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Pinter von der Au, Johann Christoph: Neuer, vollkommener, verbesserter und ergänzter Pferd-Schatz. Frankfurt (Main), 1688.

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Neuer vollkommener
Art der Studterey.
[Spaltenumbruch]

Nachdem man aber/ aus gewisser Prob/ dessen so
wohl bey dem Hengst/ als bey der Studten versichert/
ist nicht minder auff die Landes-Art des Orts/ wo die
Studterey angeleget wird/ als auf diejenige zu sehen/
aus welcher Hengst und Studten kommen.

Hierinnen erweiset die oftmahlige Erfahrung/
daß in kalten Ländern die hitzigen Hengste besser als
die kalt-sinnigen/ oder die von kalten Orten herkom-
men/ zu gebrauchen. Weil des Beschellers Hitze oh-
ne das/ von des Orts situation/ Lufft/ Wasser/ Futter
und Gebrauch der Medicamenten je länger je kälter
wird.

Noch mehr aber und kräfftiger wird solche Hitze
von der Natur einer kalt-sinnigen Studten in der
Frucht/ wo nicht mercklich erkühlet/ doch so viel tem-
perir
et/ daß man solches in der allerersten generation/
mehr als allzuviel augenscheinlich spüret/ wie sich sol-
che Hitze/ in den folgenden generationen von Zeit zu
Zeit/ und offt ehe als man solches gern siehet/ verlieret
und erlöschet.

Gleiches Abnehmen und Minderung befindet sich
auch 1. in der Grösse des Gewächs. 2. und guten
Proportion der Gliedmassen.

Grösse.

Wiewol aber die mittelmässigen Pferde/ 1. in der
Grösse oder Gewächs/ 2. in der Gute ihrer Eigen-
schafften/ allen grossen weit vorzuziehen: So kan
doch die Grösse des Pferdes in der Generation viel
weniger/ als in den Ubungen und hohem Gebrauch
schädlich seyn. Wann 1. die Studteery in einem
kältern Ort angeleget/ als daher der Bescheller ge-
bracht wird. 2. Wo die Studten kleinerer Art/ als die
Bescheller wären: Weil sich die Grösse/ bey solchen
Umbständen/ ohne das verlieret/ und viel ehe kleinere
als grössere Frucht zu erwarten ist.

Solte aber ein gar kleines Pferd/ wegen seiner ed-
len zarten Gestalt/ oder andern trefflichen Eigenschaff-
ten/ an kalten Orten/ zum Beschellen gebrauchet wer-
den: So würde die Frucht in dem Gewächs die
Grösse der Studten viel ersetzen müssen oder können/
so viel die Proportion des Beschellers immer zulässet/
dessen steigen man mit gemachten Vortheln einer
Höhe erleichtern kan.

Wären aber an solchen kalten Orten/ auch die
Studten kaltsinniger Art/ würde man die Frucht zu
einem andern sonderlichen Jntent und Geschäfft ge-
brauchen müssen.

Wann die mittelmässig grosse Pferd zu dem hohen
Gebrauch die besten/ wird dasselbe bey der Studterey
an Hengst und Studten am nöthigsten in acht zu
nehmen/ und solche proportion dadurch zu erhalten
seyn.

Nachartung des Be-
schellers.

Es ist aber unwidersprechlich/ daß die Frucht/ in der
Gestalt/ Grösse/ und andern Eigenschafften/ am voll-
kommesten und besten erfolget: Je mehr sich in sol-
chen Stücken der Bescheller mit den Studten ver-
[Spaltenumbruch] gleichet/ wie nun auff solche die gröste Hoffnung zu
machen/ so wird sich im Gelegenheit die Frucht umb
so viel mehr disproportioniret einfinden: Je mehr
disproportion/ in allen Eigenschafften und sonderlich
in dem Gewächs/ zwischen dem Besch eller und Stud-
ten gewesen.

Gleichheit des Beschellers
und Studten.

Wann auch die Studten grösser/ als der Be-
scheller/ hat die Frucht desto mehr Raum/ ruhig und
unbedränget in dem Leib zu liegen/ und biß zu rechter
Vollkommenheit fortzuwachsen.

Temperament in der Vermi-
schung.

