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Pinter von der Au, Johann Christoph: Neuer, vollkommener, verbesserter und ergänzter Pferd-Schatz. Frankfurt (Main), 1688.

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Neuer vollkommener
[Spaltenumbruch] kan/ mag man ihm täglich eine Hand voll grünes ge-
ben/ aber nicht so viel/ daß es ihn zuviel erkühlen möge.

Solche Zeit über/ soll man ihn nicht kalt trincken/
sondern das Trinck-Wasser wol überschlagen lassen/
auch wol mit warmen Wasser und weissem Meel
mengen/ und wol umbrühren/ daß das Wasser wie
eine Milch weiß wird.

Täglich/ (oder wegen bösen Wetters) wenigst
über den andern Tag/ soll man ihn morgens 1. Stund
ins Feld reiten/ sonderlich bey klarem Wetter und
zwischen frischen Wässern/ aber nur Fuß für Fuß.
Doch soll man dasselbe im bösen Wetter so viel müg-
lich unterlassen. Jm Winter in der Mittagsstund/
oder wann es am wärmesten ist/ sonderlich wann
warme Tage seyn.

Mit anderer starcken Ubung und reiten aber soll
man seiner allerdings und allezeit verschonen/ und im
übrigen halten/ wie die besten Hauptroß gewartet
dessen werden.

Nach dem Beschellen.

Soll er weit von dem Gestüdt abgesondert wer-
den/ damit er sich nicht sehne und abmatte/ sondern
desto ehe vergesse.

Das Geschrödt soll man ihm 8. Tag hernach und
nacheinander täglich mit Baumölsalben/ die Geyle
wieder zu erkühlen/ auch darzwischen umb den Mittag
das Geschrödte mit frischem Wasser bespritzen.

Dann kan man ihm etliche Tag auch grünes Graß
geben/ daß er sich etwas erkühlen möge/ doch so mäs-
sig/ daß er nicht gar erkalte.

Theils halten es schädlich seyn/ einem Bescheller
Ader zu lassen/ weil er desselben/ (sonderlich umb die
Zeit des Beschellens) am wenigsten bedarff/ dardurch
ihme ohne das viel Bluts abgangen/ über daß er da-
durch sehr geschwächet wird/ sonderlich wann dassel-
be kurtz vor oder nach dem Beschellen geschicht/ und
ihm eben so viel Bluts als einem andern Pferd
gelassen würde/ wann auch der Bescheller nicht von
hitziger Landes-Art und Natur/ sondern mehr von
kalter Complexion ist.

Wäre er aber aus heissen Landen und an sich sel-
ber blutreich/ hitzig/ und des Lassens vor der Zeit schon
gewohnet/ würde ihm ein halbes Jahr vor/ und so
lang nach dem Beschellen/ als im Herbst/ die Hälffte
so viel Bluts/ (als einem andern Roß gelassen wird/)
doch nur aus einer Seiten/ zulassen nicht schaden kön-
nen/ und dasselbe aus der Halß-Adern/ das ihm das
böse Geblüth ausziehen/ vor Kranckheiten bewahren
und erfrischen kan/ doch müste dasselbe nicht mehr als
einmahl im Jahr/ in den besten Zeichen geschehen.

Wo er aber ein gantzes Jahr feyren solte oder mü-
ste/ würde man neben der Halß-Adern/ auch eine
Sporadern/ oder die in der Nasen/ wo nicht beyde/
aber desto weniger zu lassen seyn/ damit ihm das über-
flüssige Geblüt/ nicht an der Gesundheit oder am Ge-
sicht schaden könne.

Jm Sommer soll er vielmahls in das Wasser ge-
bracht werden/ aber nicht weiter als über die Knie/ da-
mit ihm nicht das Grimmen erwecket werde/ wann
es ihm gar an den Bauch reichete/ sondern daß er al-
lein die Schenckel erfrischen möge.

