Platen, August von: Gedichte. Stuttgart, 1828.XIX. Hab' ich doch Verlust in Allem, was ich je gewann, ertragen; Aber glaubet mir, das Leben läßt sich dann und wann ertragen! Zwar des Leidens ganze Bürde riß mich oft schon halb zu Boden, Doch ich hab' es immer wieder, wenn ich mich besann, ertragen: Mir geziemt der volle Becher, mir der volle Klang der Lauten, Denn den vollen Schmerz des Lebens hab' ich als ein Mann ertragen! Doch nun fühl' ich, wie auf Fitt'gen, bis zum Himmel mich gehoben, Denn es lehrte mich das Leben, daß man Alles kann ertragen! Und es öffnet gegen Alle sich das Herz in reiner Liebe, Und ich will so gern mit Allen dieses Lebens Bann er¬ tragen: Schließt den Kreis und leert die Flaschen, diese Som¬ mernächte feyernd, Schlimmre Zeiten werden kommen, die wir auch sodann ertragen. XIX. Hab' ich doch Verluſt in Allem, was ich je gewann, ertragen; Aber glaubet mir, das Leben laͤßt ſich dann und wann ertragen! Zwar des Leidens ganze Buͤrde riß mich oft ſchon halb zu Boden, Doch ich hab' es immer wieder, wenn ich mich beſann, ertragen: Mir geziemt der volle Becher, mir der volle Klang der Lauten, Denn den vollen Schmerz des Lebens hab' ich als ein Mann ertragen! Doch nun fuͤhl' ich, wie auf Fitt'gen, bis zum Himmel mich gehoben, Denn es lehrte mich das Leben, daß man Alles kann ertragen! Und es oͤffnet gegen Alle ſich das Herz in reiner Liebe, Und ich will ſo gern mit Allen dieſes Lebens Bann er¬ tragen: Schließt den Kreis und leert die Flaſchen, dieſe Som¬ mernaͤchte feyernd, Schlimmre Zeiten werden kommen, die wir auch ſodann ertragen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0147" n="137"/> </div> <div n="3"> <head> <hi rendition="#aq">XIX.</hi><lb/> </head> <lg type="poem"> <l><hi rendition="#in">H</hi>ab' ich doch Verluſt in Allem, was ich je gewann,<lb/><hi rendition="#et">ertragen;</hi></l><lb/> <l>Aber glaubet mir, das Leben laͤßt ſich dann und wann<lb/><hi rendition="#et">ertragen!</hi></l><lb/> <l>Zwar des Leidens ganze Buͤrde riß mich oft ſchon halb<lb/><hi rendition="#et">zu Boden,</hi></l><lb/> <l>Doch ich hab' es immer wieder, wenn ich mich beſann,<lb/><hi rendition="#et">ertragen:</hi></l><lb/> <l>Mir geziemt der volle Becher, mir der volle Klang der<lb/><hi rendition="#et">Lauten,</hi></l><lb/> <l>Denn den vollen Schmerz des Lebens hab' ich als ein<lb/><hi rendition="#et">Mann ertragen!</hi></l><lb/> <l>Doch nun fuͤhl' ich, wie auf Fitt'gen, bis zum Himmel<lb/><hi rendition="#et">mich gehoben,</hi></l><lb/> <l>Denn es lehrte mich das Leben, daß man Alles kann<lb/><hi rendition="#et">ertragen!</hi></l><lb/> <l>Und es oͤffnet gegen Alle ſich das Herz in reiner Liebe,</l><lb/> <l>Und ich will ſo gern mit Allen dieſes Lebens Bann er¬<lb/><hi rendition="#et">tragen:</hi></l><lb/> <l>Schließt den Kreis und leert die Flaſchen, dieſe Som¬<lb/><hi rendition="#et">mernaͤchte feyernd,</hi></l><lb/> <l>Schlimmre Zeiten werden kommen, die wir auch ſodann<lb/><hi rendition="#et">ertragen.</hi></l><lb/> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [137/0147]
XIX.
Hab' ich doch Verluſt in Allem, was ich je gewann,
ertragen;
Aber glaubet mir, das Leben laͤßt ſich dann und wann
ertragen!
Zwar des Leidens ganze Buͤrde riß mich oft ſchon halb
zu Boden,
Doch ich hab' es immer wieder, wenn ich mich beſann,
ertragen:
Mir geziemt der volle Becher, mir der volle Klang der
Lauten,
Denn den vollen Schmerz des Lebens hab' ich als ein
Mann ertragen!
Doch nun fuͤhl' ich, wie auf Fitt'gen, bis zum Himmel
mich gehoben,
Denn es lehrte mich das Leben, daß man Alles kann
ertragen!
Und es oͤffnet gegen Alle ſich das Herz in reiner Liebe,
Und ich will ſo gern mit Allen dieſes Lebens Bann er¬
tragen:
Schließt den Kreis und leert die Flaſchen, dieſe Som¬
mernaͤchte feyernd,
Schlimmre Zeiten werden kommen, die wir auch ſodann
ertragen.
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