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Platen, August von: Gedichte. Stuttgart, 1828.

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XLIII.
Diese weichlichen Gesänge, die ich hier zusammen flocht
Wenn sie auch die Strenge tadelt, hat's die Liebe je
vermocht?

Laßt das schelmische Getändel schmeicheln sich in eure
Brust,

Möge der Verstand es schelten, wenn das Herz euch nur
gepocht!

Dachtet ihr an weise Lehren, wenn das Liebchen euch
umschlang?

Fragtet ihr um Rath die Sitte, wenn ihr an den Rosen
rocht?

Andre Gaben würd' ich pflegen, wenn sie mir das Loos
ertheilt,

Doch nur Schönes sezt in Flammen meines Lebens
schwanken Docht;

Denn mir ward ein Sinn gegeben, den ich selbst mir
nicht verlieh,

Stolz und trotzig gegen Alles, doch vom Schönen unter¬
jocht:

Das nur ist es, was mich fesselt, ob ich wandle durch
den Hain,

Ob mir holde Blicke lächeln, ob der Wein im Becher
kocht!

Das nur ist's, wofür ich athme, das nur, was mich
treu bewahrt,

Wenn ich liebender Entsagung ehrenvolle Kämpfe focht.

v. Platen's Gedichte. 11
XLIII.
Dieſe weichlichen Geſaͤnge, die ich hier zuſammen flocht
Wenn ſie auch die Strenge tadelt, hat's die Liebe je
vermocht?

Laßt das ſchelmiſche Getaͤndel ſchmeicheln ſich in eure
Bruſt,

Moͤge der Verſtand es ſchelten, wenn das Herz euch nur
gepocht!

Dachtet ihr an weiſe Lehren, wenn das Liebchen euch
umſchlang?

Fragtet ihr um Rath die Sitte, wenn ihr an den Roſen
rocht?

Andre Gaben wuͤrd' ich pflegen, wenn ſie mir das Loos
ertheilt,

Doch nur Schoͤnes ſezt in Flammen meines Lebens
ſchwanken Docht;

Denn mir ward ein Sinn gegeben, den ich ſelbſt mir
nicht verlieh,

Stolz und trotzig gegen Alles, doch vom Schoͤnen unter¬
jocht:

Das nur iſt es, was mich feſſelt, ob ich wandle durch
den Hain,

Ob mir holde Blicke laͤcheln, ob der Wein im Becher
kocht!

Das nur iſt's, wofuͤr ich athme, das nur, was mich
treu bewahrt,

Wenn ich liebender Entſagung ehrenvolle Kaͤmpfe focht.

v. Platen's Gedichte. 11
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[161/0171] XLIII. Dieſe weichlichen Geſaͤnge, die ich hier zuſammen flocht Wenn ſie auch die Strenge tadelt, hat's die Liebe je vermocht? Laßt das ſchelmiſche Getaͤndel ſchmeicheln ſich in eure Bruſt, Moͤge der Verſtand es ſchelten, wenn das Herz euch nur gepocht! Dachtet ihr an weiſe Lehren, wenn das Liebchen euch umſchlang? Fragtet ihr um Rath die Sitte, wenn ihr an den Roſen rocht? Andre Gaben wuͤrd' ich pflegen, wenn ſie mir das Loos ertheilt, Doch nur Schoͤnes ſezt in Flammen meines Lebens ſchwanken Docht; Denn mir ward ein Sinn gegeben, den ich ſelbſt mir nicht verlieh, Stolz und trotzig gegen Alles, doch vom Schoͤnen unter¬ jocht: Das nur iſt es, was mich feſſelt, ob ich wandle durch den Hain, Ob mir holde Blicke laͤcheln, ob der Wein im Becher kocht! Das nur iſt's, wofuͤr ich athme, das nur, was mich treu bewahrt, Wenn ich liebender Entſagung ehrenvolle Kaͤmpfe focht. v. Platen's Gedichte. 11

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Zitationshilfe: Platen, August von: Gedichte. Stuttgart, 1828, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/platen_gedichte_1828/171>, abgerufen am 24.11.2024.