[Spaltenumbruch]

Ob er das Jahr über/ zwischen dem Beschellen/ al-
lein/ oder bey andern Pferden stehet/ kan zwar wenig
Schaden oder Nutzen bringen/ ohne daß er allein ru-
higer stehen kan/ da er hergegen unter andern Pferden
böß und untreu wird.

Bescheller Anzahl.

Ob die Scribenten aus Unerfahrenheit in den
Tag hinein geschrieben/ daß Alexander M. in seinem
Pellischen Gestüdte bey 30000. Studten nur 300.
Bescheller/ und der Babylonische König bey 16000.
Studten 800. Bescheller gehabt: oder die Verände-
rung der seither verflossenen Zeit/ die Natur der Pfer-
de so viel geschwächet/ oder der Natur mit so kräffti-
gen Mitteln zu helffen wäre/ wenn man dergleichen
Wissenschafft hätte/ oder ob es allein an den Unkosten
ermangele/ welche man selbiger Zeit so häuffig und
überflüssig (als jetzo gespärig/) daran verwandt/ ste-
het den Verständigen zu erörtern.

Beschellers Alter.

Wegen der rechten Zeit/ wann ein Hengst zu einem
Bescheller zu nehmen und anfänglich zu gebrauchen
sey/ seyn bey jedem sonderliche Meinungen. Dann
ob wol die jungen Vohlen/ welchen wol gewartet
wird/ sonderlich welche hartes Futter bekommen/ oder
gar eine süsse fette Weyde haben/ schon mit an dert-
halb Jahren zu steigen begehren/ ist doch von densel-
ben keine Frucht zu hoffen/ und ob es gleich wider
die Erfahrung geschehe/ so würde doch ein solches Fül-
len von solch einem Vohlen herkommen/ gantz nichts
werth seyn/ dann imperfectum non potest generare
perfectum,
weil der Saamen ist unvollkommen/ und
zum generiren untüchtig.

Ob auch gleich Exempel wären/ daß man mit ein
und anderm Pferd von zwantzig biß in das viertzigste
Jahr beschellet/ so kan man doch damit keine gewisse
Nachfolgungs-Regeln setzen/ weil der Saamen kalt
und schwach wird/ und desto weniger gutes daher
kommen kan.

So denn der Saamen nicht aus einem/ sondern
aus allen Gliedern des gantzen Leibes herkömmet/
muß auch der gantze Leib/ so etwas gutes generiren
soll/ in bester Vollkommenheit und Stärcke seyn/
welches weder von einem ungewachsenen und unvoll-
kommenen/ noch von einem abgelebten gleichsam ab-
gestorbenen Leib/ zu vermuthen noch zu gewarten ist:
Denn was sonderliche extraordinari Fäll zu Zeiten
mitbringen/ sie geschehen gleich nach einer Müglich-
keit oder Wunder-Werck/ daraus ist keine Nachfolg
zu erzwingen.

Aristoteles de Natura Animalium lib. 6. c. 22. Co-
ire itaque incipit equus, vel trigesimo Mense, sed
quod digne procreare possit, nunc tempus est, cum
dentibus mittendis cessavit. Fit itaque ut equus
fere maxime sit ad procreandum capax, cum annum
quartum & sex Menses compleverit.

Item: Die alten Pferde seyn fruchtbahrer als die
jungen.

Wie

Neuer vollkommener
[Spaltenumbruch] kan/ mag man ihm taͤglich eine Hand voll gruͤnes ge-
ben/ aber nicht ſo viel/ daß es ihn zuviel erkuͤhlen moͤge.

Solche Zeit uͤber/ ſoll man ihn nicht kalt trincken/
ſondern das Trinck-Waſſer wol uͤberſchlagen laſſen/
auch wol mit warmen Waſſer und weiſſem Meel
mengen/ und wol umbruͤhren/ daß das Waſſer wie
eine Milch weiß wird.

