Platen, August von: Die verhängnißvolle Gabel. Stuttgart u. a., 1826. Mopsus. Schon bin ich versehn, denn ich habe darin zwölf Kinder und eine Gemahlin. Lebt wohl! (ab.) Schmuhl. Lebt wohl! Was hält er mich denn von der Schwelle zurücke, der Schafpelz? Wie verschafft er sich dann das benöthigte Geld, die gewaltige Reise zu machen? Wär's denkbar, daß er den Schatz mir entdeckt? Unglaublich! hätte die Ahnfrau Von Göttingen her mich citirt, um hier es zugleich zu ver- trauen dem Mopsus? Wenn die Nacht einbricht, will nochmals hier spioniren ich, ob ich den Eingang Ins Haus, in den Hof frei finde, sodann geht's über den leidigen Hundstall; Jetzt muß ich indeß ein gewisses Geschäft noch abthun hier in der Eile. (hervortretend.) Wie kommt es, liebes Publicum, daß du die größten Geister So oft verkennst, und stets verbannst die sonst berühmten Meister? So ist bei dir der Kotzebue in Mißkredit gekommen, Der sonst doch ganz allein beinah die Bretter eingenommen: Du klatschtest seinen Herrn und Frau'n, du liebtest seine Späße, Er war dein Leib- und Herzpoet, der dir allein gemäße: Was galten dir vor dem Apoll die Musen alle neune? Auf jeder Bühne fand man ihn, ja fast in jeder Scheune: Mopſus. Schon bin ich verſehn, denn ich habe darin zwoͤlf Kinder und eine Gemahlin. Lebt wohl! (ab.) Schmuhl. Lebt wohl! Was haͤlt er mich denn von der Schwelle zuruͤcke, der Schafpelz? Wie verſchafft er ſich dann das benoͤthigte Geld, die gewaltige Reiſe zu machen? Waͤr's denkbar, daß er den Schatz mir entdeckt? Unglaublich! haͤtte die Ahnfrau Von Goͤttingen her mich citirt, um hier es zugleich zu ver- trauen dem Mopſus? Wenn die Nacht einbricht, will nochmals hier ſpioniren ich, ob ich den Eingang Ins Haus, in den Hof frei finde, ſodann geht's uͤber den leidigen Hundſtall; Jetzt muß ich indeß ein gewiſſes Geſchaͤft noch abthun hier in der Eile. (hervortretend.) Wie kommt es, liebes Publicum, daß du die groͤßten Geiſter So oft verkennſt, und ſtets verbannſt die ſonſt beruͤhmten Meiſter? So iſt bei dir der Kotzebue in Mißkredit gekommen, Der ſonſt doch ganz allein beinah die Bretter eingenommen: Du klatſchteſt ſeinen Herrn und Frau'n, du liebteſt ſeine Spaͤße, Er war dein Leib- und Herzpoet, der dir allein gemaͤße: Was galten dir vor dem Apoll die Muſen alle neune? Auf jeder Buͤhne fand man ihn, ja faſt in jeder Scheune: <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0042" n="36"/> <sp who="#MOP"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Mopſus</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Schon bin ich verſehn, denn ich habe darin zwoͤlf Kinder und<lb/> eine Gemahlin.<lb/> Lebt wohl!</p> <stage>(ab.)</stage> </sp><lb/> <sp who="#SCHM"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Schmuhl</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Lebt wohl! Was haͤlt er mich denn von der Schwelle<lb/> zuruͤcke, der Schafpelz?<lb/> Wie verſchafft er ſich dann das benoͤthigte Geld, die gewaltige<lb/> Reiſe zu machen?<lb/> Waͤr's denkbar, daß er den Schatz mir entdeckt? Unglaublich!<lb/> haͤtte die Ahnfrau<lb/> Von Goͤttingen her mich citirt, um hier es zugleich zu ver-<lb/> trauen dem Mopſus?<lb/> Wenn die Nacht einbricht, will nochmals hier ſpioniren ich,<lb/> ob ich den Eingang<lb/> Ins Haus, in den Hof frei finde, ſodann geht's uͤber den<lb/> leidigen Hundſtall;<lb/> Jetzt muß ich indeß ein gewiſſes Geſchaͤft noch abthun hier in<lb/> der Eile.</p><lb/> <stage>(hervortretend.)</stage><lb/> <p>Wie kommt es, liebes Publicum, daß du die groͤßten Geiſter<lb/> So oft verkennſt, und ſtets verbannſt die ſonſt beruͤhmten<lb/> Meiſter?<lb/> So iſt bei dir der Kotzebue in Mißkredit gekommen,<lb/> Der ſonſt doch ganz allein beinah die Bretter eingenommen:<lb/> Du klatſchteſt ſeinen Herrn und Frau'n, du liebteſt ſeine<lb/> Spaͤße,<lb/> Er war dein Leib- und Herzpoet, der dir allein gemaͤße:<lb/> Was galten dir vor <hi rendition="#g">dem</hi> Apoll die Muſen alle neune?<lb/> Auf jeder Buͤhne fand man ihn, ja faſt in jeder Scheune:<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [36/0042]
Mopſus.
Schon bin ich verſehn, denn ich habe darin zwoͤlf Kinder und
eine Gemahlin.
Lebt wohl! (ab.)
Schmuhl.
Lebt wohl! Was haͤlt er mich denn von der Schwelle
zuruͤcke, der Schafpelz?
Wie verſchafft er ſich dann das benoͤthigte Geld, die gewaltige
Reiſe zu machen?
Waͤr's denkbar, daß er den Schatz mir entdeckt? Unglaublich!
haͤtte die Ahnfrau
Von Goͤttingen her mich citirt, um hier es zugleich zu ver-
trauen dem Mopſus?
Wenn die Nacht einbricht, will nochmals hier ſpioniren ich,
ob ich den Eingang
Ins Haus, in den Hof frei finde, ſodann geht's uͤber den
leidigen Hundſtall;
Jetzt muß ich indeß ein gewiſſes Geſchaͤft noch abthun hier in
der Eile.
(hervortretend.)
Wie kommt es, liebes Publicum, daß du die groͤßten Geiſter
So oft verkennſt, und ſtets verbannſt die ſonſt beruͤhmten
Meiſter?
So iſt bei dir der Kotzebue in Mißkredit gekommen,
Der ſonſt doch ganz allein beinah die Bretter eingenommen:
Du klatſchteſt ſeinen Herrn und Frau'n, du liebteſt ſeine
Spaͤße,
Er war dein Leib- und Herzpoet, der dir allein gemaͤße:
Was galten dir vor dem Apoll die Muſen alle neune?
Auf jeder Buͤhne fand man ihn, ja faſt in jeder Scheune:
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