Platen, August von: Gedichte. Stuttgart, 1828.IV. Hirte und Winzerin. Winzerin. Sey willkommen im Freyen, Antonio! Selten erscheinstdu: Siehe, wie klar fernher duftet das blaue Gebirg! Hirte. Hier an des Weinbergs Thür und am Thore der VillaBorghese Hab' ich um dich oftmals, aber vergebens, geforscht. Winzerin. Gestern am Festtag war ich in Rom, und in SanctAgnese Auf dem Navonischen Platz hört' ich die schöne Musik. Hirte. Sahst du den schönen Sebastian auch in der linken Ka¬pelle? Unter den Heiligen ist dieser, der nackte, beliebt. Winzerin. Unter den Liebenden sind in der Seele die Frechen ver¬haßt mir: Rohes Gespräch schreckt ab, zierliche Rede gefällt. IV. Hirte und Winzerin. Winzerin. Sey willkommen im Freyen, Antonio! Selten erſcheinſtdu: Siehe, wie klar fernher duftet das blaue Gebirg! Hirte. Hier an des Weinbergs Thuͤr und am Thore der VillaBorgheſe Hab' ich um dich oftmals, aber vergebens, geforſcht. Winzerin. Geſtern am Feſttag war ich in Rom, und in SanctAgneſe Auf dem Navoniſchen Platz hoͤrt' ich die ſchoͤne Muſik. Hirte. Sahſt du den ſchoͤnen Sebaſtian auch in der linken Ka¬pelle? Unter den Heiligen iſt dieſer, der nackte, beliebt. Winzerin. Unter den Liebenden ſind in der Seele die Frechen ver¬haßt mir: Rohes Geſpraͤch ſchreckt ab, zierliche Rede gefaͤllt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb n="291" facs="#f0301"/> </div> <div n="3"> <head> <hi rendition="#aq">IV.</hi><lb/> <hi rendition="#g">Hirte und Winzerin.</hi><lb/> </head> <lg n="1"> <head> <hi rendition="#g">Winzerin.</hi> </head><lb/> <l><hi rendition="#in">S</hi>ey willkommen im Freyen, Antonio! Selten erſcheinſt<lb/><hi rendition="#et">du:</hi></l><lb/> <l>Siehe, wie klar fernher duftet das blaue Gebirg!</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <head> <hi rendition="#g">Hirte.</hi> </head><lb/> <l>Hier an des Weinbergs Thuͤr und am Thore der Villa<lb/><hi rendition="#et">Borgheſe</hi></l><lb/> <l>Hab' ich um dich oftmals, aber vergebens, geforſcht.</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <head> <hi rendition="#g">Winzerin.</hi> </head><lb/> <l>Geſtern am Feſttag war ich in Rom, und in Sanct<lb/><hi rendition="#et">Agneſe</hi></l><lb/> <l>Auf dem Navoniſchen Platz hoͤrt' ich die ſchoͤne Muſik.</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <head> <hi rendition="#g">Hirte.</hi> </head><lb/> <l>Sahſt du den ſchoͤnen Sebaſtian auch in der linken Ka¬<lb/><hi rendition="#et">pelle?</hi></l><lb/> <l>Unter den Heiligen iſt dieſer, der nackte, beliebt.</l><lb/> </lg> <lg n="5"> <head> <hi rendition="#g">Winzerin.</hi> </head><lb/> <l>Unter den Liebenden ſind in der Seele die Frechen ver¬<lb/><hi rendition="#et">haßt mir:</hi></l><lb/> <l>Rohes Geſpraͤch ſchreckt ab, zierliche Rede gefaͤllt.</l><lb/> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [291/0301]
IV.
Hirte und Winzerin.
Winzerin.
Sey willkommen im Freyen, Antonio! Selten erſcheinſt
du:
Siehe, wie klar fernher duftet das blaue Gebirg!
Hirte.
Hier an des Weinbergs Thuͤr und am Thore der Villa
Borgheſe
Hab' ich um dich oftmals, aber vergebens, geforſcht.
Winzerin.
Geſtern am Feſttag war ich in Rom, und in Sanct
Agneſe
Auf dem Navoniſchen Platz hoͤrt' ich die ſchoͤne Muſik.
Hirte.
Sahſt du den ſchoͤnen Sebaſtian auch in der linken Ka¬
pelle?
Unter den Heiligen iſt dieſer, der nackte, beliebt.
Winzerin.
Unter den Liebenden ſind in der Seele die Frechen ver¬
haßt mir:
Rohes Geſpraͤch ſchreckt ab, zierliche Rede gefaͤllt.
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Zitationshilfe: | Platen, August von: Gedichte. Stuttgart, 1828, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/platen_gedichte_1828/301>, abgerufen am 03.03.2025. |