Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Platen, August von: Gedichte. Stuttgart, 1828.

Bild:
<< vorherige Seite
LIII.
Entschuldigungen wirst du kaum bedürfen,
Wenn du mich liebst; es kann dich nicht erniedern:
Verlieren würden in der Gunst der Biedern,
Die meine Gunst mir vor die Füße würfen.
Ich würde viele Freunde zählen dürfen,
Wenn ich die Freundschaft Aller könnt' erwiedern,
Auch der Entfernten, welche blos aus Liedern
Die ganze Flamme meiner Seele schlürfen.
Ein warmes Herz, und wenn auch du mit herben,
Gehässigen Geschossen nach ihm zielest,
Muß doch sich manchen warmen Freund erwerben!
Du aber, der du jezt den Harten spielest,
Laß einst mich nur an deinem Busen sterben,
Und schließ' ein Auge, dem du wohlgefielest!

LIII.
Entſchuldigungen wirſt du kaum beduͤrfen,
Wenn du mich liebſt; es kann dich nicht erniedern:
Verlieren wuͤrden in der Gunſt der Biedern,
Die meine Gunſt mir vor die Fuͤße wuͤrfen.
Ich wuͤrde viele Freunde zaͤhlen duͤrfen,
Wenn ich die Freundſchaft Aller koͤnnt' erwiedern,
Auch der Entfernten, welche blos aus Liedern
Die ganze Flamme meiner Seele ſchluͤrfen.
Ein warmes Herz, und wenn auch du mit herben,
Gehaͤſſigen Geſchoſſen nach ihm zieleſt,
Muß doch ſich manchen warmen Freund erwerben!
Du aber, der du jezt den Harten ſpieleſt,
Laß einſt mich nur an deinem Buſen ſterben,
Und ſchließ' ein Auge, dem du wohlgefieleſt!

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0231" n="221"/>
          </div>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#aq">LIII.</hi><lb/>
            </head>
            <lg type="poem">
              <lg n="1">
                <l><hi rendition="#in">E</hi>nt&#x017F;chuldigungen wir&#x017F;t du kaum bedu&#x0364;rfen,</l><lb/>
                <l>Wenn du mich lieb&#x017F;t; es kann dich nicht erniedern:</l><lb/>
                <l>Verlieren wu&#x0364;rden in der Gun&#x017F;t der Biedern,</l><lb/>
                <l>Die meine Gun&#x017F;t mir vor die Fu&#x0364;ße wu&#x0364;rfen.</l><lb/>
              </lg>
              <lg n="2">
                <l>Ich wu&#x0364;rde viele Freunde za&#x0364;hlen du&#x0364;rfen,</l><lb/>
                <l>Wenn ich die Freund&#x017F;chaft Aller ko&#x0364;nnt' erwiedern,</l><lb/>
                <l>Auch der Entfernten, welche blos aus Liedern</l><lb/>
                <l>Die ganze Flamme meiner Seele &#x017F;chlu&#x0364;rfen.</l><lb/>
              </lg>
              <lg n="3">
                <l>Ein warmes Herz, und wenn auch du mit herben,</l><lb/>
                <l>Geha&#x0364;&#x017F;&#x017F;igen Ge&#x017F;cho&#x017F;&#x017F;en nach ihm ziele&#x017F;t,</l><lb/>
                <l>Muß doch &#x017F;ich manchen warmen Freund erwerben!</l><lb/>
              </lg>
              <lg n="4">
                <l>Du aber, der du jezt den Harten &#x017F;piele&#x017F;t,</l><lb/>
                <l>Laß ein&#x017F;t mich nur an deinem Bu&#x017F;en &#x017F;terben,</l><lb/>
                <l>Und &#x017F;chließ' ein Auge, dem du wohlgefiele&#x017F;t!</l><lb/>
              </lg>
            </lg>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[221/0231] LIII. Entſchuldigungen wirſt du kaum beduͤrfen, Wenn du mich liebſt; es kann dich nicht erniedern: Verlieren wuͤrden in der Gunſt der Biedern, Die meine Gunſt mir vor die Fuͤße wuͤrfen. Ich wuͤrde viele Freunde zaͤhlen duͤrfen, Wenn ich die Freundſchaft Aller koͤnnt' erwiedern, Auch der Entfernten, welche blos aus Liedern Die ganze Flamme meiner Seele ſchluͤrfen. Ein warmes Herz, und wenn auch du mit herben, Gehaͤſſigen Geſchoſſen nach ihm zieleſt, Muß doch ſich manchen warmen Freund erwerben! Du aber, der du jezt den Harten ſpieleſt, Laß einſt mich nur an deinem Buſen ſterben, Und ſchließ' ein Auge, dem du wohlgefieleſt!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/platen_gedichte_1828
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/platen_gedichte_1828/231
Zitationshilfe: Platen, August von: Gedichte. Stuttgart, 1828, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/platen_gedichte_1828/231>, abgerufen am 21.11.2024.