Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Platen, August von: Gedichte. Stuttgart, 1828.

Bild:
<< vorherige Seite
XLIV.
Du liebst und schweigst -- O hätt' ich auch geschwiegen,
Und meine Blicke nur an dich verschwendet!
O hätt' ich nie ein Wort dir zugewendet,
So müßt' ich keinen Kränkungen erliegen!
Doch diese Liebe möcht' ich nie besiegen,
Und weh dem Tag, an dem sie frostig endet!
Sie ward aus jenen Räumen uns gesendet,
Wo selig Engel sich an Engel schmiegen.
D'rum laß des Wahns mich, daß du liebst, mich freuen,
Damit die Seele nicht mir ganz veröde,
Und meinen Glauben möge nichts zerstreuen!
O Glück, verweig're nicht mir allzuschnöde
Den Tag, an welchem seinem Vielgetreuen
Die ganze Seele zeigt der schöne Spröde!

XLIV.
Du liebſt und ſchweigſt — O haͤtt' ich auch geſchwiegen,
Und meine Blicke nur an dich verſchwendet!
O haͤtt' ich nie ein Wort dir zugewendet,
So muͤßt' ich keinen Kraͤnkungen erliegen!
Doch dieſe Liebe moͤcht' ich nie beſiegen,
Und weh dem Tag, an dem ſie froſtig endet!
Sie ward aus jenen Raͤumen uns geſendet,
Wo ſelig Engel ſich an Engel ſchmiegen.
D'rum laß des Wahns mich, daß du liebſt, mich freuen,
Damit die Seele nicht mir ganz veroͤde,
Und meinen Glauben moͤge nichts zerſtreuen!
O Gluͤck, verweig're nicht mir allzuſchnoͤde
Den Tag, an welchem ſeinem Vielgetreuen
Die ganze Seele zeigt der ſchoͤne Sproͤde!

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0222" n="212"/>
          </div>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#aq">XLIV.</hi><lb/>
            </head>
            <lg type="poem">
              <lg n="1">
                <l><hi rendition="#in">D</hi>u lieb&#x017F;t und &#x017F;chweig&#x017F;t &#x2014; O ha&#x0364;tt' ich auch ge&#x017F;chwiegen,</l><lb/>
                <l>Und meine Blicke nur an dich ver&#x017F;chwendet!</l><lb/>
                <l>O ha&#x0364;tt' ich nie ein Wort dir zugewendet,</l><lb/>
                <l>So mu&#x0364;ßt' ich keinen Kra&#x0364;nkungen erliegen!</l><lb/>
              </lg>
              <lg n="2">
                <l>Doch die&#x017F;e Liebe mo&#x0364;cht' ich nie be&#x017F;iegen,</l><lb/>
                <l>Und weh dem Tag, an dem &#x017F;ie fro&#x017F;tig endet!</l><lb/>
                <l>Sie ward aus jenen Ra&#x0364;umen uns ge&#x017F;endet,</l><lb/>
                <l>Wo &#x017F;elig Engel &#x017F;ich an Engel &#x017F;chmiegen.</l><lb/>
              </lg>
              <lg n="3">
                <l>D'rum laß des Wahns mich, daß du lieb&#x017F;t, mich freuen,</l><lb/>
                <l>Damit die Seele nicht mir ganz vero&#x0364;de,</l><lb/>
                <l>Und meinen Glauben mo&#x0364;ge nichts zer&#x017F;treuen!</l><lb/>
              </lg>
              <lg n="4">
                <l>O Glu&#x0364;ck, verweig're nicht mir allzu&#x017F;chno&#x0364;de</l><lb/>
                <l>Den Tag, an welchem &#x017F;einem Vielgetreuen</l><lb/>
                <l>Die ganze Seele zeigt der &#x017F;cho&#x0364;ne Spro&#x0364;de!</l><lb/>
              </lg>
            </lg>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[212/0222] XLIV. Du liebſt und ſchweigſt — O haͤtt' ich auch geſchwiegen, Und meine Blicke nur an dich verſchwendet! O haͤtt' ich nie ein Wort dir zugewendet, So muͤßt' ich keinen Kraͤnkungen erliegen! Doch dieſe Liebe moͤcht' ich nie beſiegen, Und weh dem Tag, an dem ſie froſtig endet! Sie ward aus jenen Raͤumen uns geſendet, Wo ſelig Engel ſich an Engel ſchmiegen. D'rum laß des Wahns mich, daß du liebſt, mich freuen, Damit die Seele nicht mir ganz veroͤde, Und meinen Glauben moͤge nichts zerſtreuen! O Gluͤck, verweig're nicht mir allzuſchnoͤde Den Tag, an welchem ſeinem Vielgetreuen Die ganze Seele zeigt der ſchoͤne Sproͤde!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/platen_gedichte_1828
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/platen_gedichte_1828/222
Zitationshilfe: Platen, August von: Gedichte. Stuttgart, 1828, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/platen_gedichte_1828/222>, abgerufen am 23.11.2024.