Taͤglich/ (oder wegen boͤſen Wetters) wenigſt
uͤber den andern Tag/ ſoll man ihn morgens 1. Stund
ins Feld reiten/ ſonderlich bey klarem Wetter und
zwiſchen friſchen Waͤſſern/ aber nur Fuß fuͤr Fuß.
Doch ſoll man daſſelbe im boͤſen Wetter ſo viel muͤg-
lich unterlaſſen. Jm Winter in der Mittagsſtund/
oder wann es am waͤrmeſten iſt/ ſonderlich wann
warme Tage ſeyn.

Mit anderer ſtarcken Ubung und reiten aber ſoll
man ſeiner allerdings und allezeit verſchonen/ und im
uͤbrigen halten/ wie die beſten Hauptroß gewartet
deſſen werden.

Nach dem Beſchellen.

Soll er weit von dem Geſtuͤdt abgeſondert wer-
den/ damit er ſich nicht ſehne und abmatte/ ſondern
deſto ehe vergeſſe.

Das Geſchroͤdt ſoll man ihm 8. Tag hernach und
nacheinander taͤglich mit Baumoͤlſalben/ die Geyle
wieder zu erkuͤhlen/ auch darzwiſchen umb den Mittag
das Geſchroͤdte mit friſchem Waſſer beſpritzen.

Dann kan man ihm etliche Tag auch gruͤnes Graß
geben/ daß er ſich etwas erkuͤhlen moͤge/ doch ſo maͤſ-
ſig/ daß er nicht gar erkalte.

Theils halten es ſchaͤdlich ſeyn/ einem Beſcheller
Ader zu laſſen/ weil er deſſelben/ (ſonderlich umb die
Zeit des Beſchellens) am wenigſten bedarff/ dardurch
ihme ohne das viel Bluts abgangen/ uͤber daß er da-
durch ſehr geſchwaͤchet wird/ ſonderlich wann daſſel-
be kurtz vor oder nach dem Beſchellen geſchicht/ und
ihm eben ſo viel Bluts als einem andern Pferd
gelaſſen wuͤrde/ wann auch der Beſcheller nicht von
hitziger Landes-Art und Natur/ ſondern mehr von
kalter Complexion iſt.

Waͤre er aber aus heiſſen Landen und an ſich ſel-
ber blutreich/ hitzig/ und des Laſſens vor der Zeit ſchon
gewohnet/ wuͤrde ihm ein halbes Jahr vor/ und ſo
lang nach dem Beſchellen/ als im Herbſt/ die Haͤlffte
ſo viel Bluts/ (als einem andern Roß gelaſſen wird/)
doch nur aus einer Seiten/ zulaſſen nicht ſchaden koͤn-
nen/ und daſſelbe aus der Halß-Adern/ das ihm das
boͤſe Gebluͤth ausziehen/ vor Kranckheiten bewahren
und erfriſchen kan/ doch muͤſte daſſelbe nicht mehr als
einmahl im Jahr/ in den beſten Zeichen geſchehen.

Wo er aber ein gantzes Jahr feyren ſolte oder muͤ-
ſte/ wuͤrde man neben der Halß-Adern/ auch eine
Sporadern/ oder die in der Naſen/ wo nicht beyde/
aber deſto weniger zu laſſen ſeyn/ damit ihm das uͤber-
fluͤſſige Gebluͤt/ nicht an der Geſundheit oder am Ge-
ſicht ſchaden koͤnne.

Jm Sommer ſoll er vielmahls in das Waſſer ge-
bracht werden/ aber nicht weiter als uͤber die Knie/ da-
mit ihm nicht das Grimmen erwecket werde/ wann
es ihm gar an den Bauch reichete/ ſondern daß er al-
lein die Schenckel erfriſchen moͤge.

