Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Platen, August von: Die verhängnißvolle Gabel. Stuttgart u. a., 1826.

Bild:
<< vorherige Seite
Schmuhl.
Aber laß uns jetzt eintreten ins Haus, ich helfe dir packen,
Geliebter!
Mopsus.
O es ist schon gepackt, nichts nehm' ich mit mir, als eine
Schatulle von Eisen.
Bleib hier nur im Hof, gleich kehr' ich zurück, dann können
wir Alles besprechen;
Jetzt laß mich hinein, ich nehme nur noch von Weib und Kin-
derchen Abschied.

(ab.)
Schmuhl.
Abtrünniges Glück! So muß ich mich denn mit der Hälfte des
Schatzes begnügen?
O Geld! Was opfert das Menschengeschlecht nicht dir und dei-
nem Besitzthum?
Dir wuchert der Filz, und der Sämann sät nur dir, es be-
zieht der Soldat blos
Die Parade für dich und exerzirt, und der Schreiber copirt,
und es gucken
Buhldirnen für dich zum Fenster heraus, ja, Schornsteinfeger
zum Schornstein!
Vor den Uebrigen ziehst du das Judengemüth dir zu, wie ein
Schiff der Magnetberg.
Aber Eins verleihst du, o himmlisches Geld, was Wenige, die
dich besitzen,
Zu besitzen verstehn, zu genießen verstehn, was ist dieß Eine?
die Freiheit.

(Er wirft den Mantel ab und tritt als Chorus an den Rand der Bühne. Der
Himmel wird wieder hell und die Gestirne treten hervor.)

Schmuhl.
Aber laß uns jetzt eintreten ins Haus, ich helfe dir packen,
Geliebter!
Mopſus.
O es iſt ſchon gepackt, nichts nehm' ich mit mir, als eine
Schatulle von Eiſen.
Bleib hier nur im Hof, gleich kehr' ich zuruͤck, dann koͤnnen
wir Alles beſprechen;
Jetzt laß mich hinein, ich nehme nur noch von Weib und Kin-
derchen Abſchied.

(ab.)
Schmuhl.
Abtruͤnniges Gluͤck! So muß ich mich denn mit der Haͤlfte des
Schatzes begnuͤgen?
O Geld! Was opfert das Menſchengeſchlecht nicht dir und dei-
nem Beſitzthum?
Dir wuchert der Filz, und der Saͤmann ſaͤt nur dir, es be-
zieht der Soldat blos
Die Parade fuͤr dich und exerzirt, und der Schreiber copirt,
und es gucken
Buhldirnen fuͤr dich zum Fenſter heraus, ja, Schornſteinfeger
zum Schornſtein!
Vor den Uebrigen ziehſt du das Judengemuͤth dir zu, wie ein
Schiff der Magnetberg.
Aber Eins verleihſt du, o himmliſches Geld, was Wenige, die
dich beſitzen,
Zu beſitzen verſtehn, zu genießen verſtehn, was iſt dieß Eine?
die Freiheit.

(Er wirft den Mantel ab und tritt als Chorus an den Rand der Buͤhne. Der
Himmel wird wieder hell und die Geſtirne treten hervor.)

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0060" n="54"/>
          <sp who="#SCHM">
            <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Schmuhl</hi>.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Aber laß uns jetzt eintreten ins Haus, ich helfe dir packen,<lb/>
Geliebter!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MOP">
            <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Mop&#x017F;us</hi>.</hi> </speaker><lb/>
            <p>O es i&#x017F;t &#x017F;chon gepackt, nichts nehm' ich mit mir, als eine<lb/>
Schatulle von Ei&#x017F;en.<lb/>
Bleib hier nur im Hof, gleich kehr' ich zuru&#x0364;ck, dann ko&#x0364;nnen<lb/>
wir Alles be&#x017F;prechen;<lb/>
Jetzt laß mich hinein, ich nehme nur noch von Weib und Kin-<lb/>
derchen Ab&#x017F;chied.</p><lb/>
            <stage> <hi rendition="#right">(ab.)</hi> </stage>
          </sp><lb/>
          <sp who="#SCHM">
            <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Schmuhl</hi>.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Abtru&#x0364;nniges Glu&#x0364;ck! So muß ich mich denn mit der Ha&#x0364;lfte des<lb/>
Schatzes begnu&#x0364;gen?<lb/>
O Geld! Was opfert das Men&#x017F;chenge&#x017F;chlecht nicht dir und dei-<lb/>
nem Be&#x017F;itzthum?<lb/>
Dir wuchert der Filz, und der Sa&#x0364;mann &#x017F;a&#x0364;t nur dir, es be-<lb/>
zieht der Soldat blos<lb/>
Die Parade fu&#x0364;r dich und exerzirt, und der Schreiber copirt,<lb/>
und es gucken<lb/>
Buhldirnen fu&#x0364;r dich zum Fen&#x017F;ter heraus, ja, Schorn&#x017F;teinfeger<lb/>
zum Schorn&#x017F;tein!<lb/>
Vor den Uebrigen zieh&#x017F;t du das Judengemu&#x0364;th dir zu, wie ein<lb/>
Schiff der Magnetberg.<lb/>
Aber Eins verleih&#x017F;t du, o himmli&#x017F;ches Geld, was Wenige, die<lb/>
dich be&#x017F;itzen,<lb/>
Zu be&#x017F;itzen ver&#x017F;tehn, zu genießen ver&#x017F;tehn, was i&#x017F;t dieß Eine?<lb/>
die Freiheit.</p><lb/>
            <stage> <hi rendition="#c">(Er wirft den Mantel ab und tritt als <hi rendition="#g">Chorus</hi> an den Rand der Bu&#x0364;hne. Der<lb/>
Himmel wird wieder hell und die Ge&#x017F;tirne treten hervor.)</hi> </stage><lb/>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[54/0060] Schmuhl. Aber laß uns jetzt eintreten ins Haus, ich helfe dir packen, Geliebter! Mopſus. O es iſt ſchon gepackt, nichts nehm' ich mit mir, als eine Schatulle von Eiſen. Bleib hier nur im Hof, gleich kehr' ich zuruͤck, dann koͤnnen wir Alles beſprechen; Jetzt laß mich hinein, ich nehme nur noch von Weib und Kin- derchen Abſchied. (ab.) Schmuhl. Abtruͤnniges Gluͤck! So muß ich mich denn mit der Haͤlfte des Schatzes begnuͤgen? O Geld! Was opfert das Menſchengeſchlecht nicht dir und dei- nem Beſitzthum? Dir wuchert der Filz, und der Saͤmann ſaͤt nur dir, es be- zieht der Soldat blos Die Parade fuͤr dich und exerzirt, und der Schreiber copirt, und es gucken Buhldirnen fuͤr dich zum Fenſter heraus, ja, Schornſteinfeger zum Schornſtein! Vor den Uebrigen ziehſt du das Judengemuͤth dir zu, wie ein Schiff der Magnetberg. Aber Eins verleihſt du, o himmliſches Geld, was Wenige, die dich beſitzen, Zu beſitzen verſtehn, zu genießen verſtehn, was iſt dieß Eine? die Freiheit. (Er wirft den Mantel ab und tritt als Chorus an den Rand der Buͤhne. Der Himmel wird wieder hell und die Geſtirne treten hervor.)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/platen_gabel_1826
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/platen_gabel_1826/60
Zitationshilfe: Platen, August von: Die verhängnißvolle Gabel. Stuttgart u. a., 1826, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/platen_gabel_1826/60>, abgerufen am 25.11.2024.