Platen, August von: Die verhängnißvolle Gabel. Stuttgart u. a., 1826.
Dort quält kein Schmerz, und die bitterste Pein ist dort wie Seufzer der Liebe; Dort lehnt sich der Freund an die Schulter des Freunds, nie bange vor einstiger Trennung, Und der Efeu mischt sein ewiges Blatt in die wallenden Locken der Dichter; Als Lüge nur gilt dort Alter und Tod, das Unmögliche nen- nen sie wirklich. Mopsus. Das leuchtet mir ein; doch findet man dort auch Speciesthaler und Maxdors? Schmuhl. Wohl! Alles genug, und die Kiesel im Bach sind blos Hollän- der Dukaten. Mopsus. O ich reise vielleicht noch morgen dahin, und ich bitt' Euch, mich zu begleiten! Schmuhl. Verbindlichen Dank! Doch habt Ihr denn auch für die Fahrt hinlängliches Zehrgeld? Mopsus. Kommt Zeit, kommt Rath. Schmuhl. Bis morgen jedoch schlägt wenige Zeit von der Thurmuhr. Mopsus. Für's Geld sorg' ich. Doch jetzt lebt wohl, Herr Crusoe, weil ich hinein muß. Schmuhl. So vergönnt, daß ich mit eingehe, damit ich im Haus Euch leiste Gesellschaft.
Dort quaͤlt kein Schmerz, und die bitterſte Pein iſt dort wie Seufzer der Liebe; Dort lehnt ſich der Freund an die Schulter des Freunds, nie bange vor einſtiger Trennung, Und der Efeu miſcht ſein ewiges Blatt in die wallenden Locken der Dichter; Als Luͤge nur gilt dort Alter und Tod, das Unmoͤgliche nen- nen ſie wirklich. Mopſus. Das leuchtet mir ein; doch findet man dort auch Speciesthaler und Maxdors? Schmuhl. Wohl! Alles genug, und die Kieſel im Bach ſind blos Hollaͤn- der Dukaten. Mopſus. O ich reiſe vielleicht noch morgen dahin, und ich bitt' Euch, mich zu begleiten! Schmuhl. Verbindlichen Dank! Doch habt Ihr denn auch fuͤr die Fahrt hinlaͤngliches Zehrgeld? Mopſus. Kommt Zeit, kommt Rath. Schmuhl. Bis morgen jedoch ſchlaͤgt wenige Zeit von der Thurmuhr. Mopſus. Fuͤr's Geld ſorg' ich. Doch jetzt lebt wohl, Herr Cruſoe, weil ich hinein muß. Schmuhl. So vergoͤnnt, daß ich mit eingehe, damit ich im Haus Euch leiſte Geſellſchaft. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#SCHM"> <p><pb facs="#f0041" n="35"/> Dort quaͤlt kein Schmerz, und die bitterſte Pein iſt dort wie<lb/> Seufzer der Liebe;<lb/> Dort lehnt ſich der Freund an die Schulter des Freunds, nie<lb/> bange vor einſtiger Trennung,<lb/> Und der Efeu miſcht ſein ewiges Blatt in die wallenden Locken<lb/> der Dichter;<lb/> Als Luͤge nur gilt dort Alter und Tod, das Unmoͤgliche nen-<lb/> nen ſie wirklich.</p> </sp><lb/> <sp who="#MOP"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Mopſus</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Das leuchtet mir ein; doch findet man dort auch Speciesthaler<lb/> und Maxdors?</p> </sp><lb/> <sp who="#SCHM"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Schmuhl</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Wohl! Alles genug, und die Kieſel im Bach ſind blos Hollaͤn-<lb/> der Dukaten.</p> </sp><lb/> <sp who="#MOP"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Mopſus</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>O ich reiſe vielleicht noch morgen dahin, und ich bitt' Euch,<lb/> mich zu begleiten!</p> </sp><lb/> <sp who="#SCHM"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Schmuhl</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Verbindlichen Dank! Doch habt Ihr denn auch fuͤr die Fahrt<lb/> hinlaͤngliches Zehrgeld?</p> </sp><lb/> <sp who="#MOP"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Mopſus</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Kommt Zeit, kommt Rath.</p> </sp><lb/> <sp who="#SCHM"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Schmuhl</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Bis morgen jedoch ſchlaͤgt wenige Zeit von der Thurmuhr.</p> </sp><lb/> <sp who="#MOP"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Mopſus</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Fuͤr's Geld ſorg' ich. Doch jetzt lebt wohl, Herr Cruſoe, weil<lb/> ich hinein muß.</p> </sp><lb/> <sp who="#SCHM"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Schmuhl</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>So vergoͤnnt, daß ich mit eingehe, damit ich im Haus Euch<lb/> leiſte Geſellſchaft.</p> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [35/0041]
Dort quaͤlt kein Schmerz, und die bitterſte Pein iſt dort wie
Seufzer der Liebe;
Dort lehnt ſich der Freund an die Schulter des Freunds, nie
bange vor einſtiger Trennung,
Und der Efeu miſcht ſein ewiges Blatt in die wallenden Locken
der Dichter;
Als Luͤge nur gilt dort Alter und Tod, das Unmoͤgliche nen-
nen ſie wirklich.
Mopſus.
Das leuchtet mir ein; doch findet man dort auch Speciesthaler
und Maxdors?
Schmuhl.
Wohl! Alles genug, und die Kieſel im Bach ſind blos Hollaͤn-
der Dukaten.
Mopſus.
O ich reiſe vielleicht noch morgen dahin, und ich bitt' Euch,
mich zu begleiten!
Schmuhl.
Verbindlichen Dank! Doch habt Ihr denn auch fuͤr die Fahrt
hinlaͤngliches Zehrgeld?
Mopſus.
Kommt Zeit, kommt Rath.
Schmuhl.
Bis morgen jedoch ſchlaͤgt wenige Zeit von der Thurmuhr.
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ich hinein muß.
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