Platen, August von: Die verhängnißvolle Gabel. Stuttgart u. a., 1826.
Uebertreff' er ihn auch, denn er macht sich dadurch zu gedieg- neren Worten verbindlich. Doch, kommt er kutschirt mit leichtem Gepäck und gekritzel- ter Stümperdepesche, Gleich schicke man ihn über Schilda zurück, in des Nicolai Kalesche! Euch aber, zur Gunst und zur Liebe geneigt, weissage der Dichter vertraulich Des Gedichts Vorzug, wie er selbst es versteht, denn er hält es für hübsch und erbaulich: Ihr findet darin, bei sonstigem Spaß, auch Rath und nütz- liche Lehre, Und Alles zum Trotz dem Verkehrten der Zeit und dem Trefflichen Alles zur Ehre. Ihr findet darin manch witziges Wort und manche gefällige Wendung, Und erfindende Kraft und Leichtigkeit und eine gewisse Vollendung; Denn, wie sich enthüllt jemaliger Zeit Volksthum in den epischen Liedern, So spiegelt es auch in Comödien sich, mit allen Gelenken und Gliedern; Drum hat der Poet euch Deutschland selbst, euch deutsche Gebrechen geschildert, Doch hat er den Spott durch freundlichen Scherz, durch hüpfende Verse gemildert. Nicht wirkungslos bleibt dieses Gedicht, das glaubt nur meiner Betheurung, Und der wahren Comödie Sternbild steht im erfreulichen Licht der Erneu'rung. Der Aesthetiker wird's, da es nun da ist, als ganz alltäg- lich ermessen,
Uebertreff' er ihn auch, denn er macht ſich dadurch zu gedieg- neren Worten verbindlich. Doch, kommt er kutſchirt mit leichtem Gepaͤck und gekritzel- ter Stuͤmperdepeſche, Gleich ſchicke man ihn uͤber Schilda zuruͤck, in des Nicolai Kaleſche! Euch aber, zur Gunſt und zur Liebe geneigt, weiſſage der Dichter vertraulich Des Gedichts Vorzug, wie er ſelbſt es verſteht, denn er haͤlt es fuͤr huͤbſch und erbaulich: Ihr findet darin, bei ſonſtigem Spaß, auch Rath und nuͤtz- liche Lehre, Und Alles zum Trotz dem Verkehrten der Zeit und dem Trefflichen Alles zur Ehre. Ihr findet darin manch witziges Wort und manche gefaͤllige Wendung, Und erfindende Kraft und Leichtigkeit und eine gewiſſe Vollendung; Denn, wie ſich enthuͤllt jemaliger Zeit Volksthum in den epiſchen Liedern, So ſpiegelt es auch in Comoͤdien ſich, mit allen Gelenken und Gliedern; Drum hat der Poet euch Deutſchland ſelbſt, euch deutſche Gebrechen geſchildert, Doch hat er den Spott durch freundlichen Scherz, durch huͤpfende Verſe gemildert. Nicht wirkungslos bleibt dieſes Gedicht, das glaubt nur meiner Betheurung, Und der wahren Comoͤdie Sternbild ſteht im erfreulichen Licht der Erneu'rung. Der Aeſthetiker wird's, da es nun da iſt, als ganz alltaͤg- lich ermeſſen, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#SCHM"> <p><pb facs="#f0093" n="87"/> Uebertreff' er ihn auch, denn er macht ſich dadurch zu gedieg-<lb/> neren Worten verbindlich.<lb/> Doch, kommt er kutſchirt mit leichtem Gepaͤck und gekritzel-<lb/> ter Stuͤmperdepeſche,<lb/> Gleich ſchicke man ihn uͤber Schilda zuruͤck, in des Nicolai<lb/> Kaleſche!<lb/> Euch aber, zur Gunſt und zur Liebe geneigt, weiſſage der<lb/> Dichter vertraulich<lb/> Des Gedichts Vorzug, wie er ſelbſt es verſteht, denn er<lb/> haͤlt es fuͤr huͤbſch und erbaulich:<lb/> Ihr findet darin, bei ſonſtigem Spaß, auch Rath und nuͤtz-<lb/> liche Lehre,<lb/> Und Alles zum Trotz dem Verkehrten der Zeit und dem<lb/> Trefflichen Alles zur Ehre.<lb/> Ihr findet darin manch witziges Wort und manche gefaͤllige<lb/> Wendung,<lb/> Und erfindende Kraft und Leichtigkeit und eine gewiſſe<lb/> Vollendung;<lb/> Denn, wie ſich enthuͤllt jemaliger Zeit Volksthum in den<lb/> epiſchen Liedern,<lb/> So ſpiegelt es auch in Comoͤdien ſich, mit allen Gelenken<lb/> und Gliedern;<lb/> Drum hat der Poet euch Deutſchland ſelbſt, euch deutſche<lb/> Gebrechen geſchildert,<lb/> Doch hat er den Spott durch freundlichen Scherz, durch<lb/> huͤpfende Verſe gemildert.<lb/> Nicht wirkungslos bleibt dieſes Gedicht, das glaubt nur<lb/> meiner Betheurung,<lb/> Und der wahren Comoͤdie Sternbild ſteht im erfreulichen<lb/> Licht der Erneu'rung.<lb/> Der Aeſthetiker wird's, da es nun da iſt, als ganz alltaͤg-<lb/> lich ermeſſen,<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [87/0093]
Uebertreff' er ihn auch, denn er macht ſich dadurch zu gedieg-
neren Worten verbindlich.
Doch, kommt er kutſchirt mit leichtem Gepaͤck und gekritzel-
ter Stuͤmperdepeſche,
Gleich ſchicke man ihn uͤber Schilda zuruͤck, in des Nicolai
Kaleſche!
Euch aber, zur Gunſt und zur Liebe geneigt, weiſſage der
Dichter vertraulich
Des Gedichts Vorzug, wie er ſelbſt es verſteht, denn er
haͤlt es fuͤr huͤbſch und erbaulich:
Ihr findet darin, bei ſonſtigem Spaß, auch Rath und nuͤtz-
liche Lehre,
Und Alles zum Trotz dem Verkehrten der Zeit und dem
Trefflichen Alles zur Ehre.
Ihr findet darin manch witziges Wort und manche gefaͤllige
Wendung,
Und erfindende Kraft und Leichtigkeit und eine gewiſſe
Vollendung;
Denn, wie ſich enthuͤllt jemaliger Zeit Volksthum in den
epiſchen Liedern,
So ſpiegelt es auch in Comoͤdien ſich, mit allen Gelenken
und Gliedern;
Drum hat der Poet euch Deutſchland ſelbſt, euch deutſche
Gebrechen geſchildert,
Doch hat er den Spott durch freundlichen Scherz, durch
huͤpfende Verſe gemildert.
Nicht wirkungslos bleibt dieſes Gedicht, das glaubt nur
meiner Betheurung,
Und der wahren Comoͤdie Sternbild ſteht im erfreulichen
Licht der Erneu'rung.
Der Aeſthetiker wird's, da es nun da iſt, als ganz alltaͤg-
lich ermeſſen,
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