Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pinter von der Au, Johann Christoph: Neuer, vollkommener, verbesserter und ergänzter Pferd-Schatz. Frankfurt (Main), 1688.

Bild:
<< vorherige Seite

Pferde-Schatz.
[Spaltenumbruch] ren beständige Beharrung man nicht auff viel Jahr
versichert seyn/ sondern leichtlich ein Zufall verhindern
oder gar auffheben kan/ daß sie geld wird/ oder andere
Mängel bekommet/ die sie zu der Pferd-Zucht un-
tuchtig machen können/ und sie zu andern Geschäff-
ten nehmen muß. Aber hierinnen seyn die Stud-
ten/ welche dergestalt offt trächtig werden/ vielmehr
und besser verschonet/ daß sie nicht 2. junge/ als ein le-
bendiges eusserlich/ und im Leibe ein anders über
Winter wie über Sommer ernähren dörffen: Denn
wo sie beyderseits fortwachsen/ wie sie sollen/ wird es
der Mutter schwer fallen/ und durch dieses wird die
künfftige Tracht desto unvermöglicher gemachet und
geschwächet. Denn je länger das lebendige an der
Mutter sauget/ je stärcker dasselbe wird/ und anziehen
kan/ und wo solches über die natürliche Zeit währet/ ist
also die Abspannung desto nothwendiger/ damit das
inwendige auch vollkommene Nahrung habe/ und zu
seiner Zeit vor sich finde/ die es allein in der Milch zu
suchen hat.

Unterschiedliche Eigenschaff-
ten/ die ins gemein bey Anrichtung
einer vortrefflichen Stüdterey in acht
zu nehmen/
Sowol an den Beschellern
als Studten.
Landes Art.

ES erscheinet aus der alten und gegenwärtigen Er-
fahrung/ daß zu dem Hoffleben und hohen Rit-
ter-Spielen/ die Spanische/ Jtaliämsche und nechst
diesen/ (wo sie abgerichtet seyn/) auch die Barbarische
Pferde/ wegen ihres herrlichen Ansehens/ Schön-
heit/ guten Willen und Gehorsam/ Hitz und Hertz-
hafftigkeit/ wie auch grossem Vermögen und natürli-
chen Geschickligkeit;

Jm Krieg und Soldaten-Leben aber/ die Persia-
nische/ Türckische/ Polnische und Hungarische Pfer-
de/ wegen ihrer sonderlichen Taurhafftigkeit/ Mässig-
keit/ und Geschwindigkeit/ wann sie recht gezäumet
sind.

Jm Bürgerlichen Leben/ die deutsche Pferde we-
gen ihrer Gedult und arbeitsamen Natur/ wann sie
nicht verderbet sind/ die beste Dienst leisten können/
wie sie ins gemein conditioniret seyn/ wiewol dersel-
ben viel auch zu ein und dem andern Gebrauch tüch-
tig seyn und werden können/ nachdem desselben Un-
terweisung wohl angefangen gemittelt und geendet
wird.

Wie nun ein jeder die Wahl/ seinem Belieben/
Vermögen oder Condition nach/ nimmet/ bey wel-
cher Art er den grössen Nutzen/ Lust oder Ruhm/ oder
alle zugleich zu finden vermeinet: So wird er ohne
Zweiffel auch dieselbige Art/ in der Pferd-Zucht/ den
andern vorziehen/ und nach derselbigen am meisten
trachten/ so er 1. entweder am liebsten gebrauchet/ 2.
am besten erkennet/ 3. am besten und meisten zu üben
Gelegenheit/ Mittel und Wissenschafft hat/ 4. am
[Spaltenumbruch] leichtesten bekommet/ und am ehisten und besten wie-
der anbringen kan. 5. Welche sich mit seiner Condi-
tion oder Profession am nechsten vergleichen und an-
ständig seyn.

