Platen, August von: Gedichte. Stuttgart, 1828.Mein Leben mag Frucht bringen, es mag Wie die Knospe herb' abfallen im Lenz: Er verhängt's, welcher dem Aug' unbekannt Wirft des Geschicks blutigen Pfeil. Mag Unverstand mich richten und Haß In dem Land, wo Teuts Ursprache geblüht, Bleiben wird, Jahre hindurch, meines Lieds Echo, bis auch dieses entschwebt. Jezt leuchtet Roms Südhimmel mir noch, Und er liegt so rein auf Stadt und Gebirg: Ueber dein offenes Dach, Pantheon, Führt er entlang Sterne der Nacht. Hier fesselt bald vorzeitlicher Kunst Unerreichte Kraft mich, Götter in Stein, Oder bald neueren Ruhms Farbenhauch, Wann er verklärt sinnigen Stoff: Wenn Guido's Eos Rosen verstreut, Und empor sich schwingt Schönheit zum Apoll; Doch Saturn hält sie zurück streng. Es hat's Dominichin's Pinsel gedacht. Mein Leben mag Frucht bringen, es mag Wie die Knospe herb' abfallen im Lenz: Er verhaͤngt's, welcher dem Aug' unbekannt Wirft des Geſchicks blutigen Pfeil. Mag Unverſtand mich richten und Haß In dem Land, wo Teuts Urſprache gebluͤht, Bleiben wird, Jahre hindurch, meines Lieds Echo, bis auch dieſes entſchwebt. Jezt leuchtet Roms Suͤdhimmel mir noch, Und er liegt ſo rein auf Stadt und Gebirg: Ueber dein offenes Dach, Pantheon, Fuͤhrt er entlang Sterne der Nacht. Hier feſſelt bald vorzeitlicher Kunſt Unerreichte Kraft mich, Goͤtter in Stein, Oder bald neueren Ruhms Farbenhauch, Wann er verklaͤrt ſinnigen Stoff: Wenn Guido's Eos Roſen verſtreut, Und empor ſich ſchwingt Schoͤnheit zum Apoll; Doch Saturn haͤlt ſie zuruͤck ſtreng. Es hat's Dominichin's Pinſel gedacht. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0285" n="275"/> <lg n="6"> <l>Mein Leben mag Frucht bringen, es mag</l><lb/> <l>Wie die Knospe herb' abfallen im Lenz:</l><lb/> <l>Er verhaͤngt's, welcher dem Aug' unbekannt</l><lb/> <l>Wirft des Geſchicks blutigen Pfeil.</l><lb/> </lg> <lg n="7"> <l>Mag Unverſtand mich richten und Haß</l><lb/> <l>In dem Land, wo Teuts Urſprache gebluͤht,</l><lb/> <l>Bleiben wird, Jahre hindurch, meines Lieds</l><lb/> <l>Echo, bis auch dieſes entſchwebt.</l><lb/> </lg> <lg n="8"> <l>Jezt leuchtet Roms Suͤdhimmel mir noch,</l><lb/> <l>Und er liegt ſo rein auf Stadt und Gebirg:</l><lb/> <l>Ueber dein offenes Dach, Pantheon,</l><lb/> <l>Fuͤhrt er entlang Sterne der Nacht.</l><lb/> </lg> <lg n="9"> <l>Hier feſſelt bald vorzeitlicher Kunſt</l><lb/> <l>Unerreichte Kraft mich, Goͤtter in Stein,</l><lb/> <l>Oder bald neueren Ruhms Farbenhauch,</l><lb/> <l>Wann er verklaͤrt ſinnigen Stoff:</l><lb/> </lg> <lg n="10"> <l>Wenn Guido's Eos Roſen verſtreut,</l><lb/> <l>Und empor ſich ſchwingt Schoͤnheit zum Apoll;</l><lb/> <l>Doch Saturn haͤlt ſie zuruͤck ſtreng. Es hat's</l><lb/> <l>Dominichin's Pinſel gedacht.</l><lb/> </lg> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [275/0285]
Mein Leben mag Frucht bringen, es mag
Wie die Knospe herb' abfallen im Lenz:
Er verhaͤngt's, welcher dem Aug' unbekannt
Wirft des Geſchicks blutigen Pfeil.
Mag Unverſtand mich richten und Haß
In dem Land, wo Teuts Urſprache gebluͤht,
Bleiben wird, Jahre hindurch, meines Lieds
Echo, bis auch dieſes entſchwebt.
Jezt leuchtet Roms Suͤdhimmel mir noch,
Und er liegt ſo rein auf Stadt und Gebirg:
Ueber dein offenes Dach, Pantheon,
Fuͤhrt er entlang Sterne der Nacht.
Hier feſſelt bald vorzeitlicher Kunſt
Unerreichte Kraft mich, Goͤtter in Stein,
Oder bald neueren Ruhms Farbenhauch,
Wann er verklaͤrt ſinnigen Stoff:
Wenn Guido's Eos Roſen verſtreut,
Und empor ſich ſchwingt Schoͤnheit zum Apoll;
Doch Saturn haͤlt ſie zuruͤck ſtreng. Es hat's
Dominichin's Pinſel gedacht.
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