Hergegen wird bey weitem keine so gute Frucht zu
hoffen seyn/ wann kalt-sinnige Hengste/ mit hitzigen
Studten/ so aus warmen Landern kommen/ beleget
werden/ wiewohl solcher kalt-sinnigen Art Pferde/ da-
mit in etwas geholffen werden möchte/ deren Ursa-
chen zum Theil/ vorerwehnet/ und dabey nicht aller-
dings zu verwerffen/ daß die Frucht von grossen
Hengsten in der zarten Studten engen Leib/ nicht
genug Platz/ daß sie ihr natürliches Gewächs voll-
bringen und haben könte: Sondern wie es in
demselben bedränget wird: So kan es auch hernach
zu seiner rechten Proportion nicht mehr kommen.

Es wird auch keine Studten von gar hitziger Art/
wegen ihrer truckenen Natur/ weder so viel essen noch
trincken/ also auch nicht so viel Milch haben/ daß eine
grosse Frucht davon gnugsame Nahrung haben kön-
te/ welches die kalt-sinnigen reichlicher zu sich nehmen
und wieder von sich geben.

Nun befinden sich aber in den warmen Ländern
mehr zarte und geschmeidige Hengst und Studten/
als grobe und starcke.

Ob zwar in ungleichen Orten/ von ungleichen
Hengsten und Studten/ einige gute Pferde/ (so man
Bastarden nennet) erzogen werden/ welche sich man-
chesmahl besser erzeigen/ als ihr rechter Stamm ge-
wesen: So ist doch der Vernunfft gemäß/ daß es
viel öffter mißlinget als geräth.

Daß auch nach natürlichem Lauff/ aus gleicher
Complexion/ oder deren Temperament/ in einem
Ort/ so mit derselben Eigenschafften einstimmen/ ein
beständige gute Art Pferde zu erziehen/ deren guten
Eigenschafften man sich beständig zu versichern hat/
das giebet uns der Augenschein an denen Pferden
genung zu erkennen/ welche in Persia/ Egypten/ Ar-
menien/ Spania/ Jtalia/ Engeland etc. fallen.

Einstimmende Landes-
Art.

Und da dieselbe ja anderwerts zu den Studtereyen
gebrauchet werden solten/ werden sie in den Ländern
den grösten Nutzen schaffen/ welche mit ihrer Natur
am meisten verwandt und am nechsten gelegen/ dar-
innen sie noch die gröste Wärme geniessen können/
so ausser ihrem Lande (wiewol in geringerer) Wür-
ckung zu finden.

An
Neuer vollkommener
Art der Studterey.
[Spaltenumbruch]

Nachdem man aber/ aus gewiſſer Prob/ deſſen ſo
wohl bey dem Hengſt/ als bey der Studten verſichert/
iſt nicht minder auff die Landes-Art des Orts/ wo die
Studterey angeleget wird/ als auf diejenige zu ſehen/
aus welcher Hengſt und Studten kommen.

Hierinnen erweiſet die oftmahlige Erfahrung/
daß in kalten Laͤndern die hitzigen Hengſte beſſer als
die kalt-ſinnigen/ oder die von kalten Orten herkom-
men/ zu gebrauchen. Weil des Beſchellers Hitze oh-
ne das/ von des Orts ſituation/ Lufft/ Waſſer/ Futter
und Gebrauch der Medicamenten je laͤnger je kaͤlter
wird.

Noch mehr aber und kraͤfftiger wird ſolche Hitze
von der Natur einer kalt-ſinnigen Studten in der
Frucht/ wo nicht mercklich erkuͤhlet/ doch ſo viel tem-
perir
et/ daß man ſolches in der allererſten generation/
mehr als allzuviel augenſcheinlich ſpuͤret/ wie ſich ſol-
che Hitze/ in den folgenden generationen von Zeit zu
Zeit/ und offt ehe als man ſolches gern ſiehet/ verlieret
und erloͤſchet.

Gleiches Abnehmen und Minderung befindet ſich
auch 1. in der Groͤſſe des Gewaͤchs. 2. und guten
Proportion der Gliedmaſſen.

Groͤſſe.