Es kan aber ein Pferd/ in aller dieser dreyen Stän-
den Gebrauch wol auff ein und andere Weise ge-
schickt und berühmet/ aber darumb zu der generation
desto unbeqvemer und ungewisser seyn/ wiewol sich
dasselbe mehr bey den Studten/ als Hengsten erzeiget:
Dahero in der Erwehlung eine sonderliche Vorsich-
tigkeit zu gebrauchen nicht unnöthig ist. Und ob es
sich gleich auch im Gegentheil begeben kan/ daß ein
Pferd in dem Gebrauch gering; Hergegen zu der
Stüdterey tauglicher seyn kan/ welches abermahls
den Studten mehr als den Hengsten gemein ist; Da-
hero es bey denselben in diesem Fall weniger Gefahr
hat: So ist doch ein solcher Hengst ohne grosses
Bedencken in keine Stüdterey zu nehmen: Weil die
vornehmsten Eigenschafften/ eines tauglichen Be-
schellers/ eben die vorerwehnten hohen Bezeigungen
seyn/ so ein Pferd/ in den dreyerley Haupt-Geschäff-
ten/ des Hoff- Kriegs- und Stadt-Lebens bezeigen
solle. Denn dahin zielet eigentlich die Pferde-Zucht
mit allem ihrem Lust und Ruhm daß sie solche Pferde
erziehen wil und solle/ so sich in denselben Handlungen
rühmlich erzeigen und gebrauchen lassen sollen. So
man aber viel ehe und öffter ein solches Pferd antrifft/
welches im Hoff-Soldaten oder Stadt-Leben/ gute
Dienst leisten kan/ als welches Eigenschafften wür-
dig zu achten/ solches in eine Stüdterey zu gebrau-
chen/ weil solche Eigenschafften/ so in dem Hoff-Sol-
daten- und Stadt-Leben fürtrefflich gut erkennet/
doch nicht genung seyn/ das Lob eines Beschellers zu
erfüllen/ sondern deren noch mehr und sonderliche er-
fordert werden. So hat man hauptsächlich darin-
nen auf zweyerley Haupt-Eigenschafften zu sehen.

Hengstes Eigenschafften.

1. Des Hengsts Zustand und Natur/ welche leicht-
lich von allerley innerlichen Zufällen/ Schwachhei-
ten/ Kranckheiten und Mängel/ (welche die genera-
tio
n verhindern oder ungewiß machen können) ein-
genommen werden.

Was den Hengst untuchtig
machet.

Als alle Lungen/ Leber/ Nieren/ Zuständ/ der Stein
und noch andere Gebrechen/ so ohn gewisse Probe
nicht zu erkennen/ ausser aller anderer verborgener
Mängel/ und ohne die eusserliche abzunehmen seyn.

2. Die künstliche Verbergung und Betrug/ wo-
durch solche Fehler verdecket werden können.

3. Alle heimliche Stück/ wodurch den Pferden
die Fruchtbarkeit mit Vorsatz benommen wird/ und
nicht wenig Liebhaber/ offt umb viel Geld gebracht
werden/ daß sie lang vergeblich hoffen/ aber nichts er-
warten können.

Art
B 3

Pferde-Schatz.
[Spaltenumbruch] ren beſtaͤndige Beharrung man nicht auff viel Jahr
verſichert ſeyn/ ſondern leichtlich ein Zufall verhindern
oder gar auffheben kan/ daß ſie geld wird/ oder andere
Maͤngel bekommet/ die ſie zu der Pferd-Zucht un-
tuchtig machen koͤnnen/ und ſie zu andern Geſchaͤff-
ten nehmen muß. Aber hierinnen ſeyn die Stud-
ten/ welche dergeſtalt offt traͤchtig werden/ vielmehr
und beſſer verſchonet/ daß ſie nicht 2. junge/ als ein le-
bendiges euſſerlich/ und im Leibe ein anders uͤber
Winter wie uͤber Sommer ernaͤhren doͤrffen: Denn
wo ſie beyderſeits fortwachſen/ wie ſie ſollen/ wird es
der Mutter ſchwer fallen/ und durch dieſes wird die
kuͤnfftige Tracht deſto unvermoͤglicher gemachet und
geſchwaͤchet. Denn je laͤnger das lebendige an der
Mutter ſauget/ je ſtaͤrcker daſſelbe wird/ und anziehen
kan/ uñ wo ſolches uͤber die natuͤrliche Zeit waͤhret/ iſt
alſo die Abſpannung deſto nothwendiger/ damit das
inwendige auch vollkommene Nahrung habe/ und zu
ſeiner Zeit vor ſich finde/ die es allein in der Milch zu
ſuchen hat.

