Platen, August von: Der romantische Oedipus. Stuttgart u. a., 1829. Zelinde. Lebe wohl, Diagoras! (Diagoras ab.) Zelinde. Dieser dauert mich, doch ihn zu retten fiele mir zu schwer: Eh' ich meine Tugend lasse, lass' ich sterben sechs wie er! Pallast in Theben. Jokaste, Lajus, die Hebammen, Oedipus in der Wiege. Jokaste. O mein Gemahl, verlange nicht das neugeborne Kind zu sehn! Lajus. Warum denn nicht, o Königin? Warum denn nicht? Was ist geschehn? Jokaste. Vernimm! Allein es schaudert mir! Hebammen, sprecht und sagt es aus! Erste Hebamme. O Majestät! Zweite Hebamme. Die Königin -- Erste Hebamme. Erschrack vor einer Fledermaus, Zweite Hebamme. Die frevelhaft verwirrend sich in ihres Haupts Frisur gesetzt. Lajus. Sie that doch nichts Unrechtes dort? Zelinde. Lebe wohl, Diagoras! (Diagoras ab.) Zelinde. Dieſer dauert mich, doch ihn zu retten fiele mir zu ſchwer: Eh' ich meine Tugend laſſe, laſſ' ich ſterben ſechs wie er! Pallaſt in Theben. Jokaſte, Lajus, die Hebammen, Oedipus in der Wiege. Jokaſte. O mein Gemahl, verlange nicht das neugeborne Kind zu ſehn! Lajus. Warum denn nicht, o Koͤnigin? Warum denn nicht? Was iſt geſchehn? Jokaſte. Vernimm! Allein es ſchaudert mir! Hebammen, ſprecht und ſagt es aus! Erſte Hebamme. O Majeſtaͤt! Zweite Hebamme. Die Koͤnigin — Erſte Hebamme. Erſchrack vor einer Fledermaus, Zweite Hebamme. Die frevelhaft verwirrend ſich in ihres Haupts Friſur geſetzt. Lajus. Sie that doch nichts Unrechtes dort? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0031" n="25"/> <sp who="#ZEL"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Zelinde</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Lebe wohl, Diagoras!</p><lb/> <stage> <hi rendition="#right">(<hi rendition="#g">Diagoras</hi> ab.)</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#ZEL"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Zelinde</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Dieſer dauert mich, doch ihn zu retten fiele mir zu ſchwer:<lb/> Eh' ich meine Tugend laſſe, laſſ' ich ſterben ſechs wie er!</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Pallaſt in Theben</hi>.</hi> </stage><lb/> <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Jokaſte, Lajus, die Hebammen, Oedipus</hi> in der<lb/> Wiege.</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#JOK"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Jokaſte</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>O mein Gemahl, verlange nicht das neugeborne Kind zu ſehn!</p> </sp><lb/> <sp who="#LAJ"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Lajus</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Warum denn nicht, o Koͤnigin? Warum denn nicht? Was<lb/> iſt geſchehn?</p> </sp><lb/> <sp who="#JOK"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Jokaſte</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Vernimm! Allein es ſchaudert mir! Hebammen, ſprecht und<lb/> ſagt es aus!</p> </sp><lb/> <sp who="#HEB"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Erſte Hebamme</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>O Majeſtaͤt!</p> </sp><lb/> <sp who="#HEB"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Zweite Hebamme</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Die Koͤnigin —</p> </sp><lb/> <sp who="#HEB"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Erſte Hebamme</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Erſchrack vor einer Fledermaus,</p> </sp><lb/> <sp who="#HEB"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Zweite Hebamme</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Die frevelhaft verwirrend ſich in ihres Haupts Friſur geſetzt.</p> </sp><lb/> <sp who="#LAJ"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Lajus</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Sie that doch nichts Unrechtes dort?</p> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [25/0031]
Zelinde.
Lebe wohl, Diagoras!
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Pallaſt in Theben.
Jokaſte, Lajus, die Hebammen, Oedipus in der
Wiege.
Jokaſte.
O mein Gemahl, verlange nicht das neugeborne Kind zu ſehn!
Lajus.
Warum denn nicht, o Koͤnigin? Warum denn nicht? Was
iſt geſchehn?
Jokaſte.
Vernimm! Allein es ſchaudert mir! Hebammen, ſprecht und
ſagt es aus!
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O Majeſtaͤt!
Zweite Hebamme.
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Zitationshilfe: | Platen, August von: Der romantische Oedipus. Stuttgart u. a., 1829, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/platen_oedipus_1829/31>, abgerufen am 08.07.2024. |