[Spaltenumbruch]

Ob er das Jahr uͤber/ zwiſchen dem Beſchellen/ al-
lein/ oder bey andern Pferden ſtehet/ kan zwar wenig
Schaden oder Nutzen bringen/ ohne daß er allein ru-
higer ſtehen kan/ da er hergegen unter andern Pferden
boͤß und untreu wird.

Beſcheller Anzahl.

Ob die Scribenten aus Unerfahrenheit in den
Tag hinein geſchrieben/ daß Alexander M. in ſeinem
Pelliſchen Geſtuͤdte bey 30000. Studten nur 300.
Beſcheller/ und der Babyloniſche Koͤnig bey 16000.
Studten 800. Beſcheller gehabt: oder die Veraͤnde-
rung der ſeither verfloſſenen Zeit/ die Natur der Pfer-
de ſo viel geſchwaͤchet/ oder der Natur mit ſo kraͤffti-
gen Mitteln zu helffen waͤre/ wenn man dergleichen
Wiſſenſchafft haͤtte/ oder ob es allein an den Unkoſten
ermangele/ welche man ſelbiger Zeit ſo haͤuffig und
uͤberfluͤſſig (als jetzo geſpaͤrig/) daran verwandt/ ſte-
het den Verſtaͤndigen zu eroͤrtern.

Beſchellers Alter.

Wegen der rechten Zeit/ wann ein Hengſt zu einem
Beſcheller zu nehmen und anfaͤnglich zu gebrauchen
ſey/ ſeyn bey jedem ſonderliche Meinungen. Dann
ob wol die jungen Vohlen/ welchen wol gewartet
wird/ ſonderlich welche hartes Futter bekommen/ oder
gar eine ſuͤſſe fette Weyde haben/ ſchon mit an dert-
halb Jahren zu ſteigen begehren/ iſt doch von denſel-
ben keine Frucht zu hoffen/ und ob es gleich wider
die Erfahrung geſchehe/ ſo wuͤrde doch ein ſolches Fuͤl-
len von ſolch einem Vohlen herkommen/ gantz nichts
werth ſeyn/ dann imperfectum non poteſt generare
perfectum,
weil der Saamen iſt unvollkommen/ und
zum generiren untuͤchtig.

Ob auch gleich Exempel waͤren/ daß man mit ein
und anderm Pferd von zwantzig biß in das viertzigſte
Jahr beſchellet/ ſo kan man doch damit keine gewiſſe
Nachfolgungs-Regeln ſetzen/ weil der Saamen kalt
und ſchwach wird/ und deſto weniger gutes daher
kommen kan.

So denn der Saamen nicht aus einem/ ſondern
aus allen Gliedern des gantzen Leibes herkoͤmmet/
muß auch der gantze Leib/ ſo etwas gutes generiren
ſoll/ in beſter Vollkommenheit und Staͤrcke ſeyn/
welches weder von einem ungewachſenen und unvoll-
kommenen/ noch von einem abgelebten gleichſam ab-
geſtorbenen Leib/ zu vermuthen noch zu gewarten iſt:
Denn was ſonderliche extraordinari Faͤll zu Zeiten
mitbringen/ ſie geſchehen gleich nach einer Muͤglich-
keit oder Wunder-Werck/ daraus iſt keine Nachfolg
zu erzwingen.

Ariſtoteles de Natura Animalium lib. 6. c. 22. Co-
ire itaque incipit equus, vel trigeſimo Menſe, ſed
quod digne procreare poſſit, nunc tempus eſt, cum
dentibus mittendis ceſſavit. Fit itaque ut equus
fere maxime ſit ad procreandum capax, cum annum
quartum & ſex Menſes compleverit.

Item: Die alten Pferde ſeyn fruchtbahrer als die
jungen.

