Nie hat ein spät'res Bild dein Bild vernichtet, Das fühlt' ich stets vielleicht und fühl' es heute, Da sich's nach langen Jahren mir erneute, Nachdem ich manchen Wahn der Welt gesichtet.
O Zeit, in der ich noch für dich gedichtet Was, außer mir, sich keiner Leser freute! Noch war mein Name nicht der Welt zur Beute, Die selten fühlt und oft so lieblos richtet!
Noch unbekannt mit meinen eig'nen Trieben, Zu ernst, zu schüchtern, allzusehr verschlossen, Bin ich dir fremd durch eigne Schuld geblieben.
Da wieder nun ich deines Blicks genossen, Empfind' ich wieder jenen Drang, zu lieben; Doch meine schönste Jugend ist verflossen.
XXXIX.
Nie hat ein ſpaͤt'res Bild dein Bild vernichtet, Das fuͤhlt' ich ſtets vielleicht und fuͤhl' es heute, Da ſich's nach langen Jahren mir erneute, Nachdem ich manchen Wahn der Welt geſichtet.
O Zeit, in der ich noch fuͤr dich gedichtet Was, außer mir, ſich keiner Leſer freute! Noch war mein Name nicht der Welt zur Beute, Die ſelten fuͤhlt und oft ſo lieblos richtet!
Noch unbekannt mit meinen eig'nen Trieben, Zu ernſt, zu ſchuͤchtern, allzuſehr verſchloſſen, Bin ich dir fremd durch eigne Schuld geblieben.
Da wieder nun ich deines Blicks genoſſen, Empfind' ich wieder jenen Drang, zu lieben; Doch meine ſchoͤnſte Jugend iſt verfloſſen.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0217"n="207"/></div><divn="3"><head><hirendition="#aq">XXXIX</hi>.<lb/></head><lgtype="poem"><lgn="1"><l><hirendition="#in">N</hi>ie hat ein ſpaͤt'res Bild dein Bild vernichtet,</l><lb/><l>Das fuͤhlt' ich ſtets vielleicht und fuͤhl' es heute,</l><lb/><l>Da ſich's nach langen Jahren mir erneute,</l><lb/><l>Nachdem ich manchen Wahn der Welt geſichtet.</l><lb/></lg><lgn="2"><l>O Zeit, in der ich noch fuͤr dich gedichtet</l><lb/><l>Was, außer mir, ſich keiner Leſer freute!</l><lb/><l>Noch war mein Name nicht der Welt zur Beute,</l><lb/><l>Die ſelten fuͤhlt und oft ſo lieblos richtet!</l><lb/></lg><lgn="3"><l>Noch unbekannt mit meinen eig'nen Trieben,</l><lb/><l>Zu ernſt, zu ſchuͤchtern, allzuſehr verſchloſſen,</l><lb/><l>Bin ich dir fremd durch eigne Schuld geblieben.</l><lb/></lg><lgn="4"><l>Da wieder nun ich deines Blicks genoſſen,</l><lb/><l>Empfind' ich wieder jenen Drang, zu lieben;</l><lb/><l>Doch meine ſchoͤnſte Jugend iſt verfloſſen.</l><lb/></lg></lg><milestonerendition="#hr"unit="section"/></div></div></div></body></text></TEI>
[207/0217]
XXXIX.
Nie hat ein ſpaͤt'res Bild dein Bild vernichtet,
Das fuͤhlt' ich ſtets vielleicht und fuͤhl' es heute,
Da ſich's nach langen Jahren mir erneute,
Nachdem ich manchen Wahn der Welt geſichtet.
O Zeit, in der ich noch fuͤr dich gedichtet
Was, außer mir, ſich keiner Leſer freute!
Noch war mein Name nicht der Welt zur Beute,
Die ſelten fuͤhlt und oft ſo lieblos richtet!
Noch unbekannt mit meinen eig'nen Trieben,
Zu ernſt, zu ſchuͤchtern, allzuſehr verſchloſſen,
Bin ich dir fremd durch eigne Schuld geblieben.
Da wieder nun ich deines Blicks genoſſen,
Empfind' ich wieder jenen Drang, zu lieben;
Doch meine ſchoͤnſte Jugend iſt verfloſſen.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Platen, August von: Gedichte. Stuttgart, 1828, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/platen_gedichte_1828/217>, abgerufen am 17.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.