Wiewol aber die mittelmaͤſſigen Pferde/ 1. in der
Groͤſſe oder Gewaͤchs/ 2. in der Gute ihrer Eigen-
ſchafften/ allen groſſen weit vorzuziehen: So kan
doch die Groͤſſe des Pferdes in der Generation viel
weniger/ als in den Ubungen und hohem Gebrauch
ſchaͤdlich ſeyn. Wann 1. die Studteery in einem
kaͤltern Ort angeleget/ als daher der Beſcheller ge-
bracht wird. 2. Wo die Studten kleinerer Art/ als die
Beſcheller waͤren: Weil ſich die Groͤſſe/ bey ſolchen
Umbſtaͤnden/ ohne das verlieret/ und viel ehe kleinere
als groͤſſere Frucht zu erwarten iſt.

Solte aber ein gar kleines Pferd/ wegen ſeiner ed-
len zarten Geſtalt/ oder andern trefflichen Eigenſchaff-
ten/ an kalten Orten/ zum Beſchellen gebrauchet wer-
den: So wuͤrde die Frucht in dem Gewaͤchs die
Groͤſſe der Studten viel erſetzen muͤſſen oder koͤnnen/
ſo viel die Proportion des Beſchellers immer zulaͤſſet/
deſſen ſteigen man mit gemachten Vortheln einer
Hoͤhe erleichtern kan.

Waͤren aber an ſolchen kalten Orten/ auch die
Studten kaltſinniger Art/ wuͤrde man die Frucht zu
einem andern ſonderlichen Jntent und Geſchaͤfft ge-
brauchen muͤſſen.

Wann die mittelmaͤſſig groſſe Pferd zu dem hohen
Gebrauch die beſten/ wird daſſelbe bey der Studterey
an Hengſt und Studten am noͤthigſten in acht zu
nehmen/ und ſolche proportion dadurch zu erhalten
ſeyn.

Nachartung des Be-
ſchellers.

Es iſt aber unwiderſprechlich/ daß die Frucht/ in der
Geſtalt/ Groͤſſe/ und andern Eigenſchafften/ am voll-
kommeſten und beſten erfolget: Je mehr ſich in ſol-
chen Stuͤcken der Beſcheller mit den Studten ver-
[Spaltenumbruch] gleichet/ wie nun auff ſolche die groͤſte Hoffnung zu
machen/ ſo wird ſich im Gelegenheit die Frucht umb
ſo viel mehr disproportioniret einfinden: Je mehr
disproportion/ in allen Eigenſchafften und ſonderlich
in dem Gewaͤchs/ zwiſchen dem Beſch eller und Stud-
ten geweſen.

Gleichheit des Beſchellers
und Studten.

Wann auch die Studten groͤſſer/ als der Be-
ſcheller/ hat die Frucht deſto mehr Raum/ ruhig und
unbedraͤnget in dem Leib zu liegen/ und biß zu rechter
Vollkommenheit fortzuwachſen.

Temperament in der Vermi-
ſchung.

Hergegen wird bey weitem keine ſo gute Frucht zu
hoffen ſeyn/ wann kalt-ſinnige Hengſte/ mit hitzigen
Studten/ ſo aus warmen Landern kommen/ beleget
werden/ wiewohl ſolcher kalt-ſinnigen Art Pferde/ da-
mit in etwas geholffen werden moͤchte/ deren Urſa-
chen zum Theil/ vorerwehnet/ und dabey nicht aller-
dings zu verwerffen/ daß die Frucht von groſſen
Hengſten in der zarten Studten engen Leib/ nicht
genug Platz/ daß ſie ihr natuͤrliches Gewaͤchs voll-
bringen und haben koͤnte: Sondern wie es in
demſelben bedraͤnget wird: So kan es auch hernach
zu ſeiner rechten Proportion nicht mehr kommen.

Es wird auch keine Studten von gar hitziger Art/
wegen ihrer truckenen Natur/ weder ſo viel eſſen noch
trincken/ alſo auch nicht ſo viel Milch haben/ daß eine
groſſe Frucht davon gnugſame Nahrung haben koͤn-
te/ welches die kalt-ſinnigen reichlicher zu ſich nehmen
und wieder von ſich geben.

Nun befinden ſich aber in den warmen Laͤndern
mehr zarte und geſchmeidige Hengſt und Studten/
als grobe und ſtarcke.

Ob zwar in ungleichen Orten/ von ungleichen
Hengſten und Studten/ einige gute Pferde/ (ſo man
Baſtarden nennet) erzogen werden/ welche ſich man-
chesmahl beſſer erzeigen/ als ihr rechter Stamm ge-
weſen: So iſt doch der Vernunfft gemaͤß/ daß es
viel oͤffter mißlinget als geraͤth.

