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Pinter von der Au, Johann Christoph: Neuer, vollkommener, verbesserter und ergänzter Pferd-Schatz. Frankfurt (Main), 1688.

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Pferde-Schatz.
[Spaltenumbruch] tern gern überlasse/ und bey meiner Meinung ver-
bleibe/ daß bey mir die Gülte der Schönheit so weit
vorgezogen wird/ als das heßliche Pferd in solcher
mittelmässigen Gestalt zu befinden/ daß es nicht für
ein Monstrum mit Grund zu halten ist/ auff welchem
Fall ich mich dessen lieber enthalten/ als einige ver-
borgene Güte bey ihm suchen wolte/ so sich bey | derglei-
chen so wenig und selten/ als bey dem allerschönsten
einstellet/ denn Gott und die Natur ersetzen mit Gü-
te/ was sie der Gestalt nehmen/ und mit Schönheit/
was sie der Güte entziehen. Von welchem
Wechsel aber die Monstra jederzeit außzuschliessen/
darum weil sie unter keiner Art der guten/ noch schö-
nen zu zehlen seyn.

Es wird aber der Schönheit oder guten Gestalt
ein sonderlicher Ruhm auch von alters her zugeschrie-
ben. Wie dann schon Cicero in officiis bezeuget/
daß die schöne Leibes-Gestalt/ wol proportionirte
Glieder/ und derselben gute Zusammenstimmung
oder Correspondentz neben der Lieblichkeit einer guten
Farbe/ die Augen und Gemüth ergetzen können.

Die Mängel seyn eigentlich dreyerley Art oder
Sorten/ als 1. Erb-Mängel/ 2. Haupt-Mängel/ 3.
gemeine Mängel/ weil sie entweder wenig schaden/
oder zu verbessern seyn.

Erb-Mängel.

Und diese Kranckheiten oder Mängel seyn für
doppelte zu halten/ so viel dieselbe 1. an sich selber
schädlich/ und 2. daneben von Glied zu Glied erb-
lich seyn. Und zwar 1. welche die Gesundheit beneh-
men

Als 1. Rapfen/ 2. und Maucken/ deren ursprüng-
liche Ursachen/ wie sie denselben auch vorkommen/
und endlich wieder vertrieben werden müssen/ und
können/ das ist nach Notthurfft bey der Erziehung/
Wartung und Artzney angezeiget/ also hier wieder
zu erwehnen überflussig.

2. Welche die gute Gestalt verkleinern und schän-
den/ als die Weitohrigen/ Speckhälsigen Dick-
köpffige: welches kein Verbesserungs-Mittel/ viel
weniger aber/ ein Verhinderungs-Mittel hat/ ausser
daß man es mit Zeug und Zierathen so viel müglich
verdecket/ worzu sonder Zweifel vor Alters die gros-
sen auffgesteckten Federbüsch/ die breiten Zaum-
Fransen erfunden und gemeinet waren.

So wird ihm auch anderst nicht vorzukommen
seyn/ als wo man auff solche Bescheller und Studten
befliessen ist/ die solches Mangels befreyet seyn/ was
nun solcher Mangel in Verstellung der guten Ge-
stalt für böse anzeigen von sich giebet/ daß ein solches
Pferd bey allen andern Tugenden/ und guten Eigen-
schafften sehr unwerth gehalten wird/ ist an seinem
Ort ernennet.

3. Welche dreyfache Mängel haben/ und in drey-
erley schädlich sind/ als 1. zu der Abrichtung/ 2. zu an-
derm gemeinen Gebrauch/ 3. weil sie dabey erblich
seyn.

Als 1. untreue/ 2. boßhaffte/ 3. beissende/ 4. schlagen-
de/ 5. stossende/ 6. an die Wand druckende/ 7. tücki-
sche/ 8. falsche Pferde/ welche man mit Gefahr war-
nehmen muß/ sowol 1. im Stall in der Wartung/ 2.
in allem Gebrauch/ 3. in der Abrichtung/ nachdem
[Spaltenumbruch] solche Laster gegen dem Menschen/ andern Pferden/
oder beeden/ auch in vielerley Bezeugungen und aller
Orten/ und zujeder Zeit/ groß oder mässig zu spüh-
ren ist.

