Platen, August von: Gedichte. Stuttgart, 1828.XLVIll. Schön wie der Tag und lieblich wie der Morgen, Mit edler Stirn, mit Augen voll von Treue, An Jahren jung und reizend wie das Neue, So fand ich dich, so fand ich meine Sorgen. O wär' ich schon an deiner Brust geborgen, Wo ich mich sammle, wenn ich mich zerstreue! O wäre schon bezwungen diese Scheue, Die unsern Bund vertagt von heut auf morgen! Was fliehst du mich? Vermagst du mich zu hassen? Was quälst du so durch deiner Huld Verschweigung Den Liebevollen, der sich fühlt verlassen? Beym ersten Zeichen deiner künft'gen Neigung Wird eine bange Wonne mich erfassen, Wie einen Fürsten bey der Thronbesteigung. XLVIll. Schoͤn wie der Tag und lieblich wie der Morgen, Mit edler Stirn, mit Augen voll von Treue, An Jahren jung und reizend wie das Neue, So fand ich dich, ſo fand ich meine Sorgen. O waͤr' ich ſchon an deiner Bruſt geborgen, Wo ich mich ſammle, wenn ich mich zerſtreue! O waͤre ſchon bezwungen dieſe Scheue, Die unſern Bund vertagt von heut auf morgen! Was fliehſt du mich? Vermagſt du mich zu haſſen? Was quaͤlſt du ſo durch deiner Huld Verſchweigung Den Liebevollen, der ſich fuͤhlt verlaſſen? Beym erſten Zeichen deiner kuͤnft'gen Neigung Wird eine bange Wonne mich erfaſſen, Wie einen Fuͤrſten bey der Thronbeſteigung. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb n="216" facs="#f0226"/> </div> <div n="3"> <head> <hi rendition="#aq">XLVIll.</hi><lb/> </head> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">S</hi>choͤn wie der Tag und lieblich wie der Morgen,</l><lb/> <l>Mit edler Stirn, mit Augen voll von Treue,</l><lb/> <l>An Jahren jung und reizend wie das Neue,</l><lb/> <l>So fand ich dich, ſo fand ich meine Sorgen.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>O waͤr' ich ſchon an deiner Bruſt geborgen,</l><lb/> <l>Wo ich mich ſammle, wenn ich mich zerſtreue!</l><lb/> <l>O waͤre ſchon bezwungen dieſe Scheue,</l><lb/> <l>Die unſern Bund vertagt von heut auf morgen!</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Was fliehſt du mich? Vermagſt du mich zu haſſen?</l><lb/> <l>Was quaͤlſt du ſo durch deiner Huld Verſchweigung</l><lb/> <l>Den Liebevollen, der ſich fuͤhlt verlaſſen?</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Beym erſten Zeichen deiner kuͤnft'gen Neigung</l><lb/> <l>Wird eine bange Wonne mich erfaſſen,</l><lb/> <l>Wie einen Fuͤrſten bey der Thronbeſteigung.</l><lb/> </lg> </lg> <milestone unit="section" rendition="#hr"/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [216/0226]
XLVIll.
Schoͤn wie der Tag und lieblich wie der Morgen,
Mit edler Stirn, mit Augen voll von Treue,
An Jahren jung und reizend wie das Neue,
So fand ich dich, ſo fand ich meine Sorgen.
O waͤr' ich ſchon an deiner Bruſt geborgen,
Wo ich mich ſammle, wenn ich mich zerſtreue!
O waͤre ſchon bezwungen dieſe Scheue,
Die unſern Bund vertagt von heut auf morgen!
Was fliehſt du mich? Vermagſt du mich zu haſſen?
Was quaͤlſt du ſo durch deiner Huld Verſchweigung
Den Liebevollen, der ſich fuͤhlt verlaſſen?
Beym erſten Zeichen deiner kuͤnft'gen Neigung
Wird eine bange Wonne mich erfaſſen,
Wie einen Fuͤrſten bey der Thronbeſteigung.
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Zitationshilfe: | Platen, August von: Gedichte. Stuttgart, 1828, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/platen_gedichte_1828/226>, abgerufen am 03.03.2025. |