Daß auch nach natuͤrlichem Lauff/ aus gleicher
Complexion/ oder deren Temperament/ in einem
Ort/ ſo mit derſelben Eigenſchafften einſtimmen/ ein
beſtaͤndige gute Art Pferde zu erziehen/ deren guten
Eigenſchafften man ſich beſtaͤndig zu verſichern hat/
das giebet uns der Augenſchein an denen Pferden
genung zu erkennen/ welche in Perſia/ Egypten/ Ar-
menien/ Spania/ Jtalia/ Engeland ꝛc. fallen.

Einſtimmende Landes-
Art.

Und da dieſelbe ja anderwerts zu den Studtereyen
gebrauchet werden ſolten/ werden ſie in den Laͤndern
den groͤſten Nutzen ſchaffen/ welche mit ihrer Natur
am meiſten verwandt und am nechſten gelegen/ dar-
innen ſie noch die groͤſte Waͤrme genieſſen koͤnnen/
ſo auſſer ihrem Lande (wiewol in geringerer) Wuͤr-
ckung zu finden.

An
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[14/0020] Neuer vollkommener Art der Studterey. Nachdem man aber/ aus gewiſſer Prob/ deſſen ſo wohl bey dem Hengſt/ als bey der Studten verſichert/ iſt nicht minder auff die Landes-Art des Orts/ wo die Studterey angeleget wird/ als auf diejenige zu ſehen/ aus welcher Hengſt und Studten kommen. Hierinnen erweiſet die oftmahlige Erfahrung/ daß in kalten Laͤndern die hitzigen Hengſte beſſer als die kalt-ſinnigen/ oder die von kalten Orten herkom- men/ zu gebrauchen. Weil des Beſchellers Hitze oh- ne das/ von des Orts ſituation/ Lufft/ Waſſer/ Futter und Gebrauch der Medicamenten je laͤnger je kaͤlter wird. Noch mehr aber und kraͤfftiger wird ſolche Hitze von der Natur einer kalt-ſinnigen Studten in der Frucht/ wo nicht mercklich erkuͤhlet/ doch ſo viel tem- periret/ daß man ſolches in der allererſten generation/ mehr als allzuviel augenſcheinlich ſpuͤret/ wie ſich ſol- che Hitze/ in den folgenden generationen von Zeit zu Zeit/ und offt ehe als man ſolches gern ſiehet/ verlieret und erloͤſchet. Gleiches Abnehmen und Minderung befindet ſich auch 1. in der Groͤſſe des Gewaͤchs. 2. und guten Proportion der Gliedmaſſen. Groͤſſe. Wiewol aber die mittelmaͤſſigen Pferde/ 1. in der Groͤſſe oder Gewaͤchs/ 2. in der Gute ihrer Eigen- ſchafften/ allen groſſen weit vorzuziehen: So kan doch die Groͤſſe des Pferdes in der Generation viel weniger/ als in den Ubungen und hohem Gebrauch ſchaͤdlich ſeyn. Wann 1. die Studteery in einem kaͤltern Ort angeleget/ als daher der Beſcheller ge- bracht wird. 2. Wo die Studten kleinerer Art/ als die Beſcheller waͤren: Weil ſich die Groͤſſe/ bey ſolchen Umbſtaͤnden/ ohne das verlieret/ und viel ehe kleinere als groͤſſere Frucht zu erwarten iſt. Solte aber ein gar kleines Pferd/ wegen ſeiner ed- len zarten Geſtalt/ oder andern trefflichen Eigenſchaff- ten/ an kalten Orten/ zum Beſchellen gebrauchet wer- den: So wuͤrde die Frucht in dem Gewaͤchs die Groͤſſe der Studten viel erſetzen muͤſſen oder koͤnnen/ ſo viel die Proportion des Beſchellers immer zulaͤſſet/ deſſen ſteigen man mit gemachten Vortheln einer Hoͤhe erleichtern kan. Waͤren aber an ſolchen kalten Orten/ auch die Studten kaltſinniger Art/ wuͤrde man die Frucht zu einem andern ſonderlichen Jntent und Geſchaͤfft ge- brauchen muͤſſen. Wann die mittelmaͤſſig groſſe Pferd zu dem hohen Gebrauch die beſten/ wird daſſelbe bey der Studterey an Hengſt und Studten am