Vollhüffig.

Vollhüffig ist nicht weniger ein Mangel der Ge-
sundheit/ ist übelständig in der guten Gestalt/ und in
der Bezeugung deß Gangs/ oder in allen andern
Bezeugungen zu allem Gebrauch/ sonderlich aber
zur Abrichtung untüchtig/ so lang solcher Mangel
an ihme zu spühren. Die Vorkom- und Abhelfungs-
Mittel seynd gleichfalls bey der Generation/ Er-
ziehung/ Wartung und Artzney/ und zwar in jedem
solchem Theil an seinem Ort zu finden.

Koller.

Der Koller/ weil er 1. allen Gebrauch/ 2. die Ab-
richtung verhindert/ 3. und nicht leicht wieder curi-
ret wird.

Haarschlechtig/ rotzig/ unheil-
sam/ ansteckend.

Vierfache Mängel erscheinen an den Pferden/
welche koller-haarschlechtig und rotzig seyn/ wo sie
dasselbe 1. darbey erblich an sich gebracht/ 2. wo sie
zu allem Gebrauch untüchtig/ 3. unheilsam/ 4. auch
ansteckend seyn/ wodurch man eine grosse Menge
leichtlich gar verderben kan/ darum sich auch vor sol-
chen Pferden/ durch die fleissige in Acht nehmung
deren bey der Artzney vermeldten Kennzeichen) bes-
ser zu hüten/ als mit den bekandten Mitteln zu cu-
riren seyn möchten.

Monstrosisch.

Weil es auch selten fehlen wird/ daß nicht ein
Monstrum das andere gebähren solle; so werden
auch alle Monstrosische Pferde nicht unbillich hier-
her gezogen/ ob sie wol nicht in allen Stücken/ son-
dern zum wenigsten in einem und dem andern den ih-
rigen nacharten/ deren Beschaffenheit aber ist an
seinem Ort beschrieben.

Hartmäulig.

Und dieses zwar von etlichen wil die Hartmäuligkeit
für ein Erbschaden oder Gebrechen gerechnet werden:
Welches in gewissem Verstand seyn kan/ so weit
nemlich das böse Gewächs und Proportion dieselbe
verursachet. Denn obwol die Pferde ihren Eltern ehe
in den Gebrechen/ als in den Tugenden nacharten;
so kan doch kein beständige Ursach auß der Natur ge-
geben werden/ warum die Hartmäulig-oder Unemp-
findlichkeit biß in die Büler oder Zungen deß Mauls
reichen solte.

Hergegen erweiset die Erfahrung/ daß wolge-
zaumte Pferd von hartmäuligen/ wie auch
hartmäulige von wolgezaumten Pferden herkom-
men/ welches diese Meinung gäntzlich auff beederley
Weiß verwürffet.

Weil aber der gröste theil Pferde/ gleichwie die
Mißgewächs der Erden/ in böser Gestalt auffwach-
sen; so scheinet/ als ob solcher Mangel von Ge-
schlecht zu Geschlecht/ als erblich fortgepflantzet
würde.

Denn wann man beederley Haupt-Geschlecht der
gantzen Welt betrachtet/ so sind der gröste Theil der

Pferde/
M 2

Pferde-Schatz.
[Spaltenumbruch] tern gern uͤberlaſſe/ und bey meiner Meinung ver-
bleibe/ daß bey mir die Guͤlte der Schoͤnheit ſo weit
vorgezogen wird/ als das heßliche Pferd in ſolcher
mittelmaͤſſigen Geſtalt zu befinden/ daß es nicht fuͤr
ein Monſtrum mit Grund zu halten iſt/ auff welchem
Fall ich mich deſſen lieber enthalten/ als einige ver-
borgene Guͤte bey ihm ſuchẽ wolte/ ſo ſich bey | derglei-
chen ſo wenig und ſelten/ als bey dem allerſchoͤnſten
einſtellet/ denn Gott und die Natur erſetzen mit Guͤ-
te/ was ſie der Geſtalt nehmen/ und mit Schoͤnheit/
was ſie der Guͤte entziehen. Von welchem
Wechſel aber die Monſtra jederzeit außzuſchlieſſen/
darum weil ſie unter keiner Art der guten/ noch ſchoͤ-
nen zu zehlen ſeyn.

