt mir eben recht!<lb/> Gern um Rath dich fragen moͤcht' ich, werther Freund! Ich<lb/> weiß, du biſt<lb/> Weit gereiſ't und kannſt mir viel entdecken was mir nuͤtzlich iſt:<lb/> Mit dem Bergbau mich beſchaͤftigt hab' ich in der letzten<lb/> Zeit,<lb/> Und du biſt gewiß hieruͤber zu belehren mich bereit.</p> </sp><lb/> <sp who="#DIA"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Diagoras</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Zwar in Sachſen und in Polen unterſucht ich manchen<lb/> Schacht,<lb/> Und es eilte meine Schwermuth gern hinab in's Reich der<lb/> Nacht,<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [63/0069]
Diagoras.
Welch ein Vorſchlag! Auszuſchneiden mir das Herz in ſeiner
Kraft!
Und dergleichen Leute gelten heut zu Tag fuͤr tugendhaft!
Aus dem Staube mach' ich ſchnell mich! Nein, dem Himmel
ſey's geklagt,
Daß dem weiblichen Geſchlechte die Vernunft er hat verſagt!
Polybus, Diagoras.
Polybus.
Ei, Diagoras, willkommen!
Diagoras.
Sieh zu Fuͤßen deinen Knecht;
Doch vergoͤnne, daß ich gehe!
Polybus.
Nein, du kommſt mir eben recht!
Gern um Rath dich fragen moͤcht' ich, werther Freund! Ich
weiß, du biſt
Weit gereiſ't und kannſt mir viel entdecken was mir nuͤtzlich iſt:
Mit dem Bergbau mich beſchaͤftigt hab' ich in der letzten
Zeit,
Und du biſt gewiß hieruͤber zu belehren mich bereit.
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Schacht,
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Zitationshilfe: | Platen, August von: Der romantische Oedipus. Stuttgart u. a., 1829, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/platen_oedipus_1829/69>, abgerufen am 11.02.2025. |