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Planck, Max: Vorlesungen über Thermodynamik. Leipzig: Veit & C., 1897.

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System von beliebig vielen unabhängigen Bestandtheilen.
des Dampfes hängen allein von der Temperatur ab, wie schon
im vorigen Capitel gezeigt wurde. Hieher gehört auch die mit
chemischer Zersetzung verbundene Verdampfung, insofern das
System nur einen einzigen unabhängigen Bestandtheil enthält,
wie z. B. die Verdampfung von festem NH4Cl (Salmiak). Solange
nicht Salzsäure- oder Ammoniakdampf im Ueberschuss zugegen
sind, entspricht jeder Temperatur th eine ganz bestimmte Disso-
ciationsspannung p.

Für a = 2 wird b = 3, wie z. B., wenn eine Salzlösung
zugleich mit ihrem Dampf und mit dem festen Salz in Berührung
ist, oder wenn zwei nicht in allen Verhältnissen mischbare
Flüssigkeiten (Aether und Wasser) sich zusammen unter ihrem
gemeinsamen Dampf befinden. Dampfdruck, Dichte und Con-
centration in jeder Phase sind dann Funktionen der Temperatur
allein.

§ 207. Ausser der Temperatur wird auch der Druck häufig
als diejenige Variable angenommen, durch welche beim voll-
ständig heterogenen Gleichgewicht die innere Beschaffenheit
aller Phasen bestimmt ist, namentlich bei solchen Systemen,
welche keine gasförmige Phase besitzen, den sogenannten "con-
densirten" Systemen. Denn bei diesen Systemen ist der Einfluss
des Druckes auf den Zustand aller Phasen unter gewöhnlichen
Umständen so gering, dass man dann ohne merklichen Fehler
den Druck als gegeben und etwa gleich dem einer Atmosphäre
annehmen kann. Daher liefert hiefür die Phasenregel den Satz:
Ein condensirtes System von a unabhängigen Bestandtheilen kann
höchstens a + 1 Phasen bilden und ist dann in seiner inneren Be-
schaffenheit, einschliesslich der Temperatur, vollkommen bestimmt.
Ein Beispiel für a = 1, b = 2 ist der Schmelzpunkt einer Sub-
stanz, ein anderes Beispiel ist der sogenannte Umwandlungspunkt,
falls eine Substanz in zwei allotropen Modificationen existiren
kann. Für a = 2, b = 3 dient als Beispiel der Punkt, wo sich
aus einer Salzlösung das Kryohydrat (Eis neben festem Salz) aus-
scheidet, oder auch, wie für Arsenbromür und Wasser, der Punkt,
wo aus zwei sich berührenden flüssigen Schichten ein fester Be-
standtheil sich niederzuschlagen beginnt, für a = 3, b = 4 der
Punkt, wo eine Lösung zweier Salze, die fähig sind ein Doppel-
salz zu bilden, sowohl mit den einfachen Salzen als auch mit
dem Doppelsalz in Berührung ist, u. s. w.

System von beliebig vielen unabhängigen Bestandtheilen.
des Dampfes hängen allein von der Temperatur ab, wie schon
im vorigen Capitel gezeigt wurde. Hieher gehört auch die mit
chemischer Zersetzung verbundene Verdampfung, insofern das
System nur einen einzigen unabhängigen Bestandtheil enthält,
wie z. B. die Verdampfung von festem NH4Cl (Salmiak). Solange
nicht Salzsäure- oder Ammoniakdampf im Ueberschuss zugegen
sind, entspricht jeder Temperatur ϑ eine ganz bestimmte Disso-
ciationsspannung p.

Für α = 2 wird β = 3, wie z. B., wenn eine Salzlösung
zugleich mit ihrem Dampf und mit dem festen Salz in Berührung
ist, oder wenn zwei nicht in allen Verhältnissen mischbare
Flüssigkeiten (Aether und Wasser) sich zusammen unter ihrem
gemeinsamen Dampf befinden. Dampfdruck, Dichte und Con-
centration in jeder Phase sind dann Funktionen der Temperatur
allein.