Es wird aber der Schoͤnheit oder guten Geſtalt
ein ſonderlicher Ruhm auch von alters her zugeſchrie-
ben. Wie dann ſchon Cicero in officiis bezeuget/
daß die ſchoͤne Leibes-Geſtalt/ wol proportionirte
Glieder/ und derſelben gute Zuſammenſtimmung
oder Correſpondentz neben der Lieblichkeit einer guten
Farbe/ die Augen und Gemuͤth ergetzen koͤnnen.

Die Maͤngel ſeyn eigentlich dreyerley Art oder
Sorten/ als 1. Erb-Maͤngel/ 2. Haupt-Maͤngel/ 3.
gemeine Maͤngel/ weil ſie entweder wenig ſchaden/
oder zu verbeſſern ſeyn.

Erb-Maͤngel.

Und dieſe Kranckheiten oder Maͤngel ſeyn fuͤr
doppelte zu halten/ ſo viel dieſelbe 1. an ſich ſelber
ſchaͤdlich/ und 2. daneben von Glied zu Glied erb-
lich ſeyn. Und zwar 1. welche die Geſundheit beneh-
men

Als 1. Rapfen/ 2. und Maucken/ deren urſpruͤng-
liche Urſachen/ wie ſie denſelben auch vorkommen/
und endlich wieder vertrieben werden muͤſſen/ und
koͤnnen/ das iſt nach Notthurfft bey der Erziehung/
Wartung und Artzney angezeiget/ alſo hier wieder
zu erwehnen uͤberfluſſig.

2. Welche die gute Geſtalt verkleinern und ſchaͤn-
den/ als die Weitohrigen/ Speckhaͤlſigen Dick-
koͤpffige: welches kein Verbeſſerungs-Mittel/ viel
weniger aber/ ein Verhinderungs-Mittel hat/ auſſer
daß man es mit Zeug und Zierathen ſo viel muͤglich
verdecket/ worzu ſonder Zweifel vor Alters die groſ-
ſen auffgeſteckten Federbuͤſch/ die breiten Zaum-
Franſen erfunden und gemeinet waren.

So wird ihm auch anderſt nicht vorzukommen
ſeyn/ als wo man auff ſolche Beſcheller und Studten
beflieſſen iſt/ die ſolches Mangels befreyet ſeyn/ was
nun ſolcher Mangel in Verſtellung der guten Ge-
ſtalt fuͤr boͤſe anzeigen von ſich giebet/ daß ein ſolches
Pferd bey allen andern Tugenden/ und guten Eigen-
ſchafften ſehr unwerth gehalten wird/ iſt an ſeinem
Ort ernennet.

3. Welche dreyfache Maͤngel haben/ und in drey-
erley ſchaͤdlich ſind/ als 1. zu der Abrichtung/ 2. zu an-
derm gemeinen Gebrauch/ 3. weil ſie dabey erblich
ſeyn.

Als 1. untreue/ 2. boßhaffte/ 3. beiſſende/ 4. ſchlagen-
de/ 5. ſtoſſende/ 6. an die Wand druckende/ 7. tuͤcki-
ſche/ 8. falſche Pferde/ welche man mit Gefahr war-
nehmen muß/ ſowol 1. im Stall in der Wartung/ 2.
in allem Gebrauch/ 3. in der Abrichtung/ nachdem
[Spaltenumbruch] ſolche Laſter gegen dem Menſchen/ andern Pferden/
oder beeden/ auch in vielerley Bezeugungen und aller
Orten/ und zujeder Zeit/ groß oder maͤſſig zu ſpuͤh-
ren iſt.