Unterſchiedliche Eigenſchaff-
ten/ die ins gemein bey Anrichtung
einer vortrefflichen Stuͤdterey in acht
zu nehmen/
Sowol an den Beſchellern
als Studten.
Landes Art.

ES erſcheinet aus der alten und gegenwaͤrtigen Er-
fahrung/ daß zu dem Hoffleben und hohen Rit-
ter-Spielen/ die Spaniſche/ Jtaliaͤmſche und nechſt
dieſen/ (wo ſie abgerichtet ſeyn/) auch die Barbariſche
Pferde/ wegen ihres herꝛlichen Anſehens/ Schoͤn-
heit/ guten Willen und Gehorſam/ Hitz und Hertz-
hafftigkeit/ wie auch groſſem Vermoͤgen und natuͤrli-
chen Geſchickligkeit;

Jm Krieg und Soldaten-Leben aber/ die Perſia-
niſche/ Tuͤrckiſche/ Polniſche und Hungariſche Pfer-
de/ wegen ihrer ſonderlichen Taurhafftigkeit/ Maͤſſig-
keit/ und Geſchwindigkeit/ wann ſie recht gezaͤumet
ſind.

Jm Buͤrgerlichen Leben/ die deutſche Pferde we-
gen ihrer Gedult und arbeitſamen Natur/ wann ſie
nicht verderbet ſind/ die beſte Dienſt leiſten koͤnnen/
wie ſie ins gemein conditioniret ſeyn/ wiewol derſel-
ben viel auch zu ein und dem andern Gebrauch tuͤch-
tig ſeyn und werden koͤnnen/ nachdem deſſelben Un-
terweiſung wohl angefangen gemittelt und geendet
wird.

Wie nun ein jeder die Wahl/ ſeinem Belieben/
Vermoͤgen oder Condition nach/ nimmet/ bey wel-
cher Art er den groͤſſen Nutzen/ Luſt oder Ruhm/ oder
alle zugleich zu finden vermeinet: So wird er ohne
Zweiffel auch dieſelbige Art/ in der Pferd-Zucht/ den
andern vorziehen/ und nach derſelbigen am meiſten
trachten/ ſo er 1. entweder am liebſten gebrauchet/ 2.
am beſten erkennet/ 3. am beſten und meiſten zu uͤben
Gelegenheit/ Mittel und Wiſſenſchafft hat/ 4. am
[Spaltenumbruch] leichteſten bekommet/ und am ehiſten und beſten wie-
der anbringen kan. 5. Welche ſich mit ſeiner Condi-
tion oder Profeſſion am nechſten vergleichen und an-
ſtaͤndig ſeyn.