§ 207. Ausser der Temperatur wird auch der Druck häufig
als diejenige Variable angenommen, durch welche beim voll-
ständig heterogenen Gleichgewicht die innere Beschaffenheit
aller Phasen bestimmt ist, namentlich bei solchen Systemen,
welche keine gasförmige Phase besitzen, den sogenannten „con-
densirten“ Systemen. Denn bei diesen Systemen ist der Einfluss
des Druckes auf den Zustand aller Phasen unter gewöhnlichen
Umständen so gering, dass man dann ohne merklichen Fehler
den Druck als gegeben und etwa gleich dem einer Atmosphäre
annehmen kann. Daher liefert hiefür die Phasenregel den Satz:
Ein condensirtes System von α unabhängigen Bestandtheilen kann
höchstens α + 1 Phasen bilden und ist dann in seiner inneren Be-
schaffenheit, einschliesslich der Temperatur, vollkommen bestimmt.
Ein Beispiel für α = 1, β = 2 ist der Schmelzpunkt einer Sub-
stanz, ein anderes Beispiel ist der sogenannte Umwandlungspunkt,
falls eine Substanz in zwei allotropen Modificationen existiren
kann. Für α = 2, β = 3 dient als Beispiel der Punkt, wo sich
aus einer Salzlösung das Kryohydrat (Eis neben festem Salz) aus-
scheidet, oder auch, wie für Arsenbromür und Wasser, der Punkt,
wo aus zwei sich berührenden flüssigen Schichten ein fester Be-
standtheil sich niederzuschlagen beginnt, für α = 3, β = 4 der
Punkt, wo eine Lösung zweier Salze, die fähig sind ein Doppel-
salz zu bilden, sowohl mit den einfachen Salzen als auch mit
dem Doppelsalz in Berührung ist, u. s. w.

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[171/0187] System von beliebig vielen unabhängigen Bestandtheilen. des Dampfes hängen allein von der Temperatur ab, wie schon im vorigen Capitel gezeigt wurde. Hieher gehört auch die mit chemischer Zersetzung verbundene Verdampfung, insofern das System nur einen einzigen unabhängigen Bestandtheil enthält, wie z. B. die Verdampfung von festem NH4Cl (Salmiak). Solange nicht Salzsäure- oder Ammoniakdampf im Ueberschuss zugegen sind, entspricht jeder Temperatur ϑ eine ganz bestimmte Disso- ciationsspannung p. Für α = 2 wird β = 3, wie z. B., wenn eine Salzlösung zugleich mit ihrem Dampf und mit dem festen Salz in Berührung ist, oder wenn zwei nicht in allen Verhältnissen mischbare Flüssigkeiten (Aether und Wasser) sich zusammen unter ihrem gemeinsamen Dampf befinden. Dampfdruck, Dichte und Con- centration in jeder Phase sind dann Funktionen der Temperatur allein. § 207. Ausser der Temperatur wird auch der Druck häufig als diejenige Variable angenommen, durch welche beim voll- ständig heterogenen Gleichgewicht die innere Beschaffenheit aller Phasen bestimmt ist, namentlich bei solchen Systemen, welche keine gasförmige Phase besitzen, den sogenannten „con- densirten“ Systemen. Denn bei diesen Systemen ist der Einfluss des Druckes auf den Zustand aller Phasen unter gewöhnlichen Umständen so gering, dass man dann ohne merklichen Fehler den Druck als gegeben und etwa gleich dem einer Atmosphäre annehmen kann. Daher liefert hiefür die Phasenregel den Satz: Ein condensirtes System von α unabhängigen Bestandtheilen kann höchstens α + 1 Phasen bilden und ist dann in seiner inneren Be- schaffenheit, einschliesslich der Temperatur, vollkommen bestimmt. Ein Beispiel für α = 1, β = 2 ist der Schmelzpunkt einer Sub- stanz, ein anderes Beispiel ist der sogenannte Umwandlungspunkt, falls eine Substanz in zwei allotropen Modificationen existiren kann. Für α = 2, β = 3 dient als Beispiel der Punkt, wo sich aus einer Salzlösung das Kryohydrat (Eis neben festem Salz) aus- scheidet, oder auch, wie für Arsenbromür und Wasser, der Punkt, wo aus zwei sich berührenden flüssigen Schichten ein fester Be- standtheil sich niederzuschlagen beginnt, für α = 3, β = 4 der Punkt, wo eine Lösung zweier Salze, die fähig sind ein Doppel- salz zu bilden, sowohl mit den einfachen Salzen als auch mit dem Doppelsalz in Berührung ist, u. s. w.

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Zitationshilfe: Planck, Max: Vorlesungen über Thermodynamik. Leipzig: Veit & C., 1897, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/planck_thermodynamik_1897/187>, abgerufen am 27.11.2024.