Platen, August von: Gedichte. Stuttgart, 1828.XIV. Du siehst, wir lächeln deinem Hohne nur: Was nie du fassen wirst, verschone nur! Der Käfer hier beschmuzt den reinen Quell, Doch er ertrinkt, er hat's zum Lohne nur! Es hängen Tropfen an die Tulpe sich, Doch sie verschönern ihre Krone nur! Das Schilf erklang, der Hirte schnitt es ab, Als Flöte scholl's mit süßerm Tone nur! XV. Wähnst du, daß der Frommen Haus dich aufgenommen? Bist du je des Zweifels Ungethüm entkommen? Bist du je des Sehnens Meere durchgeschwommen? Hat dir je den Busen Liebesschmerz beklommen? Hast du je des Todes Tiefen Sinn vernommen? Bist du, hinzuopfern Irdisches, entglommen? Offen stehn die Thore, Bist du's, magst du kommen! XIV. Du ſiehſt, wir laͤcheln deinem Hohne nur: Was nie du faſſen wirſt, verſchone nur! Der Kaͤfer hier beſchmuzt den reinen Quell, Doch er ertrinkt, er hat's zum Lohne nur! Es haͤngen Tropfen an die Tulpe ſich, Doch ſie verſchoͤnern ihre Krone nur! Das Schilf erklang, der Hirte ſchnitt es ab, Als Floͤte ſcholl's mit ſuͤßerm Tone nur! XV. Waͤhnſt du, daß der Frommen Haus dich aufgenommen? Biſt du je des Zweifels Ungethuͤm entkommen? Biſt du je des Sehnens Meere durchgeſchwommen? Hat dir je den Buſen Liebesſchmerz beklommen? Haſt du je des Todes Tiefen Sinn vernommen? Biſt du, hinzuopfern Irdiſches, entglommen? Offen ſtehn die Thore, Biſt du's, magſt du kommen! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb n="94" facs="#f0104"/> </div> <div n="3"> <head> <hi rendition="#aq">XIV.</hi><lb/> </head> <lg type="poem"> <l><hi rendition="#in">D</hi>u ſiehſt, wir laͤcheln deinem Hohne nur:</l><lb/> <l>Was nie du faſſen wirſt, verſchone nur!</l><lb/> <l>Der Kaͤfer hier beſchmuzt den reinen Quell,</l><lb/> <l>Doch er ertrinkt, er hat's zum Lohne nur!</l><lb/> <l>Es haͤngen Tropfen an die Tulpe ſich,</l><lb/> <l>Doch ſie verſchoͤnern ihre Krone nur!</l><lb/> <l>Das Schilf erklang, der Hirte ſchnitt es ab,</l><lb/> <l>Als Floͤte ſcholl's mit ſuͤßerm Tone nur!</l><lb/> </lg> <milestone unit="section" rendition="#hr"/> </div> <div n="3"> <head> <hi rendition="#aq">XV.</hi><lb/> </head> <lg type="poem"> <l><hi rendition="#in">W</hi>aͤhnſt du, daß der Frommen</l><lb/> <l>Haus dich aufgenommen?</l><lb/> <l>Biſt du je des Zweifels</l><lb/> <l>Ungethuͤm entkommen?</l><lb/> <l>Biſt du je des Sehnens</l><lb/> <l>Meere durchgeſchwommen?</l><lb/> <l>Hat dir je den Buſen</l><lb/> <l>Liebesſchmerz beklommen?</l><lb/> <l>Haſt du je des Todes</l><lb/> <l>Tiefen Sinn vernommen?</l><lb/> <l>Biſt du, hinzuopfern</l><lb/> <l>Irdiſches, entglommen?</l><lb/> <l>Offen ſtehn die Thore,</l><lb/> <l>Biſt du's, magſt du kommen!</l><lb/> </lg> <milestone unit="section" rendition="#hr"/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [94/0104]
XIV.
Du ſiehſt, wir laͤcheln deinem Hohne nur:
Was nie du faſſen wirſt, verſchone nur!
Der Kaͤfer hier beſchmuzt den reinen Quell,
Doch er ertrinkt, er hat's zum Lohne nur!
Es haͤngen Tropfen an die Tulpe ſich,
Doch ſie verſchoͤnern ihre Krone nur!
Das Schilf erklang, der Hirte ſchnitt es ab,
Als Floͤte ſcholl's mit ſuͤßerm Tone nur!
XV.
Waͤhnſt du, daß der Frommen
Haus dich aufgenommen?
Biſt du je des Zweifels
Ungethuͤm entkommen?
Biſt du je des Sehnens
Meere durchgeſchwommen?
Hat dir je den Buſen
Liebesſchmerz beklommen?
Haſt du je des Todes
Tiefen Sinn vernommen?
Biſt du, hinzuopfern
Irdiſches, entglommen?
Offen ſtehn die Thore,
Biſt du's, magſt du kommen!
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Zitationshilfe: | Platen, August von: Gedichte. Stuttgart, 1828, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/platen_gedichte_1828/104>, abgerufen am 03.03.2025. |