Platen, August von: Gedichte. Stuttgart, 1828.XVIII. Die Fülle dieses Lebens erfüllt mich oft mit Schrecken, Als fielen alle Sterne vom Himmel, mich zu decken: Es reizt die Welt mein Auge durch tausend prächt'ge Formen, Wo soll vor diesem Drange, wie Saul, ich mich ver¬ stecken? Des Forschens Labyrinthe! Der Kunst Gestaltenzauber! Der Völker That und Sage! Der Länder schöne Strecken! Auf meinem Busen lastet unendliche Begierde Nach jenen Schätzen allen, die Lieb' und Lust erwecken! So wär' ich längst erlegen; doch meine Blicke sollten In Einen Punkt verdichtet des Schönen All entdecken: Seitdem du mir erschienen, entsagt' ich diesem Schweifen Nach allen Himmelswinkeln, nach allen Erdenecken. Es dampft der Quell der Jugend vom Fels im Wirbel¬ staube, Bis friedlich ihn und silbern umfängt der Liebe Becken. XVIII. Die Fuͤlle dieſes Lebens erfuͤllt mich oft mit Schrecken, Als fielen alle Sterne vom Himmel, mich zu decken: Es reizt die Welt mein Auge durch tauſend praͤcht'ge Formen, Wo ſoll vor dieſem Drange, wie Saul, ich mich ver¬ ſtecken? Des Forſchens Labyrinthe! Der Kunſt Geſtaltenzauber! Der Voͤlker That und Sage! Der Laͤnder ſchoͤne Strecken! Auf meinem Buſen laſtet unendliche Begierde Nach jenen Schaͤtzen allen, die Lieb' und Luſt erwecken! So waͤr' ich laͤngſt erlegen; doch meine Blicke ſollten In Einen Punkt verdichtet des Schoͤnen All entdecken: Seitdem du mir erſchienen, entſagt' ich dieſem Schweifen Nach allen Himmelswinkeln, nach allen Erdenecken. Es dampft der Quell der Jugend vom Fels im Wirbel¬ ſtaube, Bis friedlich ihn und ſilbern umfaͤngt der Liebe Becken. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0146" n="136"/> </div> <div n="3"> <head> <hi rendition="#aq">XVIII.</hi><lb/> </head> <lg type="poem"> <l><hi rendition="#in">D</hi>ie Fuͤlle dieſes Lebens erfuͤllt mich oft mit Schrecken,</l><lb/> <l>Als fielen alle Sterne vom Himmel, mich zu decken:</l><lb/> <l>Es reizt die Welt mein Auge durch tauſend praͤcht'ge<lb/><hi rendition="#et">Formen,</hi></l><lb/> <l>Wo ſoll vor dieſem Drange, wie Saul, ich mich ver¬<lb/><hi rendition="#et">ſtecken?</hi></l><lb/> <l>Des Forſchens Labyrinthe! Der Kunſt Geſtaltenzauber!</l><lb/> <l>Der Voͤlker That und Sage! Der Laͤnder ſchoͤne Strecken!</l><lb/> <l>Auf meinem Buſen laſtet unendliche Begierde</l><lb/> <l>Nach jenen Schaͤtzen allen, die Lieb' und Luſt erwecken!</l><lb/> <l>So waͤr' ich laͤngſt erlegen; doch meine Blicke ſollten</l><lb/> <l>In Einen Punkt verdichtet des Schoͤnen All entdecken:</l><lb/> <l>Seitdem du mir erſchienen, entſagt' ich dieſem Schweifen</l><lb/> <l>Nach allen Himmelswinkeln, nach allen Erdenecken.</l><lb/> <l>Es dampft der Quell der Jugend vom Fels im Wirbel¬<lb/><hi rendition="#et">ſtaube,</hi></l><lb/> <l>Bis friedlich ihn und ſilbern umfaͤngt der Liebe Becken.</l><lb/> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [136/0146]
XVIII.
Die Fuͤlle dieſes Lebens erfuͤllt mich oft mit Schrecken,
Als fielen alle Sterne vom Himmel, mich zu decken:
Es reizt die Welt mein Auge durch tauſend praͤcht'ge
Formen,
Wo ſoll vor dieſem Drange, wie Saul, ich mich ver¬
ſtecken?
Des Forſchens Labyrinthe! Der Kunſt Geſtaltenzauber!
Der Voͤlker That und Sage! Der Laͤnder ſchoͤne Strecken!
Auf meinem Buſen laſtet unendliche Begierde
Nach jenen Schaͤtzen allen, die Lieb' und Luſt erwecken!
So waͤr' ich laͤngſt erlegen; doch meine Blicke ſollten
In Einen Punkt verdichtet des Schoͤnen All entdecken:
Seitdem du mir erſchienen, entſagt' ich dieſem Schweifen
Nach allen Himmelswinkeln, nach allen Erdenecken.
Es dampft der Quell der Jugend vom Fels im Wirbel¬
ſtaube,
Bis friedlich ihn und ſilbern umfaͤngt der Liebe Becken.
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