Platen, August von: Die verhängnißvolle Gabel. Stuttgart u. a., 1826.
Der guten Hoffnung mit der Zeit ein Rittergut Zu kaufen wünscht, und Alles diesem Zweck erspart. Damon. Wie kam er darauf? Phyllis. Durch Ideenverbindungen, Die oft Verschiedenart'ges an einander reih'n, Da just ich guter Hoffnung war, und niederkam Am Tag, wo vierzig Ritter im Kalender stehn. Damon. Das gäbe recht den deutschen Psychologen Stoff. Doch gehe Sie zu Hause jetzt, bestohlne Frau! Den Juden will ich fahen lassen, späterhin Werd' ich Sie wieder hercitiren. Phyllis. Doch bedenkt Daß wir zu vierzehn Mäulern Eine Gabel nur Im Hause haben! Damon. Unterdessen könnt ihr ja Mit den Fingern essen! Phyllis. Und trinken aus dem Fingerhut, Wie ein Canarienvogel? Denn es fehlen uns Die Becher. Damon. Trinkt, wie Diogenes, aus hohler Hand, Aus hohler Hand zu trinken ist naturgemäß. Phyllis. Das leuchtet ein, Herr Schultheiß! Darum macht man auch,
Der guten Hoffnung mit der Zeit ein Rittergut Zu kaufen wuͤnſcht, und Alles dieſem Zweck erſpart. Damon. Wie kam er darauf? Phyllis. Durch Ideenverbindungen, Die oft Verſchiedenart'ges an einander reih'n, Da juſt ich guter Hoffnung war, und niederkam Am Tag, wo vierzig Ritter im Kalender ſtehn. Damon. Das gaͤbe recht den deutſchen Pſychologen Stoff. Doch gehe Sie zu Hauſe jetzt, beſtohlne Frau! Den Juden will ich fahen laſſen, ſpaͤterhin Werd' ich Sie wieder hercitiren. Phyllis. Doch bedenkt Daß wir zu vierzehn Maͤulern Eine Gabel nur Im Hauſe haben! Damon. Unterdeſſen koͤnnt ihr ja Mit den Fingern eſſen! Phyllis. Und trinken aus dem Fingerhut, Wie ein Canarienvogel? Denn es fehlen uns Die Becher. Damon. Trinkt, wie Diogenes, aus hohler Hand, Aus hohler Hand zu trinken iſt naturgemaͤß. Phyllis. Das leuchtet ein, Herr Schultheiß! Darum macht man auch, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#PHY"> <p><pb facs="#f0014" n="8"/> Der guten Hoffnung mit der Zeit ein Rittergut<lb/> Zu kaufen wuͤnſcht, und Alles dieſem Zweck erſpart.</p> </sp><lb/> <sp who="#DAM"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Damon</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Wie kam er darauf?</p> </sp><lb/> <sp who="#PHY"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Phyllis</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Durch Ideenverbindungen,<lb/> Die oft Verſchiedenart'ges an einander reih'n,<lb/> Da juſt ich guter Hoffnung war, und niederkam<lb/> Am Tag, wo vierzig Ritter im Kalender ſtehn.</p> </sp><lb/> <sp who="#DAM"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Damon</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Das gaͤbe recht den deutſchen Pſychologen Stoff.<lb/> Doch gehe Sie zu Hauſe jetzt, beſtohlne Frau!<lb/> Den Juden will ich fahen laſſen, ſpaͤterhin<lb/> Werd' ich Sie wieder hercitiren.</p> </sp><lb/> <sp who="#PHY"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Phyllis</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Doch bedenkt<lb/> Daß wir zu vierzehn Maͤulern Eine Gabel nur<lb/> Im Hauſe haben!</p> </sp><lb/> <sp who="#DAM"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Damon</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Unterdeſſen koͤnnt ihr ja<lb/> Mit den Fingern eſſen!</p> </sp><lb/> <sp who="#PHY"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Phyllis</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Und trinken aus dem Fingerhut,<lb/> Wie ein Canarienvogel? Denn es fehlen uns<lb/> Die Becher.</p> </sp><lb/> <sp who="#DAM"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Damon</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Trinkt, wie Diogenes, aus hohler Hand,<lb/> Aus hohler Hand zu trinken iſt naturgemaͤß.</p> </sp><lb/> <sp who="#PHY"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Phyllis</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Das leuchtet ein, Herr Schultheiß! Darum macht man auch,<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [8/0014]
Der guten Hoffnung mit der Zeit ein Rittergut
Zu kaufen wuͤnſcht, und Alles dieſem Zweck erſpart.
Damon.
Wie kam er darauf?
Phyllis.
Durch Ideenverbindungen,
Die oft Verſchiedenart'ges an einander reih'n,
Da juſt ich guter Hoffnung war, und niederkam
Am Tag, wo vierzig Ritter im Kalender ſtehn.
Damon.
Das gaͤbe recht den deutſchen Pſychologen Stoff.
Doch gehe Sie zu Hauſe jetzt, beſtohlne Frau!
Den Juden will ich fahen laſſen, ſpaͤterhin
Werd' ich Sie wieder hercitiren.
Phyllis.
Doch bedenkt
Daß wir zu vierzehn Maͤulern Eine Gabel nur
Im Hauſe haben!
Damon.
Unterdeſſen koͤnnt ihr ja
Mit den Fingern eſſen!
Phyllis.
Und trinken aus dem Fingerhut,
Wie ein Canarienvogel? Denn es fehlen uns
Die Becher.
Damon.
Trinkt, wie Diogenes, aus hohler Hand,
Aus hohler Hand zu trinken iſt naturgemaͤß.
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Zitationshilfe: | Platen, August von: Die verhängnißvolle Gabel. Stuttgart u. a., 1826, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/platen_gabel_1826/14>, abgerufen am 16.07.2024. |