Vollhuͤffig.

Vollhuͤffig iſt nicht weniger ein Mangel der Ge-
ſundheit/ iſt uͤbelſtaͤndig in der guten Geſtalt/ und in
der Bezeugung deß Gangs/ oder in allen andern
Bezeugungen zu allem Gebrauch/ ſonderlich aber
zur Abrichtung untuͤchtig/ ſo lang ſolcher Mangel
an ihme zu ſpuͤhren. Die Vorkom- und Abhelfungs-
Mittel ſeynd gleichfalls bey der Generation/ Er-
ziehung/ Wartung und Artzney/ und zwar in jedem
ſolchem Theil an ſeinem Ort zu finden.

Koller.

Der Koller/ weil er 1. allen Gebrauch/ 2. die Ab-
richtung verhindert/ 3. und nicht leicht wieder curi-
ret wird.

Haarſchlechtig/ rotzig/ unheil-
ſam/ anſteckend.

Vierfache Maͤngel erſcheinen an den Pferden/
welche koller-haarſchlechtig und rotzig ſeyn/ wo ſie
daſſelbe 1. darbey erblich an ſich gebracht/ 2. wo ſie
zu allem Gebrauch untuͤchtig/ 3. unheilſam/ 4. auch
anſteckend ſeyn/ wodurch man eine groſſe Menge
leichtlich gar verderben kan/ darum ſich auch vor ſol-
chen Pferden/ durch die fleiſſige in Acht nehmung
deren bey der Artzney vermeldten Kennzeichen) beſ-
ſer zu huͤten/ als mit den bekandten Mitteln zu cu-
riren ſeyn moͤchten.

Monſtroſiſch.

Weil es auch ſelten fehlen wird/ daß nicht ein
Monſtrum das andere gebaͤhren ſolle; ſo werden
auch alle Monſtroſiſche Pferde nicht unbillich hier-
her gezogen/ ob ſie wol nicht in allen Stuͤcken/ ſon-
dern zum wenigſten in einem und dem andern den ih-
rigen nacharten/ deren Beſchaffenheit aber iſt an
ſeinem Ort beſchrieben.

Hartmaͤulig.

Und dieſes zwar von etlichen wil die Hartmaͤuligkeit
fuͤr ein Erbſchaden oder Gebrechen gerechnet werden:
Welches in gewiſſem Verſtand ſeyn kan/ ſo weit
nemlich das boͤſe Gewaͤchs und Proportion dieſelbe
verurſachet. Denn obwol die Pferde ihren Eltern ehe
in den Gebrechen/ als in den Tugenden nacharten;
ſo kan doch kein beſtaͤndige Urſach auß der Natur ge-
geben werden/ warum die Hartmaͤulig-oder Unemp-
findlichkeit biß in die Buͤler oder Zungen deß Mauls
reichen ſolte.

Hergegen erweiſet die Erfahrung/ daß wolge-
zaumte Pferd von hartmaͤuligen/ wie auch
hartmaͤulige von wolgezaumten Pferden herkom-
men/ welches dieſe Meinung gaͤntzlich auff beederley
Weiß verwuͤrffet.

Weil aber der groͤſte theil Pferde/ gleichwie die
Mißgewaͤchs der Erden/ in boͤſer Geſtalt auffwach-
ſen; ſo ſcheinet/ als ob ſolcher Mangel von Ge-
ſchlecht zu Geſchlecht/ als erblich fortgepflantzet
wuͤrde.

