Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Platen, August von: Gedichte. Stuttgart, 1828.

Bild:
<< vorherige Seite
XI.
Werden je sich feinde Töne
Fügen im verbund'nen Klange?
Ich mit meinem düstern Drange,
Du in deiner Jugendschöne?
Heiter schlürfst du leichte Stunden,
Dem es nie vergebens tagte:
Ich ersehne das Versagte,
Und beweine, was verschwunden.
Du, zu deines Mädchens Laren
Kommst du nächtlich oft gegangen,
Schmiegst dich an die zarten Wangen,
Wühlst in ihren seidnen Haaren:
Während ich, der im Gemüthe
Auf den Wink der Gunst verzichtet,
Bücher vor mir aufgeschichtet,
Ueber'm Rauch der Lampe brüte.
Freund, es war ein eitles Wähnen,
Daß sich unsre Geister fänden,
Unsre Blicke sich verständen,
Sich vermischten unsre Thränen:
Laß mich denn allein, versäume
Nicht um mich die goldnen Tage,
Kehre wieder zum Gelage,
Und vergiß den Mann der Träume!

XI.
Werden je ſich feinde Toͤne
Fuͤgen im verbund'nen Klange?
Ich mit meinem duͤſtern Drange,
Du in deiner Jugendſchoͤne?
Heiter ſchluͤrfſt du leichte Stunden,
Dem es nie vergebens tagte:
Ich erſehne das Verſagte,
Und beweine, was verſchwunden.
Du, zu deines Maͤdchens Laren
Kommſt du naͤchtlich oft gegangen,
Schmiegſt dich an die zarten Wangen,
Wuͤhlſt in ihren ſeidnen Haaren:
Waͤhrend ich, der im Gemuͤthe
Auf den Wink der Gunſt verzichtet,
Buͤcher vor mir aufgeſchichtet,
Ueber'm Rauch der Lampe bruͤte.
Freund, es war ein eitles Waͤhnen,
Daß ſich unſre Geiſter faͤnden,
Unſre Blicke ſich verſtaͤnden,
Sich vermiſchten unſre Thraͤnen:
Laß mich denn allein, verſaͤume
Nicht um mich die goldnen Tage,
Kehre wieder zum Gelage,
Und vergiß den Mann der Traͤume!

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0028" n="18"/>
          </div>
          <div n="3">
            <head><hi rendition="#aq">XI</hi>.<lb/></head>
            <lg type="poem">
              <lg n="1">
                <l><hi rendition="#in">W</hi>erden je &#x017F;ich feinde To&#x0364;ne</l><lb/>
                <l>Fu&#x0364;gen im verbund'nen Klange?</l><lb/>
                <l>Ich mit meinem du&#x0364;&#x017F;tern Drange,</l><lb/>
                <l>Du in deiner Jugend&#x017F;cho&#x0364;ne?</l><lb/>
                <l>Heiter &#x017F;chlu&#x0364;rf&#x017F;t du leichte Stunden,</l><lb/>
                <l>Dem es nie vergebens tagte:</l><lb/>
                <l>Ich er&#x017F;ehne das Ver&#x017F;agte,</l><lb/>
                <l>Und beweine, was ver&#x017F;chwunden.</l><lb/>
              </lg>
              <lg n="2">
                <l>Du, zu deines Ma&#x0364;dchens Laren</l><lb/>
                <l>Komm&#x017F;t du na&#x0364;chtlich oft gegangen,</l><lb/>
                <l>Schmieg&#x017F;t dich an die zarten Wangen,</l><lb/>
                <l>Wu&#x0364;hl&#x017F;t in ihren &#x017F;eidnen Haaren:</l><lb/>
                <l>Wa&#x0364;hrend ich, der im Gemu&#x0364;the</l><lb/>
                <l>Auf den Wink der Gun&#x017F;t verzichtet,</l><lb/>
                <l>Bu&#x0364;cher vor mir aufge&#x017F;chichtet,</l><lb/>
                <l>Ueber'm Rauch der Lampe bru&#x0364;te.</l><lb/>
              </lg>
              <lg n="3">
                <l>Freund, es war ein eitles Wa&#x0364;hnen,</l><lb/>
                <l>Daß &#x017F;ich un&#x017F;re Gei&#x017F;ter fa&#x0364;nden,</l><lb/>
                <l>Un&#x017F;re Blicke &#x017F;ich ver&#x017F;ta&#x0364;nden,</l><lb/>
                <l>Sich vermi&#x017F;chten un&#x017F;re Thra&#x0364;nen:</l><lb/>
                <l>Laß mich denn allein, ver&#x017F;a&#x0364;ume</l><lb/>
                <l>Nicht um mich die goldnen Tage,</l><lb/>
                <l>Kehre wieder zum Gelage,</l><lb/>
                <l>Und vergiß den Mann der Tra&#x0364;ume!</l><lb/>
              </lg>
            </lg>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[18/0028] XI. Werden je ſich feinde Toͤne Fuͤgen im verbund'nen Klange? Ich mit meinem duͤſtern Drange, Du in deiner Jugendſchoͤne? Heiter ſchluͤrfſt du leichte Stunden, Dem es nie vergebens tagte: Ich erſehne das Verſagte, Und beweine, was verſchwunden. Du, zu deines Maͤdchens Laren Kommſt du naͤchtlich oft gegangen, Schmiegſt dich an die zarten Wangen, Wuͤhlſt in ihren ſeidnen Haaren: Waͤhrend ich, der im Gemuͤthe Auf den Wink der Gunſt verzichtet, Buͤcher vor mir aufgeſchichtet, Ueber'm Rauch der Lampe bruͤte. Freund, es war ein eitles Waͤhnen, Daß ſich unſre Geiſter faͤnden, Unſre Blicke ſich verſtaͤnden, Sich vermiſchten unſre Thraͤnen: Laß mich denn allein, verſaͤume Nicht um mich die goldnen Tage, Kehre wieder zum Gelage, Und vergiß den Mann der Traͤume!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/platen_gedichte_1828
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/platen_gedichte_1828/28
Zitationshilfe: Platen, August von: Gedichte. Stuttgart, 1828, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/platen_gedichte_1828/28>, abgerufen am 22.12.2024.