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Planck, Max: Vorlesungen über Thermodynamik. Leipzig: Veit & C., 1897.

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Einleitung.
jeder explosive Vorgang, überhaupt jeder Uebergang eines Systems
in einen stabileren Zustand.

§ 112. Ein Prozess, der auf keine einzige Weise voll-
ständig rückgängig gemacht werden kann, heisst "irreversibel",
alle anderen Prozesse "reversibel". Damit ein Prozess irrever-
sibel ist, genügt es also nicht, dass er sich nicht direkt um-
kehren lässt -- das ist auch bei vielen mechanischen Prozessen
der Fall, die nicht irreversibel sind (vergl. § 113) -- sondern
es wird erfordert, dass es selbst mit Anwendung sämmtlicher
in der Natur vorhandenen Reagentien kein Mittel gibt, um, wenn
der Prozess abgelaufen ist, allenthalben genau den Anfangs-
zustand wiederherzustellen. Danach besagen die in den letzten
Paragraphen besprochenen Sätze, dass die Wärmeerzeugung
durch Reibung, die Ausdehnung eines Gases ohne äussere Arbeit
und äussere Wärme, die Wärmeleitung u. s. w. irreversible
Prozesse sind.

§ 113. Gehen wir nun auf die Frage der thatsächlichen
Existenz reversibler und irreversibler Prozesse etwas ein. Re-
versible Prozesse lassen sich, wenigstens in der Idee, unmittel-
bar in grosser Anzahl angeben. So sind alle diejenigen Prozesse
reversibel, welche in der § 71 auseinandergesetzten Ausdrucks-
weise aus lauter Gleichgewichtszuständen bestehen und daher
in allen ihren Theilen direkt umgekehrt werden können, ferner
alle vollkommen periodisch verlaufenden Prozesse (ideales Pendel,
Planetenbewegung); denn nach Ablauf einer Periode ist der An-
fangszustand vollständig wiederhergestellt. Auch alle mit absolut
starren Körpern und mit absolut incompressiblen Flüssigkeiten
vorgenommenen mechanischen Prozesse, soweit Reibungshinder-
nisse vermieden werden können, sind reversibel. Denn durch
Einführung geeigneter, aus absolut festen Führungen, reibungs-
losen Gelenken und Röhren, undehnbaren Seilen u. s. w. zu-
sammengesetzten Maschinen kann man stets bewirken dass die
veränderten Systeme wieder vollständig in den Anfangszustand
zurückgeführt werden, ohne dass an diesen Maschinen, die ja
selber niemals Arbeit leisten, irgendeine Veränderung zurückbleibt.

Wenn z. B. eine in zwei communicirenden Röhren auf ver-
schiedenen Niveauhöhen befindliche ursprünglich ruhende schwere
Flüssigkeit, wie in § 107 beschrieben, durch ihre Schwere in
Bewegung geräth, so wird sie vermöge der gewonnenen leben-

Einleitung.
jeder explosive Vorgang, überhaupt jeder Uebergang eines Systems
in einen stabileren Zustand.

§ 112. Ein Prozess, der auf keine einzige Weise voll-
ständig rückgängig gemacht werden kann, heisst „irreversibel“,
alle anderen Prozesse „reversibel“. Damit ein Prozess irrever-
sibel ist, genügt es also nicht, dass er sich nicht direkt um-
kehren lässt — das ist auch bei vielen mechanischen Prozessen
der Fall, die nicht irreversibel sind (vergl. § 113) — sondern
es wird erfordert, dass es selbst mit Anwendung sämmtlicher
in der Natur vorhandenen Reagentien kein Mittel gibt, um, wenn
der Prozess abgelaufen ist, allenthalben genau den Anfangs-
zustand wiederherzustellen. Danach besagen die in den letzten
Paragraphen besprochenen Sätze, dass die Wärmeerzeugung
durch Reibung, die Ausdehnung eines Gases ohne äussere Arbeit
und äussere Wärme, die Wärmeleitung u. s. w. irreversible
Prozesse sind.