noͤthigſten in acht zu nehmen/ und ſolche proportion dadurch zu erhalten ſeyn. Nachartung des Be- ſchellers. Es iſt aber unwiderſprechlich/ daß die Frucht/ in der Geſtalt/ Groͤſſe/ und andern Eigenſchafften/ am voll- kommeſten und beſten erfolget: Je mehr ſich in ſol- chen Stuͤcken der Beſcheller mit den Studten ver- gleichet/ wie nun auff ſolche die groͤſte Hoffnung zu machen/ ſo wird ſich im Gelegenheit die Frucht umb ſo viel mehr disproportioniret einfinden: Je mehr disproportion/ in allen Eigenſchafften und ſonderlich in dem Gewaͤchs/ zwiſchen dem Beſch eller und Stud- ten geweſen. Gleichheit des Beſchellers und Studten. Wann auch die Studten groͤſſer/ als der Be- ſcheller/ hat die Frucht deſto mehr Raum/ ruhig und unbedraͤnget in dem Leib zu liegen/ und biß zu rechter Vollkommenheit fortzuwachſen. Temperament in der Vermi- ſchung. Hergegen wird bey weitem keine ſo gute Frucht zu hoffen ſeyn/ wann kalt-ſinnige Hengſte/ mit hitzigen Studten/ ſo aus warmen Landern kommen/ beleget werden/ wiewohl ſolcher kalt-ſinnigen Art Pferde/ da- mit in etwas geholffen werden moͤchte/ deren Urſa- chen zum Theil/ vorerwehnet/ und dabey nicht aller- dings zu verwerffen/ daß die Frucht von groſſen Hengſten in der zarten Studten engen Leib/ nicht genug Platz/ daß ſie ihr natuͤrliches Gewaͤchs voll- bringen und haben koͤnte: Sondern wie es in demſelben bedraͤnget wird: So kan es auch hernach zu ſeiner rechten Proportion nicht mehr kommen. Es wird auch keine Studten von gar hitziger Art/ wegen ihrer truckenen Natur/ weder ſo viel eſſen noch trincken/ alſo auch nicht ſo viel Milch haben/ daß eine groſſe Frucht davon gnugſame Nahrung haben koͤn- te/ welches die kalt-ſinnigen reichlicher zu ſich nehmen und wieder von ſich geben. Nun befinden ſich aber in den warmen Laͤndern mehr zarte und geſchmeidige Hengſt und Studten/ als grobe und ſtarcke. Ob zwar in ungleichen Orten/ von ungleichen Hengſten und Studten/ einige gute Pferde/ (ſo man Baſtarden nennet) erzogen werden/ welche ſich man- chesmahl beſſer erzeigen/ als ihr rechter Stamm ge- weſen: So iſt doch der Vernunfft gemaͤß/ daß es viel oͤffter mißlinget als geraͤth. Daß auch nach natuͤrlichem Lauff/ aus gleicher Complexion/ oder deren Temperament/ in einem Ort/ ſo mit derſelben Eigenſchafften einſtimmen/ ein beſtaͤndige gute Art Pferde zu erziehen/ deren guten Eigenſchafften man ſich beſtaͤndig zu verſichern hat/ das giebet uns der Augenſchein an denen Pferden genung zu erkennen/ welche in Perſia/ Egypten/ Ar- menien/ Spania/ Jtalia/ Engeland ꝛc. fallen. Einſtimmende Landes- Art. Und da dieſelbe ja anderwerts zu den Studtereyen gebrauchet werden ſolten/ werden ſie in den Laͤndern den groͤſten Nutzen ſchaffen/ welche mit ihrer Natur am meiſten verwandt und am nechſten gelegen/ dar- innen ſie noch die groͤſte Waͤrme genieſſen koͤnnen/ ſo auſſer ihrem Lande (wiewol in geringerer) Wuͤr- ckung zu finden. An

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Zitationshilfe: Pinter von der Au, Johann Christoph: Neuer, vollkommener, verbesserter und ergänzter Pferd-Schatz. Frankfurt (Main), 1688, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pinter_pferdschatz_1688/20>, abgerufen am 21.11.2024.