Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Platen, August von: Die verhängnißvolle Gabel. Stuttgart u. a., 1826.

Bild:
<< vorherige Seite
Schmuhl.
Was setzen wir in die Metopen?
Mopsus.
Abbildungen wohl von den Affen des Cap's und die Schicksals-
dichter dazwischen.
Schmuhl.
Jetzt weiß ich genug, ich folge dir nach.
Mopsus.
O wären wir über der Gränze!
(ab.)
Schmuhl (als Chorus).
Eh' ich in den Wagen steige, bring' ich euch noch hier zu Fuß
Unsres euch bekannten Dichters euch bereits bekannten Gruß!
Merkt ihr endlich, liebe Christen, zwischen diesem seinem Lied
Und den sonstigen Comödien einen kleinen Unterschied?
Merkt ihr endlich, daß es komisch keineswegs ihm dünkt und fein,
Euch Gemeines nur zu geben und zu geben es gemein?
Nein! Was häßlich scheint und niedrig, und entblößt von Halt
und Norm,
Werde zierlich wie das Schöne, durch des Geistes edle Form!
Nichts von Allem, was das Leben euch vergiftet, fecht' euch an,
Alles taucht die Hand des Dichters in der Schönheit Ocean!
Nicht allein der Glauben ist es, der die Welt besiegen lehrt,
Wißt, daß auch die Kunst in Flammen das Vergängliche ver-
zehrt!
Widerfahre denn auch unserm Freunde Billigkeit und Recht:
Seyd ihr taub, so höre du ihn, ungeborenes Geschlecht!
Denn es werden gute Geister schweben über seinem Wort,
Wenn es geht von Mund zu Munde, wenn es wechselt Ort
um Ort!
O wie manche Quasidichter, (sie zu nennen fehlt die Zeit,)
Schmuhl.
Was ſetzen wir in die Metopen?
Mopſus.
Abbildungen wohl von den Affen des Cap's und die Schickſals-
dichter dazwiſchen.
Schmuhl.
Jetzt weiß ich genug, ich folge dir nach.
Mopſus.
O waͤren wir uͤber der Graͤnze!
(ab.)
Schmuhl (als Chorus).
Eh' ich in den Wagen ſteige, bring' ich euch noch hier zu Fuß
Unſres euch bekannten Dichters euch bereits bekannten Gruß!
Merkt ihr endlich, liebe Chriſten, zwiſchen dieſem ſeinem Lied
Und den ſonſtigen Comoͤdien einen kleinen Unterſchied?
Merkt ihr endlich, daß es komiſch keineswegs ihm duͤnkt und fein,
Euch Gemeines nur zu geben und zu geben es gemein?
Nein! Was haͤßlich ſcheint und niedrig, und entbloͤßt von Halt
und Norm,
Werde zierlich wie das Schoͤne, durch des Geiſtes edle Form!
Nichts von Allem, was das Leben euch vergiftet, fecht' euch an,
Alles taucht die Hand des Dichters in der Schoͤnheit Ocean!
Nicht allein der Glauben iſt es, der die Welt beſiegen lehrt,
Wißt, daß auch die Kunſt in Flammen das Vergaͤngliche ver-
zehrt!
Widerfahre denn auch unſerm Freunde Billigkeit und Recht:
Seyd ihr taub, ſo hoͤre du ihn, ungeborenes Geſchlecht!
Denn es werden gute Geiſter ſchweben uͤber ſeinem Wort,
Wenn es geht von Mund zu Munde, wenn es wechſelt Ort
um Ort!