Denn wann man beederley Haupt-Geſchlecht der
gantzen Welt betrachtet/ ſo ſind der groͤſte Theil der

Pferde/
M 2
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[91/0097] Pferde-Schatz. tern gern uͤberlaſſe/ und bey meiner Meinung ver- bleibe/ daß bey mir die Guͤlte der Schoͤnheit ſo weit vorgezogen wird/ als das heßliche Pferd in ſolcher mittelmaͤſſigen Geſtalt zu befinden/ daß es nicht fuͤr ein Monſtrum mit Grund zu halten iſt/ auff welchem Fall ich mich deſſen lieber enthalten/ als einige ver- borgene Guͤte bey ihm ſuchẽ wolte/ ſo ſich bey | derglei- chen ſo wenig und ſelten/ als bey dem allerſchoͤnſten einſtellet/ denn Gott und die Natur erſetzen mit Guͤ- te/ was ſie der Geſtalt nehmen/ und mit Schoͤnheit/ was ſie der Guͤte entziehen. Von welchem Wechſel aber die Monſtra jederzeit außzuſchlieſſen/ darum weil ſie unter keiner Art der guten/ noch ſchoͤ- nen zu zehlen ſeyn. Es wird aber der Schoͤnheit oder guten Geſtalt ein ſonderlicher Ruhm auch von alters her zugeſchrie- ben. Wie dann ſchon Cicero in officiis bezeuget/ daß die ſchoͤne Leibes-Geſtalt/ wol proportionirte Glieder/ und derſelben gute Zuſammenſtimmung oder Correſpondentz neben der Lieblichkeit einer guten Farbe/ die Augen und Gemuͤth ergetzen koͤnnen. Die Maͤngel ſeyn eigentlich dreyerley Art oder Sorten/ als 1. Erb-Maͤngel/ 2. Haupt-Maͤngel/ 3. gemeine Maͤngel/ weil ſie entweder wenig ſchaden/ oder zu verbeſſern ſeyn. Erb-Maͤngel. Und dieſe Kranckheiten oder Maͤngel ſeyn fuͤr doppelte zu halten/ ſo viel dieſelbe 1. an ſich ſelber ſchaͤdlich/ und 2. daneben von Glied zu Glied erb- lich ſeyn. Und zwar 1. welche die Geſundheit beneh- men Als 1. Rapfen/ 2. und Maucken/ deren urſpruͤng- liche Urſachen/ wie ſie denſelben auch vorkommen/ und endlich wieder vertrieben werden muͤſſen/ und koͤnnen/ das iſt nach Notthurfft bey der Erziehung/ Wartung und Artzney angezeiget/ alſo hier wieder zu erwehnen uͤberfluſſig. 2. Welche die gute Geſtalt verkleinern und ſchaͤn- den/ als die Weitohrigen/ Speckhaͤlſigen Dick- koͤpffige: welches kein Verbeſſerungs-Mittel/ viel weniger aber/ ein Verhinderungs-Mittel hat/ auſſer daß man es mit Zeug und Zierathen ſo viel muͤglich verdecket/ worzu ſonder Zweifel vor Alters die groſ- ſen auffgeſteckten Federbuͤſch/ die breiten Zaum- Franſen erfunden und gemeinet waren. So wird ihm auch anderſt nicht vorzukommen ſeyn/ als wo man auff ſolche Beſcheller und Studten beflieſſen iſt/ die ſolches Mangels befreyet ſeyn/ was nun ſolcher Mangel in Verſtellung der guten Ge- ſtalt fuͤr boͤſe anzeigen von ſich giebet/ daß ein ſolches Pferd bey allen andern Tugenden/ und guten Eigen- ſchafften ſehr unwerth gehalten wird/ iſt an ſeinem Ort ernennet. 