Platen, August von: Gedichte. Stuttgart, 1828.XVI. Laß dich nicht verführen von der Rose Düften: Die am vollsten wuchert, wuchert auf den Grüften; Laß dich nicht verlocken vom Cypressenwuchse, Denn Gewürme nagen seine schlanken Hüften; Staune nicht dem Felsen! Stürme, Winde, Blitze, Selbst der Menschen Aexte mögen ihn zerklüften; Flehst du zu den Sternen? Sterne sind nur Flocken, Die nicht schmelzen können in den kalten Lüften. XVII. Das Morgenroth beschämt die Nacht endlich; Die lange Müh' vergilt der Schacht endlich; Die Wolken bargen stets den Mond wieder, Doch er gewann die schöne Schlacht endlich; Es hat die Sonne grüne Brautperlen Aus Wittwenthränenthau gemacht endlich; Der Samenfunke glimmt im Erdreiche, Bis man die Tulpenflamme facht endlich! XVI. Laß dich nicht verfuͤhren von der Roſe Duͤften: Die am vollſten wuchert, wuchert auf den Gruͤften; Laß dich nicht verlocken vom Cypreſſenwuchſe, Denn Gewuͤrme nagen ſeine ſchlanken Huͤften; Staune nicht dem Felſen! Stuͤrme, Winde, Blitze, Selbſt der Menſchen Aexte moͤgen ihn zerkluͤften; Flehſt du zu den Sternen? Sterne ſind nur Flocken, Die nicht ſchmelzen koͤnnen in den kalten Luͤften. XVII. Das Morgenroth beſchaͤmt die Nacht endlich; Die lange Muͤh' vergilt der Schacht endlich; Die Wolken bargen ſtets den Mond wieder, Doch er gewann die ſchoͤne Schlacht endlich; Es hat die Sonne gruͤne Brautperlen Aus Wittwenthraͤnenthau gemacht endlich; Der Samenfunke glimmt im Erdreiche, Bis man die Tulpenflamme facht endlich! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0105" n="95"/> </div> <div n="3"> <head> <hi rendition="#aq">XVI.</hi><lb/> </head> <lg type="poem"> <l><hi rendition="#in">L</hi>aß dich nicht verfuͤhren von der Roſe Duͤften:</l><lb/> <l>Die am vollſten wuchert, wuchert auf den Gruͤften;</l><lb/> <l>Laß dich nicht verlocken vom Cypreſſenwuchſe,</l><lb/> <l>Denn Gewuͤrme nagen ſeine ſchlanken Huͤften;</l><lb/> <l>Staune nicht dem Felſen! Stuͤrme, Winde, Blitze,</l><lb/> <l>Selbſt der Menſchen Aexte moͤgen ihn zerkluͤften;</l><lb/> <l>Flehſt du zu den Sternen? Sterne ſind nur Flocken,</l><lb/> <l>Die nicht ſchmelzen koͤnnen in den kalten Luͤften.</l><lb/> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> <div n="3"> <head> <hi rendition="#aq">XVII.</hi><lb/> </head> <lg type="poem"> <l><hi rendition="#in">D</hi>as Morgenroth beſchaͤmt die Nacht endlich;</l><lb/> <l>Die lange Muͤh' vergilt der Schacht endlich;</l><lb/> <l>Die Wolken bargen ſtets den Mond wieder,</l><lb/> <l>Doch er gewann die ſchoͤne Schlacht endlich;</l><lb/> <l>Es hat die Sonne gruͤne Brautperlen</l><lb/> <l>Aus Wittwenthraͤnenthau gemacht endlich;</l><lb/> <l>Der Samenfunke glimmt im Erdreiche,</l><lb/> <l>Bis man die Tulpenflamme facht endlich!</l><lb/> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [95/0105]
XVI.
Laß dich nicht verfuͤhren von der Roſe Duͤften:
Die am vollſten wuchert, wuchert auf den Gruͤften;
Laß dich nicht verlocken vom Cypreſſenwuchſe,
Denn Gewuͤrme nagen ſeine ſchlanken Huͤften;
Staune nicht dem Felſen! Stuͤrme, Winde, Blitze,
Selbſt der Menſchen Aexte moͤgen ihn zerkluͤften;
Flehſt du zu den Sternen? Sterne ſind nur Flocken,
Die nicht ſchmelzen koͤnnen in den kalten Luͤften.
XVII.
Das Morgenroth beſchaͤmt die Nacht endlich;
Die lange Muͤh' vergilt der Schacht endlich;
Die Wolken bargen ſtets den Mond wieder,
Doch er gewann die ſchoͤne Schlacht endlich;
Es hat die Sonne gruͤne Brautperlen
Aus Wittwenthraͤnenthau gemacht endlich;
Der Samenfunke glimmt im Erdreiche,
Bis man die Tulpenflamme facht endlich!
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