Es kan aber ein Pferd/ in aller dieſer dreyen Staͤn-
den Gebrauch wol auff ein und andere Weiſe ge-
ſchickt und beruͤhmet/ aber darumb zu der generation
deſto unbeqvemer und ungewiſſer ſeyn/ wiewol ſich
daſſelbe mehr bey den Studten/ als Hengſten erzeiget:
Dahero in der Erwehlung eine ſonderliche Vorſich-
tigkeit zu gebrauchen nicht unnoͤthig iſt. Und ob es
ſich gleich auch im Gegentheil begeben kan/ daß ein
Pferd in dem Gebrauch gering; Hergegen zu der
Stuͤdterey tauglicher ſeyn kan/ welches abermahls
den Studten mehr als den Hengſten gemein iſt; Da-
hero es bey denſelben in dieſem Fall weniger Gefahr
hat: So iſt doch ein ſolcher Hengſt ohne groſſes
Bedencken in keine Stuͤdterey zu nehmen: Weil die
vornehmſten Eigenſchafften/ eines tauglichen Be-
ſchellers/ eben die vorerwehnten hohen Bezeigungen
ſeyn/ ſo ein Pferd/ in den dreyerley Haupt-Geſchaͤff-
ten/ des Hoff- Kriegs- und Stadt-Lebens bezeigen
ſolle. Denn dahin zielet eigentlich die Pferde-Zucht
mit allem ihrem Luſt und Ruhm daß ſie ſolche Pferde
erziehen wil und ſolle/ ſo ſich in denſelben Handlungen
ruͤhmlich erzeigen und gebrauchen laſſen ſollen. So
man aber viel ehe und oͤffter ein ſolches Pferd antrifft/
welches im Hoff-Soldaten oder Stadt-Leben/ gute
Dienſt leiſten kan/ als welches Eigenſchafften wuͤr-
dig zu achten/ ſolches in eine Stuͤdterey zu gebrau-
chen/ weil ſolche Eigenſchafften/ ſo in dem Hoff-Sol-
daten- und Stadt-Leben fuͤrtrefflich gut erkennet/
doch nicht genung ſeyn/ das Lob eines Beſchellers zu
erfuͤllen/ ſondern deren noch mehr und ſonderliche er-
fordert werden. So hat man hauptſaͤchlich darin-
nen auf zweyerley Haupt-Eigenſchafften zu ſehen.

Hengſtes Eigenſchafften.

1. Des Hengſts Zuſtand und Natur/ welche leicht-
lich von allerley innerlichen Zufaͤllen/ Schwachhei-
ten/ Kranckheiten und Maͤngel/ (welche die genera-
tio
n verhindern oder ungewiß machen koͤnnen) ein-
genommen werden.

Was den Hengſt untůchtig
machet.

Als alle Lungen/ Leber/ Nieren/ Zuſtaͤnd/ der Stein
und noch andere Gebrechen/ ſo ohn gewiſſe Probe
nicht zu erkennen/ auſſer aller anderer verborgener
Maͤngel/ und ohne die euſſerliche abzunehmen ſeyn.

2. Die kuͤnſtliche Verbergung und Betrug/ wo-
durch ſolche Fehler verdecket werden koͤnnen.

3. Alle heimliche Stuͤck/ wodurch den Pferden
die Fruchtbarkeit mit Vorſatz benommen wird/ und
nicht wenig Liebhaber/ offt umb viel Geld gebracht
werden/ daß ſie lang vergeblich hoffen/ aber nichts er-
warten koͤnnen.