Wie
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[18/0024] Neuer vollkommener kan/ mag man ihm taͤglich eine Hand voll gruͤnes ge- ben/ aber nicht ſo viel/ daß es ihn zuviel erkuͤhlen moͤge. Solche Zeit uͤber/ ſoll man ihn nicht kalt trincken/ ſondern das Trinck-Waſſer wol uͤberſchlagen laſſen/ auch wol mit warmen Waſſer und weiſſem Meel mengen/ und wol umbruͤhren/ daß das Waſſer wie eine Milch weiß wird. Taͤglich/ (oder wegen boͤſen Wetters) wenigſt uͤber den andern Tag/ ſoll man ihn morgens 1. Stund ins Feld reiten/ ſonderlich bey klarem Wetter und zwiſchen friſchen Waͤſſern/ aber nur Fuß fuͤr Fuß. Doch ſoll man daſſelbe im boͤſen Wetter ſo viel muͤg- lich unterlaſſen. Jm Winter in der Mittagsſtund/ oder wann es am waͤrmeſten iſt/ ſonderlich wann warme Tage ſeyn. Mit anderer ſtarcken Ubung und reiten aber ſoll man ſeiner allerdings und allezeit verſchonen/ und im uͤbrigen halten/ wie die beſten Hauptroß gewartet deſſen werden. Nach dem Beſchellen. Soll er weit von dem Geſtuͤdt abgeſondert wer- den/ damit er ſich nicht ſehne und abmatte/ ſondern deſto ehe vergeſſe. Das Geſchroͤdt ſoll man ihm 8. Tag hernach und nacheinander taͤglich mit Baumoͤlſalben/ die Geyle wieder zu erkuͤhlen/ auch darzwiſchen umb den Mittag das Geſchroͤdte mit friſchem Waſſer beſpritzen. Dann kan man ihm etliche Tag auch gruͤnes Graß geben/ daß er ſich etwas erkuͤhlen moͤge/ doch ſo maͤſ- ſig/ daß er nicht gar erkalte. Theils halten es ſchaͤdlich ſeyn/ einem Beſcheller Ader zu laſſen/ weil er deſſelben/ (ſonderlich umb die Zeit des Beſchellens) am wenigſten bedarff/ dardurch ihme ohne das viel Bluts abgangen/ uͤber daß er da- durch ſehr geſchwaͤchet wird/ ſonderlich wann daſſel- be kurtz vor oder nach dem Beſchellen geſchicht/ und ihm eben ſo viel Bluts als einem andern Pferd gelaſſen wuͤrde/ wann auch der Beſcheller nicht von hitziger Landes-Art und Natur/ ſondern mehr von kalter Complexion iſt. Waͤre er aber aus heiſſen Landen und an ſich ſel- ber blutreich/ hitzig/ und des Laſſens vor der Zeit ſchon gewohnet/ wuͤrde ihm ein halbes Jahr vor/ und ſo lang nach dem Beſchellen/ als im Herbſt/ die Haͤlffte ſo viel Bluts/ (als einem andern Roß gelaſſen wird/) doch nur aus einer Seiten/ zulaſſen nicht ſchaden koͤn- nen/ und daſſelbe aus der Halß-Adern/ das ihm das boͤſe Gebluͤth ausziehen/ vor Kranckheiten bewahren und erfriſchen kan/ doch muͤſte daſſelbe nicht mehr als einmahl im Jahr/ in den beſten Zeichen geſchehen. Wo er aber ein gantzes Jahr feyren ſolte oder muͤ- ſte/ wuͤrde man neben der Halß-Adern/ auch eine Sporadern/ oder die in der Naſen/ wo nicht beyde/ aber deſto weniger zu laſſen ſeyn/ damit ihm das uͤber- fluͤſſige Gebluͤt/ nicht an der Geſundheit oder am Ge- ſicht ſchaden koͤnne. Jm Sommer ſoll er vielmahls in das Waſſer ge- bracht werden/ aber nicht weiter als uͤber die Knie/ da- mit ihm nicht das Grimmen erwecket werde/ wann es ihm gar an den Bauch reichete/ ſondern daß er al- lein die Schenckel erfriſchen