Platen, August von: Der romantische Oedipus. Stuttgart u. a., 1829.
Welche Freude dir zu machen wähnt' ich! Jahre sann ich nach, Zu befrei'n von jeder Qual dich, und mich selbst von jeder Schmach: Endlich fand ich dieses Mittel, fand es und du schlägst es aus! Diagoras. Steigst du selbst mit mir hinunter, tret' ich gern in Pluto's Haus. Zelinde. Sterben ich? Noch lang zu leben denk' ich, meinem Gatten treu. Diagoras. Alte Hekuba! Zelinde. Was hör' ich? Diagoras. Hältst du dich vielleicht für neu? Zelinde. Welch ein Zorn ergriffe jetzt mich, gäb' es meine Tugend zu! Diagoras. Schöne Tugend! Zelinde. Wie? Du zweifelst? Alter Rabe! Diagoras. Kakadu! Zelinde. Nun, ich hoffe, nicht vergebens schiltst du meine Tugend alt! (im Abgehn) Was er mir im Guten weigert, das ertrotz' ich mit Gewalt! (Ab.)
Welche Freude dir zu machen waͤhnt' ich! Jahre ſann ich nach, Zu befrei'n von jeder Qual dich, und mich ſelbſt von jeder Schmach: Endlich fand ich dieſes Mittel, fand es und du ſchlaͤgſt es aus! Diagoras. Steigſt du ſelbſt mit mir hinunter, tret' ich gern in Pluto's Haus. Zelinde. Sterben ich? Noch lang zu leben denk' ich, meinem Gatten treu. Diagoras. Alte Hekuba! Zelinde. Was hoͤr' ich? Diagoras. Haͤltſt du dich vielleicht fuͤr neu? Zelinde. Welch ein Zorn ergriffe jetzt mich, gaͤb' es meine Tugend zu! Diagoras. Schoͤne Tugend! Zelinde. Wie? Du zweifelſt? Alter Rabe! Diagoras. Kakadu! Zelinde. Nun, ich hoffe, nicht vergebens ſchiltſt du meine Tugend alt! (im Abgehn) Was er mir im Guten weigert, das ertrotz' ich mit Gewalt! (Ab.) <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#ZEL"> <p><pb facs="#f0068" n="62"/> Welche Freude dir zu machen waͤhnt' ich! Jahre ſann ich<lb/> nach,<lb/> Zu befrei'n von jeder Qual dich, und mich ſelbſt von jeder<lb/> Schmach:<lb/> Endlich fand ich dieſes Mittel, fand es und du ſchlaͤgſt es<lb/> aus!</p> </sp><lb/> <sp who="#DIA"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Diagoras</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Steigſt du ſelbſt mit mir hinunter, tret' ich gern in Pluto's<lb/> Haus.</p> </sp><lb/> <sp who="#ZEL"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Zelinde</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Sterben ich? Noch lang zu leben denk' ich, meinem Gatten<lb/> treu.</p> </sp><lb/> <sp who="#DIA"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Diagoras</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Alte Hekuba!</p> </sp><lb/> <sp who="#ZEL"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Zelinde</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Was hoͤr' ich?</p> </sp><lb/> <sp who="#DIA"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Diagoras</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Haͤltſt du dich vielleicht fuͤr neu?</p> </sp><lb/> <sp who="#ZEL"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Zelinde</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Welch ein Zorn ergriffe jetzt mich, gaͤb' es meine Tugend zu!</p> </sp><lb/> <sp who="#DIA"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Diagoras</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Schoͤne Tugend!</p> </sp><lb/> <sp who="#ZEL"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Zelinde</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Wie? Du zweifelſt? Alter Rabe!</p> </sp><lb/> <sp who="#DIA"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Diagoras</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Kakadu!</p> </sp><lb/> <sp who="#ZEL"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Zelinde</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Nun, ich hoffe, nicht vergebens ſchiltſt du meine Tugend alt!</p><lb/> <stage> <hi rendition="#c">(im Abgehn)</hi> </stage><lb/> <p>Was er mir im Guten weigert, das ertrotz' ich mit Gewalt!</p><lb/> <stage> <hi rendition="#c">(Ab.)</hi> </stage> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [62/0068]
Welche Freude dir zu machen waͤhnt' ich! Jahre ſann ich
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Schmach:
Endlich fand ich dieſes Mittel, fand es und du ſchlaͤgſt es
aus!
Diagoras.
Steigſt du ſelbſt mit mir hinunter, tret' ich gern in Pluto's
Haus.
Zelinde.
Sterben ich? Noch lang zu leben denk' ich, meinem Gatten
treu.
Diagoras.
Alte Hekuba!
Zelinde.
Was hoͤr' ich?
Diagoras.
Haͤltſt du dich vielleicht fuͤr neu?
Zelinde.
Welch ein Zorn ergriffe jetzt mich, gaͤb' es meine Tugend zu!
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Schoͤne Tugend!
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Wie? Du zweifelſt? Alter Rabe!
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Kakadu!
Zelinde.
Nun, ich hoffe, nicht vergebens ſchiltſt du meine Tugend alt!
(im Abgehn)
Was er mir im Guten weigert, das ertrotz' ich mit Gewalt!
(Ab.)
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Zitationshilfe: | Platen, August von: Der romantische Oedipus. Stuttgart u. a., 1829, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/platen_oedipus_1829/68>, abgerufen am 11.02.2025. |