Art
B 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <p><pb facs="#f0019" n="13"/><fw place="top" type="header">Pferde-Schatz.</fw><lb/><cb/>
ren be&#x017F;ta&#x0364;ndige Beharrung man nicht auff viel Jahr<lb/>
ver&#x017F;ichert &#x017F;eyn/ &#x017F;ondern leichtlich ein Zufall verhindern<lb/>
oder gar auffheben kan/ daß &#x017F;ie geld wird/ oder andere<lb/>
Ma&#x0364;ngel bekommet/ die &#x017F;ie zu der Pferd-Zucht un-<lb/>
tuchtig machen ko&#x0364;nnen/ und &#x017F;ie zu andern Ge&#x017F;cha&#x0364;ff-<lb/>
ten nehmen muß. Aber hierinnen &#x017F;eyn die Stud-<lb/>
ten/ welche derge&#x017F;talt offt tra&#x0364;chtig werden/ vielmehr<lb/>
und be&#x017F;&#x017F;er ver&#x017F;chonet/ daß &#x017F;ie nicht 2. junge/ als ein le-<lb/>
bendiges eu&#x017F;&#x017F;erlich/ und im Leibe ein anders u&#x0364;ber<lb/>
Winter wie u&#x0364;ber Sommer erna&#x0364;hren do&#x0364;rffen: Denn<lb/>
wo &#x017F;ie beyder&#x017F;eits fortwach&#x017F;en/ wie &#x017F;ie &#x017F;ollen/ wird es<lb/>
der Mutter &#x017F;chwer fallen/ und durch die&#x017F;es wird die<lb/>
ku&#x0364;nfftige Tracht de&#x017F;to unvermo&#x0364;glicher gemachet und<lb/>
ge&#x017F;chwa&#x0364;chet. Denn je la&#x0364;nger das lebendige an der<lb/>
Mutter &#x017F;auget/ je &#x017F;ta&#x0364;rcker da&#x017F;&#x017F;elbe wird/ und anziehen<lb/>
kan/ uñ wo &#x017F;olches u&#x0364;ber die natu&#x0364;rliche Zeit wa&#x0364;hret/ i&#x017F;t<lb/>
al&#x017F;o die Ab&#x017F;pannung de&#x017F;to nothwendiger/ damit das<lb/>
inwendige auch vollkommene Nahrung habe/ und zu<lb/>
&#x017F;einer Zeit vor &#x017F;ich finde/ die es allein in der Milch zu<lb/>
&#x017F;uchen hat.</p>
                </div>
              </div><lb/>
              <div n="5">
                <head> <hi rendition="#b">Unter&#x017F;chiedliche Eigen&#x017F;chaff-<lb/>
ten/ die ins gemein bey Anrichtung<lb/>
einer vortrefflichen Stu&#x0364;dterey in acht<lb/>
zu nehmen/<lb/>
Sowol an den Be&#x017F;chellern<lb/>
als Studten.</hi> </head><lb/>
                <div n="6">
                  <head> <hi rendition="#b">Landes Art.</hi> </head><lb/>
                  <p><hi rendition="#in">E</hi>S er&#x017F;cheinet aus der alten und gegenwa&#x0364;rtigen Er-<lb/>
fahrung/ daß zu dem Hoffleben und hohen Rit-<lb/>
ter-Spielen/ die Spani&#x017F;che/ Jtalia&#x0364;m&#x017F;che und nech&#x017F;t<lb/>
die&#x017F;en/ (wo &#x017F;ie abgerichtet &#x017F;eyn/) auch die Barbari&#x017F;che<lb/>
Pferde/ wegen ihres her&#xA75B;lichen An&#x017F;ehens/ Scho&#x0364;n-<lb/>
heit/ guten Willen und Gehor&#x017F;am/ Hitz und Hertz-<lb/>
hafftigkeit/ wie auch gro&#x017F;&#x017F;em Vermo&#x0364;gen und natu&#x0364;rli-<lb/>
chen Ge&#x017F;chickligkeit;</p><lb/>
                  <p>Jm Krieg und Soldaten-Leben aber/ die Per&#x017F;ia-<lb/>
ni&#x017F;che/ Tu&#x0364;rcki&#x017F;che/ Polni&#x017F;che und Hungari&#x017F;che Pfer-<lb/>