O wie manche Quaſidichter, (ſie zu nennen fehlt die Zeit,)
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0076" n="70"/>
          <sp who="#SCHM">
            <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Schmuhl</hi>.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Was &#x017F;etzen wir in die Metopen?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MOP">
            <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Mop&#x017F;us</hi>.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Abbildungen wohl von den Affen des Cap's und die Schick&#x017F;als-<lb/>
dichter dazwi&#x017F;chen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#SCHM">
            <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Schmuhl</hi>.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Jetzt weiß ich genug, ich folge dir nach.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MOP">
            <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Mop&#x017F;us</hi>.</hi> </speaker><lb/>
            <p>O wa&#x0364;ren wir u&#x0364;ber der Gra&#x0364;nze!</p><lb/>
            <stage> <hi rendition="#right">(ab.)</hi> </stage>
          </sp><lb/>
          <sp who="#SCHM">
            <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#g">Schmuhl</hi> </hi> </speaker>
            <stage> <hi rendition="#c">(als <hi rendition="#g">Chorus</hi>).</hi> </stage><lb/>
            <p>Eh' ich in den Wagen &#x017F;teige, bring' ich euch noch hier zu Fuß<lb/>
Un&#x017F;res euch bekannten Dichters euch bereits bekannten Gruß!<lb/>
Merkt ihr endlich, liebe Chri&#x017F;ten, zwi&#x017F;chen die&#x017F;em &#x017F;einem Lied<lb/>
Und den &#x017F;on&#x017F;tigen Como&#x0364;dien einen kleinen Unter&#x017F;chied?<lb/>
Merkt ihr endlich, daß es komi&#x017F;ch keineswegs ihm du&#x0364;nkt und fein,<lb/>
Euch Gemeines nur zu geben und zu geben es gemein?<lb/>
Nein! Was ha&#x0364;ßlich &#x017F;cheint und niedrig, und entblo&#x0364;ßt von Halt<lb/>
und Norm,<lb/>
Werde zierlich wie das Scho&#x0364;ne, durch des Gei&#x017F;tes edle Form!<lb/>
Nichts von Allem, was das Leben euch vergiftet, fecht' euch an,<lb/>
Alles taucht die Hand des Dichters in der Scho&#x0364;nheit Ocean!<lb/>
Nicht allein der Glauben i&#x017F;t es, der die Welt be&#x017F;iegen lehrt,<lb/>
Wißt, daß auch die Kun&#x017F;t in Flammen das Verga&#x0364;ngliche ver-<lb/>
zehrt!<lb/>
Widerfahre denn auch un&#x017F;erm Freunde Billigkeit und Recht:<lb/>
Seyd ihr taub, &#x017F;o ho&#x0364;re du ihn, ungeborenes Ge&#x017F;chlecht!<lb/>
Denn es werden gute Gei&#x017F;ter &#x017F;chweben u&#x0364;ber &#x017F;einem Wort,<lb/>
Wenn es geht von Mund zu Munde, wenn es wech&#x017F;elt Ort<lb/>
um Ort!<lb/>
O wie manche Qua&#x017F;idichter, (&#x017F;ie zu nennen fehlt die Zeit,)<lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[70/0076] Schmuhl. Was ſetzen wir in die Metopen? Mopſus. Abbildungen wohl von den Affen des Cap's und die Schickſals- dichter dazwiſchen. Schmuhl. Jetzt weiß ich genug, ich folge dir nach. Mopſus. O waͤren wir uͤber der Graͤnze! (ab.) Schmuhl (als Chorus). Eh' ich in den Wagen ſteige, bring' ich euch noch hier zu Fuß Unſres euch bekannten Dichters euch bereits bekannten Gruß! Merkt ihr endlich, liebe Chriſten, zwiſchen dieſem ſeinem Lied Und den ſonſtigen Comoͤdien einen kleinen Unterſchied? Merkt ihr endlich, daß es komiſch keineswegs ihm duͤnkt und fein, Euch Gemeines nur zu geben und zu geben es gemein? Nein! Was haͤßlich ſcheint und niedrig, und entbloͤßt von Halt und Norm, Werde zierlich wie das Schoͤne, durch des Geiſtes edle Form! Nichts von Allem, was das Leben euch vergiftet, fecht' euch an, Alles taucht die Hand des Dichters in der Schoͤnheit Ocean! Nicht allein der Glauben iſt es, der die Welt beſiegen lehrt, Wißt, daß auch die Kunſt in Flammen das Vergaͤngliche ver- zehrt! Widerfahre denn auch unſerm Freunde Billigkeit und Recht: Seyd ihr taub, ſo hoͤre du ihn, ungeborenes Geſchlecht! Denn es werden gute Geiſter ſchweben uͤber ſeinem Wort, Wenn es geht von Mund zu Munde, wenn es wechſelt Ort um Ort! O wie manche Quaſidichter, (ſie zu nennen fehlt die Zeit,)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/platen_gabel_1826
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/platen_gabel_1826/76
Zitationshilfe: Platen, August von: Die verhängnißvolle Gabel. Stuttgart u. a., 1826, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/platen_gabel_1826/76>, abgerufen am 25.11.2024.