Platen, August von: Gedichte. Stuttgart, 1828.Er schuf indeß durch Bilder oder Sprüche Ein Netz, worin die Herzen man erbeutet, Ein Gartenbeet erquickender Gerüche, Dem jede falsche Nessel ausgereutet, Und einen Himmel ohne Wolkenbrüche, Wo jeder Stern auf eine Blume deutet: Und so verglichest du dir ihn bescheiden, In That und Sinn, im Streben und im Leiden. Was hast du nicht erlitten und erfahren! Wie theuer mußtest du den Ruhm erkaufen! Verkannt von ferne hausenden Barbaren, Vom Schwarm der Gecken lästig überlaufen, Die Uebelwollenden zu ganzen Schaaren, Die Mißverstehenden zu ganzen Haufen, Und wenn ich alles insgesammt erwähne, Der Krittler freche, wenn auch stumpfe Zähne. Und wie du sonst, in jugendlichen Tagen, Sie reich beschüttet hast mit Blüthenflocken, Und sie, zu feig die schöne Last zu tragen, Sich zeigten neidisch halb und halb erschrocken: So sehn wir jezt sie noch hervor sich wagen, Um Schmach zu bieten deinen Silberlocken; Doch dies Geschlecht vermag dich nicht zu hemmen, Es muß die Welt sich dir entgegenstemmen. Da schwoll's um dich in ungeheuern Wogen, Da schien der Boden unter dir zu wanken, Die ganze Masse ward mit fortgezogen, Und Jeder trat aus seinen eignen Schranken: Er ſchuf indeß durch Bilder oder Spruͤche Ein Netz, worin die Herzen man erbeutet, Ein Gartenbeet erquickender Geruͤche, Dem jede falſche Neſſel ausgereutet, Und einen Himmel ohne Wolkenbruͤche, Wo jeder Stern auf eine Blume deutet: Und ſo verglicheſt du dir ihn beſcheiden, In That und Sinn, im Streben und im Leiden. Was haſt du nicht erlitten und erfahren! Wie theuer mußteſt du den Ruhm erkaufen! Verkannt von ferne hauſenden Barbaren, Vom Schwarm der Gecken laͤſtig uͤberlaufen, Die Uebelwollenden zu ganzen Schaaren, Die Mißverſtehenden zu ganzen Haufen, Und wenn ich alles insgeſammt erwaͤhne, Der Krittler freche, wenn auch ſtumpfe Zaͤhne. Und wie du ſonſt, in jugendlichen Tagen, Sie reich beſchuͤttet haſt mit Bluͤthenflocken, Und ſie, zu feig die ſchoͤne Laſt zu tragen, Sich zeigten neidiſch halb und halb erſchrocken: So ſehn wir jezt ſie noch hervor ſich wagen, Um Schmach zu bieten deinen Silberlocken; Doch dies Geſchlecht vermag dich nicht zu hemmen, Es muß die Welt ſich dir entgegenſtemmen. Da ſchwoll's um dich in ungeheuern Wogen, Da ſchien der Boden unter dir zu wanken, Die ganze Maſſe ward mit fortgezogen, Und Jeder trat aus ſeinen eignen Schranken: <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0077" n="67"/> <lg n="4"> <l>Er ſchuf indeß durch Bilder oder Spruͤche</l><lb/> <l>Ein Netz, worin die Herzen man erbeutet,</l><lb/> <l>Ein Gartenbeet erquickender Geruͤche,</l><lb/> <l>Dem jede falſche Neſſel ausgereutet,</l><lb/> <l>Und einen Himmel ohne Wolkenbruͤche,</l><lb/> <l>Wo jeder Stern auf eine Blume deutet:</l><lb/> <l>Und ſo verglicheſt du dir ihn beſcheiden,</l><lb/> <l>In That und Sinn, im Streben und im Leiden.</l><lb/> </lg> <lg n="5"> <l>Was haſt du nicht erlitten und erfahren!</l><lb/> <l>Wie theuer mußteſt du den Ruhm erkaufen!</l><lb/> <l>Verkannt von ferne hauſenden Barbaren,</l><lb/> <l>Vom Schwarm der Gecken laͤſtig uͤberlaufen,</l><lb/> <l>Die Uebelwollenden zu ganzen Schaaren,</l><lb/> <l>Die Mißverſtehenden zu ganzen Haufen,</l><lb/> <l>Und wenn ich alles insgeſammt erwaͤhne,</l><lb/> <l>Der Krittler freche, wenn auch ſtumpfe Zaͤhne.</l><lb/> </lg> <lg n="6"> <l>Und wie du ſonſt, in jugendlichen Tagen,</l><lb/> <l>Sie reich beſchuͤttet haſt mit Bluͤthenflocken,</l><lb/> <l>Und ſie, zu feig die ſchoͤne Laſt zu tragen,</l><lb/> <l>Sich zeigten neidiſch halb und halb erſchrocken:</l><lb/> <l>So ſehn wir jezt ſie noch hervor ſich wagen,</l><lb/> <l>Um Schmach zu bieten deinen Silberlocken;</l><lb/> <l>Doch dies Geſchlecht vermag dich nicht zu hemmen,</l><lb/> <l>Es muß die Welt ſich dir entgegenſtemmen.</l><lb/> </lg> <lg n="7"> <l>Da ſchwoll's um dich in ungeheuern Wogen,</l><lb/> <l>Da ſchien der Boden unter dir zu wanken,</l><lb/> <l>Die ganze Maſſe ward mit fortgezogen,</l><lb/> <l>Und Jeder trat aus ſeinen eignen Schranken:</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [67/0077]
Er ſchuf indeß durch Bilder oder Spruͤche
Ein Netz, worin die Herzen man erbeutet,
Ein Gartenbeet erquickender Geruͤche,
Dem jede falſche Neſſel ausgereutet,
Und einen Himmel ohne Wolkenbruͤche,
Wo jeder Stern auf eine Blume deutet:
Und ſo verglicheſt du dir ihn beſcheiden,
In That und Sinn, im Streben und im Leiden.
Was haſt du nicht erlitten und erfahren!
Wie theuer mußteſt du den Ruhm erkaufen!
Verkannt von ferne hauſenden Barbaren,
Vom Schwarm der Gecken laͤſtig uͤberlaufen,
Die Uebelwollenden zu ganzen Schaaren,
Die Mißverſtehenden zu ganzen Haufen,
Und wenn ich alles insgeſammt erwaͤhne,
Der Krittler freche, wenn auch ſtumpfe Zaͤhne.
Und wie du ſonſt, in jugendlichen Tagen,
Sie reich beſchuͤttet haſt mit Bluͤthenflocken,
Und ſie, zu feig die ſchoͤne Laſt zu tragen,
Sich zeigten neidiſch halb und halb erſchrocken:
So ſehn wir jezt ſie noch hervor ſich wagen,
Um Schmach zu bieten deinen Silberlocken;
Doch dies Geſchlecht vermag dich nicht zu hemmen,
Es muß die Welt ſich dir entgegenſtemmen.
Da ſchwoll's um dich in ungeheuern Wogen,
Da ſchien der Boden unter dir zu wanken,
Die ganze Maſſe ward mit fortgezogen,
Und Jeder trat aus ſeinen eignen Schranken:
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