§ 113. Gehen wir nun auf die Frage der thatsächlichen
Existenz reversibler und irreversibler Prozesse etwas ein. Re-
versible Prozesse lassen sich, wenigstens in der Idee, unmittel-
bar in grosser Anzahl angeben. So sind alle diejenigen Prozesse
reversibel, welche in der § 71 auseinandergesetzten Ausdrucks-
weise aus lauter Gleichgewichtszuständen bestehen und daher
in allen ihren Theilen direkt umgekehrt werden können, ferner
alle vollkommen periodisch verlaufenden Prozesse (ideales Pendel,
Planetenbewegung); denn nach Ablauf einer Periode ist der An-
fangszustand vollständig wiederhergestellt. Auch alle mit absolut
starren Körpern und mit absolut incompressiblen Flüssigkeiten
vorgenommenen mechanischen Prozesse, soweit Reibungshinder-
nisse vermieden werden können, sind reversibel. Denn durch
Einführung geeigneter, aus absolut festen Führungen, reibungs-
losen Gelenken und Röhren, undehnbaren Seilen u. s. w. zu-
sammengesetzten Maschinen kann man stets bewirken dass die
veränderten Systeme wieder vollständig in den Anfangszustand
zurückgeführt werden, ohne dass an diesen Maschinen, die ja
selber niemals Arbeit leisten, irgendeine Veränderung zurückbleibt.

Wenn z. B. eine in zwei communicirenden Röhren auf ver-
schiedenen Niveauhöhen befindliche ursprünglich ruhende schwere
Flüssigkeit, wie in § 107 beschrieben, durch ihre Schwere in
Bewegung geräth, so wird sie vermöge der gewonnenen leben-

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[77/0093] Einleitung. jeder explosive Vorgang, überhaupt jeder Uebergang eines Systems in einen stabileren Zustand. § 112. Ein Prozess, der auf keine einzige Weise voll- ständig rückgängig gemacht werden kann, heisst „irreversibel“, alle anderen Prozesse „reversibel“. Damit ein Prozess irrever- sibel ist, genügt es also nicht, dass er sich nicht direkt um- kehren lässt — das ist auch bei vielen mechanischen Prozessen der Fall, die nicht irreversibel sind (vergl. § 113) — sondern es wird erfordert, dass es selbst mit Anwendung sämmtlicher in der Natur vorhandenen Reagentien kein Mittel gibt, um, wenn der Prozess abgelaufen ist, allenthalben genau den Anfangs- zustand wiederherzustellen. Danach besagen die in den letzten Paragraphen besprochenen Sätze, dass die Wärmeerzeugung durch Reibung, die Ausdehnung eines Gases ohne äussere Arbeit und äussere Wärme, die Wärmeleitung u. s. w. irreversible Prozesse sind. § 113. Gehen wir nun auf die Frage der thatsächlichen Existenz reversibler und irreversibler Prozesse etwas ein. Re- versible Prozesse lassen sich, wenigstens in der Idee, unmittel- bar in grosser Anzahl angeben. So sind alle diejenigen Prozesse reversibel, welche in der § 71 auseinandergesetzten Ausdrucks- weise aus lauter Gleichgewichtszuständen bestehen und daher in allen ihren Theilen direkt umgekehrt werden können, ferner alle vollkommen periodisch verlaufenden Prozesse (ideales Pendel, Planetenbewegung); denn nach Ablauf einer Periode ist der An- fangszustand vollständig wiederhergestellt. Auch alle mit absolut starren Körpern und mit absolut incompressiblen Flüssigkeiten vorgenommenen mechanischen Prozesse, soweit Reibungshinder- nisse vermieden werden können, sind reversibel. Denn durch Einführung geeigneter, aus absolut festen Führungen, reibungs- losen Gelenken und Röhren, undehnbaren Seilen u. s. w. zu- sammengesetzten Maschinen kann man stets bewirken dass die veränderten Systeme wieder vollständig in den Anfangszustand zurückgeführt werden, ohne dass an diesen Maschinen, die ja selber niemals Arbeit leisten, irgendeine Veränderung zurückbleibt. Wenn z. B. eine in zwei communicirenden Röhren auf ver- schiedenen Niveauhöhen befindliche ursprünglich ruhende schwere Flüssigkeit, wie in § 107 beschrieben, durch ihre Schwere in Bewegung geräth, so wird sie vermöge der gewonnenen leben-

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Zitationshilfe: Planck, Max: Vorlesungen über Thermodynamik. Leipzig: Veit & C., 1897, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/planck_thermodynamik_1897/93>, abgerufen am 24.11.2024.