moͤge. Ob er das Jahr uͤber/ zwiſchen dem Beſchellen/ al- lein/ oder bey andern Pferden ſtehet/ kan zwar wenig Schaden oder Nutzen bringen/ ohne daß er allein ru- higer ſtehen kan/ da er hergegen unter andern Pferden boͤß und untreu wird. Beſcheller Anzahl. Ob die Scribenten aus Unerfahrenheit in den Tag hinein geſchrieben/ daß Alexander M. in ſeinem Pelliſchen Geſtuͤdte bey 30000. Studten nur 300. Beſcheller/ und der Babyloniſche Koͤnig bey 16000. Studten 800. Beſcheller gehabt: oder die Veraͤnde- rung der ſeither verfloſſenen Zeit/ die Natur der Pfer- de ſo viel geſchwaͤchet/ oder der Natur mit ſo kraͤffti- gen Mitteln zu helffen waͤre/ wenn man dergleichen Wiſſenſchafft haͤtte/ oder ob es allein an den Unkoſten ermangele/ welche man ſelbiger Zeit ſo haͤuffig und uͤberfluͤſſig (als jetzo geſpaͤrig/) daran verwandt/ ſte- het den Verſtaͤndigen zu eroͤrtern. Beſchellers Alter. Wegen der rechten Zeit/ wann ein Hengſt zu einem Beſcheller zu nehmen und anfaͤnglich zu gebrauchen ſey/ ſeyn bey jedem ſonderliche Meinungen. Dann ob wol die jungen Vohlen/ welchen wol gewartet wird/ ſonderlich welche hartes Futter bekommen/ oder gar eine ſuͤſſe fette Weyde haben/ ſchon mit an dert- halb Jahren zu ſteigen begehren/ iſt doch von denſel- ben keine Frucht zu hoffen/ und ob es gleich wider die Erfahrung geſchehe/ ſo wuͤrde doch ein ſolches Fuͤl- len von ſolch einem Vohlen herkommen/ gantz nichts werth ſeyn/ dann imperfectum non poteſt generare perfectum, weil der Saamen iſt unvollkommen/ und zum generiren untuͤchtig. Ob auch gleich Exempel waͤren/ daß man mit ein und anderm Pferd von zwantzig biß in das viertzigſte Jahr beſchellet/ ſo kan man doch damit keine gewiſſe Nachfolgungs-Regeln ſetzen/ weil der Saamen kalt und ſchwach wird/ und deſto weniger gutes daher kommen kan. So denn der Saamen nicht aus einem/ ſondern aus allen Gliedern des gantzen Leibes herkoͤmmet/ muß auch der gantze Leib/ ſo etwas gutes generiren ſoll/ in beſter Vollkommenheit und Staͤrcke ſeyn/ welches weder von einem ungewachſenen und unvoll- kommenen/ noch von einem abgelebten gleichſam ab- geſtorbenen Leib/ zu vermuthen noch zu gewarten iſt: Denn was ſonderliche extraordinari Faͤll zu Zeiten mitbringen/ ſie geſchehen gleich nach einer Muͤglich- keit oder Wunder-Werck/ daraus iſt keine Nachfolg zu erzwingen. Ariſtoteles de Natura Animalium lib. 6. c. 22. Co- ire itaque incipit equus, vel trigeſimo Menſe, ſed quod digne procreare poſſit, nunc tempus eſt, cum dentibus mittendis ceſſavit. Fit itaque ut equus fere maxime ſit ad procreandum capax, cum annum quartum & ſex Menſes compleverit. Item: Die alten Pferde ſeyn fruchtbahrer als die jungen. Wie

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Zitationshilfe: Pinter von der Au, Johann Christoph: Neuer, vollkommener, verbesserter und ergänzter Pferd-Schatz. Frankfurt (Main), 1688, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pinter_pferdschatz_1688/24>, abgerufen am 23.11.2024.