3. Welche dreyfache Maͤngel haben/ und in drey- erley ſchaͤdlich ſind/ als 1. zu der Abrichtung/ 2. zu an- derm gemeinen Gebrauch/ 3. weil ſie dabey erblich ſeyn. Als 1. untreue/ 2. boßhaffte/ 3. beiſſende/ 4. ſchlagen- de/ 5. ſtoſſende/ 6. an die Wand druckende/ 7. tuͤcki- ſche/ 8. falſche Pferde/ welche man mit Gefahr war- nehmen muß/ ſowol 1. im Stall in der Wartung/ 2. in allem Gebrauch/ 3. in der Abrichtung/ nachdem ſolche Laſter gegen dem Menſchen/ andern Pferden/ oder beeden/ auch in vielerley Bezeugungen und aller Orten/ und zujeder Zeit/ groß oder maͤſſig zu ſpuͤh- ren iſt. Vollhuͤffig. Vollhuͤffig iſt nicht weniger ein Mangel der Ge- ſundheit/ iſt uͤbelſtaͤndig in der guten Geſtalt/ und in der Bezeugung deß Gangs/ oder in allen andern Bezeugungen zu allem Gebrauch/ ſonderlich aber zur Abrichtung untuͤchtig/ ſo lang ſolcher Mangel an ihme zu ſpuͤhren. Die Vorkom- und Abhelfungs- Mittel ſeynd gleichfalls bey der Generation/ Er- ziehung/ Wartung und Artzney/ und zwar in jedem ſolchem Theil an ſeinem Ort zu finden. Koller. Der Koller/ weil er 1. allen Gebrauch/ 2. die Ab- richtung verhindert/ 3. und nicht leicht wieder curi- ret wird. Haarſchlechtig/ rotzig/ unheil- ſam/ anſteckend. Vierfache Maͤngel erſcheinen an den Pferden/ welche koller-haarſchlechtig und rotzig ſeyn/ wo ſie daſſelbe 1. darbey erblich an ſich gebracht/ 2. wo ſie zu allem Gebrauch untuͤchtig/ 3. unheilſam/ 4. auch anſteckend ſeyn/ wodurch man eine groſſe Menge leichtlich gar verderben kan/ darum ſich auch vor ſol- chen Pferden/ durch die fleiſſige in Acht nehmung deren bey der Artzney vermeldten Kennzeichen) beſ- ſer zu huͤten/ als mit den bekandten Mitteln zu cu- riren ſeyn moͤchten. Monſtroſiſch. Weil es auch ſelten fehlen wird/ daß nicht ein Monſtrum das andere gebaͤhren ſolle; ſo werden auch alle Monſtroſiſche Pferde nicht unbillich hier- her gezogen/ ob ſie wol nicht in allen Stuͤcken/ ſon- dern zum wenigſten in einem und dem andern den ih- rigen nacharten/ deren Beſchaffenheit aber iſt an ſeinem Ort beſchrieben. Hartmaͤulig. Und dieſes zwar von etlichen wil die Hartmaͤuligkeit fuͤr ein Erbſchaden oder Gebrechen gerechnet werden: Welches in gewiſſem Verſtand ſeyn kan/ ſo weit nemlich das boͤſe Gewaͤchs und Proportion dieſelbe verurſachet. Denn obwol die Pferde ihren Eltern ehe in den Gebrechen/ als in den Tugenden nacharten; ſo kan doch kein beſtaͤndige Urſach auß der Natur ge- geben werden/ warum die Hartmaͤulig-oder Unemp- findlichkeit biß in die Buͤler oder Zungen deß Mauls reichen ſolte. Hergegen erweiſet die Erfahrung/ daß wolge- zaumte Pferd von hartmaͤuligen/ wie auch hartmaͤulige von wolgezaumten Pferden herkom- men/ welches dieſe Meinung gaͤntzlich auff beederley Weiß verwuͤrffet. Weil aber der groͤſte theil Pferde/ gleichwie die Mißgewaͤchs der Erden/ in boͤſer Geſtalt auffwach- ſen; ſo ſcheinet/ als ob ſolcher Mangel von Ge- ſchlecht zu Geſchlecht/ als erblich fortgepflantzet wuͤrde. Denn wann man beederley Haupt-Geſchlecht der gantzen Welt betrachtet/ ſo ſind der groͤſte Theil der Pferde/ M 2

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Zitationshilfe: Pinter von der Au, Johann Christoph: Neuer, vollkommener, verbesserter und ergänzter Pferd-Schatz. Frankfurt (Main), 1688, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pinter_pferdschatz_1688/97>, abgerufen am 27.11.2024.