de/ wegen ihrer &#x017F;onderlichen Taurhafftigkeit/ Ma&#x0364;&#x017F;&#x017F;ig-<lb/>
keit/ und Ge&#x017F;chwindigkeit/ wann &#x017F;ie recht geza&#x0364;umet<lb/>
&#x017F;ind.</p><lb/>
                  <p>Jm Bu&#x0364;rgerlichen Leben/ die deut&#x017F;che Pferde we-<lb/>
gen ihrer Gedult und arbeit&#x017F;amen Natur/ wann &#x017F;ie<lb/>
nicht verderbet &#x017F;ind/ die be&#x017F;te Dien&#x017F;t lei&#x017F;ten ko&#x0364;nnen/<lb/>
wie &#x017F;ie ins gemein <hi rendition="#aq">conditionir</hi>et &#x017F;eyn/ wiewol der&#x017F;el-<lb/>
ben viel auch zu ein und dem andern Gebrauch tu&#x0364;ch-<lb/>
tig &#x017F;eyn und werden ko&#x0364;nnen/ nachdem de&#x017F;&#x017F;elben Un-<lb/>
terwei&#x017F;ung wohl angefangen gemittelt und geendet<lb/>
wird.</p><lb/>
                  <p>Wie nun ein jeder die Wahl/ &#x017F;einem Belieben/<lb/>
Vermo&#x0364;gen oder Condition nach/ nimmet/ bey wel-<lb/>
cher Art er den gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;en Nutzen/ Lu&#x017F;t oder Ruhm/ oder<lb/>
alle zugleich zu finden vermeinet: So wird er ohne<lb/>
Zweiffel auch die&#x017F;elbige Art/ in der Pferd-Zucht/ den<lb/>
andern vorziehen/ und nach der&#x017F;elbigen am mei&#x017F;ten<lb/>
trachten/ &#x017F;o er 1. entweder am lieb&#x017F;ten gebrauchet/ 2.<lb/>
am be&#x017F;ten erkennet/ 3. am be&#x017F;ten und mei&#x017F;ten zu u&#x0364;ben<lb/>
Gelegenheit/ Mittel und Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chafft hat/ 4. am<lb/><cb/>
leichte&#x017F;ten bekommet/ und am ehi&#x017F;ten und be&#x017F;ten wie-<lb/>
der anbringen kan. 5. Welche &#x017F;ich mit &#x017F;einer Condi-<lb/>
tion oder Profe&#x017F;&#x017F;ion am nech&#x017F;ten vergleichen und an-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;ndig &#x017F;eyn.</p><lb/>
                  <p>Es kan aber ein Pferd/ in aller die&#x017F;er dreyen Sta&#x0364;n-<lb/>
den Gebrauch wol auff ein und andere Wei&#x017F;e ge-<lb/>
&#x017F;chickt und beru&#x0364;hmet/ aber darumb zu der <hi rendition="#aq">generatio</hi>n<lb/>
de&#x017F;to unbeqvemer und ungewi&#x017F;&#x017F;er &#x017F;eyn/ wiewol &#x017F;ich<lb/>
da&#x017F;&#x017F;elbe mehr bey den Studten/ als Heng&#x017F;ten erzeiget:<lb/>
Dahero in der Erwehlung eine &#x017F;onderliche Vor&#x017F;ich-<lb/>
tigkeit zu gebrauchen nicht unno&#x0364;thig i&#x017F;t. Und ob es<lb/>
&#x017F;ich gleich auch im Gegentheil begeben kan/ daß ein<lb/>
Pferd in dem Gebrauch gering; Hergegen zu der<lb/>
Stu&#x0364;dterey tauglicher &#x017F;eyn kan/ welches abermahls<lb/>
den Studten mehr als den Heng&#x017F;ten gemein i&#x017F;t; Da-<lb/>
hero es bey den&#x017F;elben in die&#x017F;em Fall weniger Gefahr<lb/>
hat: So i&#x017F;t doch ein &#x017F;olcher Heng&#x017F;t ohne gro&#x017F;&#x017F;es<lb/>
Bedencken in keine Stu&#x0364;dterey zu nehmen: Weil die<lb/>
