Platen, August von: Die verhängnißvolle Gabel. Stuttgart u. a., 1826. Schmuhl. Was meint ihr, daß dem Postillon Trinkgeld sie ga[b]? Wirth. Je nun, vielleicht dasselbige was Gellert einst, Um das Rhinoceros zu sehen, eingesteckt? Schmuhl. Ein Stück Papier als unbegränzten Wechselbrief, Zahlbar für Jeden, und einige Besitzungen Im Norden Grönlands. Wirth. Himmlische Verschwenderin! Den Göttern dank' ich, daß sie dich ins Haus geführt! Schmuhl. Vielleicht, wenn etwa morgen ihr die Zeche macht, Gibt sie zum Angedenken euch Australien. Wirth. Wie konnte sie so Vieles denn erübrigen, Wofern sie nicht aus fürstlichem Geblüte stammt? Schmuhl. Das fragt bei Rothschilds, oder sonst in Israel. Ich lege nachgerade mich zu Bette jetzt. (ab.) Wirth. Schlaft wohl! -- das nenn' ich einmal eine Reisende! Wenn aber diese Lady nicht ein Töchterchen Von einem Dalai Lama, ja, Großmogul, ist, So will ich nicht der Speisewirth zur Gabel seyn! Sie ist vielleicht dieselbe Tibetanerin, Von welcher neulich mitgetheilt ein Reisender, Daß sie die künft'ge Heldin eines Trauerspiels Des Dichters wäre, der die Schuld geschneidert hat, Schmuhl. Was meint ihr, daß dem Poſtillon Trinkgeld ſie ga[b]? Wirth. Je nun, vielleicht daſſelbige was Gellert einſt, Um das Rhinoceros zu ſehen, eingeſteckt? Schmuhl. Ein Stuͤck Papier als unbegraͤnzten Wechſelbrief, Zahlbar fuͤr Jeden, und einige Beſitzungen Im Norden Groͤnlands. Wirth. Himmliſche Verſchwenderin! Den Goͤttern dank' ich, daß ſie dich ins Haus gefuͤhrt! Schmuhl. Vielleicht, wenn etwa morgen ihr die Zeche macht, Gibt ſie zum Angedenken euch Auſtralien. Wirth. Wie konnte ſie ſo Vieles denn eruͤbrigen, Wofern ſie nicht aus fuͤrſtlichem Gebluͤte ſtammt? Schmuhl. Das fragt bei Rothſchilds, oder ſonſt in Iſrael. Ich lege nachgerade mich zu Bette jetzt. (ab.) Wirth. Schlaft wohl! — das nenn' ich einmal eine Reiſende! Wenn aber dieſe Lady nicht ein Toͤchterchen Von einem Dalai Lama, ja, Großmogul, iſt, So will ich nicht der Speiſewirth zur Gabel ſeyn! Sie iſt vielleicht dieſelbe Tibetanerin, Von welcher neulich mitgetheilt ein Reiſender, Daß ſie die kuͤnft'ge Heldin eines Trauerſpiels Des Dichters waͤre, der die Schuld geſchneidert hat, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0081" n="75"/> <sp who="#SCHM"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Schmuhl</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Was meint ihr, daß dem Poſtillon Trinkgeld ſie ga<supplied>b</supplied>?</p> </sp><lb/> <sp who="#WIRTH"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Wirth</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Je nun, vielleicht daſſelbige was Gellert einſt,<lb/> Um das Rhinoceros zu ſehen, eingeſteckt?</p> </sp><lb/> <sp who="#SCHM"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Schmuhl</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Ein Stuͤck Papier als unbegraͤnzten Wechſelbrief,<lb/> Zahlbar fuͤr Jeden, und einige Beſitzungen<lb/> Im Norden Groͤnlands.</p> </sp><lb/> <sp who="#WIRTH"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Wirth</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Himmliſche Verſchwenderin!<lb/> Den Goͤttern dank' ich, daß ſie dich ins Haus gefuͤhrt!</p> </sp><lb/> <sp who="#SCHM"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Schmuhl</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Vielleicht, wenn etwa morgen ihr die Zeche macht,<lb/> Gibt ſie zum Angedenken euch Auſtralien.</p> </sp><lb/> <sp who="#WIRTH"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Wirth</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Wie konnte ſie ſo Vieles denn eruͤbrigen,<lb/> Wofern ſie nicht aus fuͤrſtlichem Gebluͤte ſtammt?</p> </sp><lb/> <sp who="#SCHM"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Schmuhl</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Das fragt bei Rothſchilds, oder ſonſt in Iſrael.<lb/> Ich lege nachgerade mich zu Bette jetzt.</p><lb/> <stage> <hi rendition="#right">(ab.)</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#WIRTH"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Wirth</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Schlaft wohl! — das nenn' ich einmal eine Reiſende!<lb/> Wenn aber dieſe Lady nicht ein Toͤchterchen<lb/> Von einem Dalai Lama, ja, Großmogul, iſt,<lb/> So will ich nicht der Speiſewirth zur Gabel ſeyn!<lb/> Sie iſt vielleicht dieſelbe Tibetanerin,<lb/> Von welcher neulich mitgetheilt ein Reiſender,<lb/> Daß ſie die kuͤnft'ge Heldin eines Trauerſpiels<lb/> Des Dichters waͤre, der die Schuld geſchneidert hat,<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [75/0081]
Schmuhl.
Was meint ihr, daß dem Poſtillon Trinkgeld ſie gab?
Wirth.
Je nun, vielleicht daſſelbige was Gellert einſt,
Um das Rhinoceros zu ſehen, eingeſteckt?
Schmuhl.
Ein Stuͤck Papier als unbegraͤnzten Wechſelbrief,
Zahlbar fuͤr Jeden, und einige Beſitzungen
Im Norden Groͤnlands.
Wirth.
Himmliſche Verſchwenderin!
Den Goͤttern dank' ich, daß ſie dich ins Haus gefuͤhrt!
Schmuhl.
Vielleicht, wenn etwa morgen ihr die Zeche macht,
Gibt ſie zum Angedenken euch Auſtralien.
Wirth.
Wie konnte ſie ſo Vieles denn eruͤbrigen,
Wofern ſie nicht aus fuͤrſtlichem Gebluͤte ſtammt?
Schmuhl.
Das fragt bei Rothſchilds, oder ſonſt in Iſrael.
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(ab.)
Wirth.
Schlaft wohl! — das nenn' ich einmal eine Reiſende!
Wenn aber dieſe Lady nicht ein Toͤchterchen
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So will ich nicht der Speiſewirth zur Gabel ſeyn!
Sie iſt vielleicht dieſelbe Tibetanerin,
Von welcher neulich mitgetheilt ein Reiſender,
Daß ſie die kuͤnft'ge Heldin eines Trauerſpiels
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Zitationshilfe: | Platen, August von: Die verhängnißvolle Gabel. Stuttgart u. a., 1826, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/platen_gabel_1826/81>, abgerufen am 16.02.2025. |