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Platen, August von: Gedichte. Stuttgart, 1828.

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Kühn ragt, ein halb entblätterter Mauerkranz,
Das Colosseum; aber auch dir, wie steigt
Der Trotz der Ewigkeit in jedem
Pfeiler empor, o Pallast Farnese!
Wo sonst des finsterlockigen Donnergotts
Siegreicher Aar ausbreitete scharfe Klau'n,
Da hob sich manch Jahrhundert über
Gipfel und Zinne das Kreuz und herrschte.
Bis jüngst, der Schicksalslaune gewaltig Spiel,
Ein zweyter Cäsar lenkte den Gang der Welt,
Der pflanzte sein dreyfarbig Banner
Neben den schönen Koloß des Phidias;
Ein Sohn der Freyheit; aber uneingedenk
Des edlen Ursprungs, einem Geschlechte sich
Aufopfernd, das ihn wankelmüthig
Heute vergötterte, morgen preisgab.
O hätte dein weitschallendes Kaiserwort
Dem Volk Europa's, was es erfleht, geschenkt,
Wohl wärst du seines Lieds Harmodius,
Seines Gesanges Aristogiton!
Nun ist verpönt dein Name, Musik erhöht
Ihn nicht auf Wohllautsfittigen; nur sobald
Dein Grab ein Schiff umsegelt, singen
Müde Matrosen von dir ein Chorlied.
Kuͤhn ragt, ein halb entblaͤtterter Mauerkranz,
Das Coloſſeum; aber auch dir, wie ſteigt
Der Trotz der Ewigkeit in jedem
Pfeiler empor, o Pallaſt Farneſe!
Wo ſonſt des finſterlockigen Donnergotts
Siegreicher Aar ausbreitete ſcharfe Klau'n,
Da hob ſich manch Jahrhundert uͤber
Gipfel und Zinne das Kreuz und herrſchte.
Bis juͤngſt, der Schickſalslaune gewaltig Spiel,
Ein zweyter Caͤſar lenkte den Gang der Welt,
Der pflanzte ſein dreyfarbig Banner
Neben den ſchoͤnen Koloß des Phidias;
Ein Sohn der Freyheit; aber uneingedenk
Des edlen Urſprungs, einem Geſchlechte ſich
Aufopfernd, das ihn wankelmuͤthig
Heute vergoͤtterte, morgen preisgab.
O haͤtte dein weitſchallendes Kaiſerwort
Dem Volk Europa's, was es erfleht, geſchenkt,
Wohl waͤrſt du ſeines Lieds Harmodius,
Seines Geſanges Ariſtogiton!
Nun iſt verpoͤnt dein Name, Muſik erhoͤht
Ihn nicht auf Wohllautsfittigen; nur ſobald
Dein Grab ein Schiff umſegelt, ſingen
Muͤde Matroſen von dir ein Chorlied.
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[255/0265] Kuͤhn ragt, ein halb entblaͤtterter Mauerkranz, Das Coloſſeum; aber auch dir, wie ſteigt Der Trotz der Ewigkeit in jedem Pfeiler empor, o Pallaſt Farneſe! Wo ſonſt des finſterlockigen Donnergotts Siegreicher Aar ausbreitete ſcharfe Klau'n, Da hob ſich manch Jahrhundert uͤber Gipfel und Zinne das Kreuz und herrſchte. Bis juͤngſt, der Schickſalslaune gewaltig Spiel, Ein zweyter Caͤſar lenkte den Gang der Welt, Der pflanzte ſein dreyfarbig Banner Neben den ſchoͤnen Koloß des Phidias; Ein Sohn der Freyheit; aber uneingedenk Des edlen Urſprungs, einem Geſchlechte ſich Aufopfernd, das ihn wankelmuͤthig Heute vergoͤtterte, morgen preisgab. O haͤtte dein weitſchallendes Kaiſerwort Dem Volk Europa's, was es erfleht, geſchenkt, Wohl waͤrſt du ſeines Lieds Harmodius, Seines Geſanges Ariſtogiton! Nun iſt verpoͤnt dein Name, Muſik erhoͤht Ihn nicht auf Wohllautsfittigen; nur ſobald Dein Grab ein Schiff umſegelt, ſingen Muͤde Matroſen von dir ein Chorlied.

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Zitationshilfe: Platen, August von: Gedichte. Stuttgart, 1828, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/platen_gedichte_1828/265>, abgerufen am 25.11.2024.