vornehm&#x017F;ten Eigen&#x017F;chafften/ eines tauglichen Be-<lb/>
&#x017F;chellers/ eben die vorerwehnten hohen Bezeigungen<lb/>
&#x017F;eyn/ &#x017F;o ein Pferd/ in den dreyerley Haupt-Ge&#x017F;cha&#x0364;ff-<lb/>
ten/ des Hoff- Kriegs- und Stadt-Lebens bezeigen<lb/>
&#x017F;olle. Denn dahin zielet eigentlich die Pferde-Zucht<lb/>
mit allem ihrem Lu&#x017F;t und Ruhm daß &#x017F;ie &#x017F;olche Pferde<lb/>
erziehen wil und &#x017F;olle/ &#x017F;o &#x017F;ich in den&#x017F;elben Handlungen<lb/>
ru&#x0364;hmlich erzeigen und gebrauchen la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ollen. So<lb/>
man aber viel ehe und o&#x0364;ffter ein &#x017F;olches Pferd antrifft/<lb/>
welches im Hoff-Soldaten oder Stadt-Leben/ gute<lb/>
Dien&#x017F;t lei&#x017F;ten kan/ als welches Eigen&#x017F;chafften wu&#x0364;r-<lb/>
dig zu achten/ &#x017F;olches in eine Stu&#x0364;dterey zu gebrau-<lb/>
chen/ weil &#x017F;olche Eigen&#x017F;chafften/ &#x017F;o in dem Hoff-Sol-<lb/>
daten- und Stadt-Leben fu&#x0364;rtrefflich gut erkennet/<lb/>
doch nicht genung &#x017F;eyn/ das Lob eines Be&#x017F;chellers zu<lb/>
erfu&#x0364;llen/ &#x017F;ondern deren noch mehr und &#x017F;onderliche er-<lb/>
fordert werden. So hat man haupt&#x017F;a&#x0364;chlich darin-<lb/>
nen auf zweyerley Haupt-Eigen&#x017F;chafften zu &#x017F;ehen.</p>
                </div><lb/>
                <div n="6">
                  <head> <hi rendition="#b">Heng&#x017F;tes Eigen&#x017F;chafften.</hi> </head><lb/>
                  <p>1. Des Heng&#x017F;ts Zu&#x017F;tand und Natur/ welche leicht-<lb/>
lich von allerley innerlichen Zufa&#x0364;llen/ Schwachhei-<lb/>
ten/ Kranckheiten und Ma&#x0364;ngel/ (welche die <hi rendition="#aq">genera-<lb/>
tio</hi>n verhindern oder ungewiß machen ko&#x0364;nnen) ein-<lb/>
genommen werden.</p><lb/>
                  <div n="7">
                    <head> <hi rendition="#b">Was den Heng&#x017F;t unt&#x016F;chtig<lb/>
machet.</hi> </head><lb/>
                    <p>Als alle Lungen/ Leber/ Nieren/ Zu&#x017F;ta&#x0364;nd/ der Stein<lb/>
und noch andere Gebrechen/ &#x017F;o ohn gewi&#x017F;&#x017F;e Probe<lb/>
nicht zu erkennen/ au&#x017F;&#x017F;er aller anderer verborgener<lb/>
Ma&#x0364;ngel/ und ohne die eu&#x017F;&#x017F;erliche abzunehmen &#x017F;eyn.</p><lb/>
                    <p>2. Die ku&#x0364;n&#x017F;tliche Verbergung und Betrug/ wo-<lb/>
durch &#x017F;olche Fehler verdecket werden ko&#x0364;nnen.</p><lb/>
                    <p>3. Alle heimliche Stu&#x0364;ck/ wodurch den Pferden<lb/>
die Fruchtbarkeit mit Vor&#x017F;atz benommen wird/ und<lb/>
nicht wenig Liebhaber/ offt umb viel Geld gebracht<lb/>
werden/ daß &#x017F;ie lang vergeblich hoffen/ aber nichts er-<lb/>
warten ko&#x0364;nnen.</p>
                  </div>
                </div>
              </div><lb/>
              <fw place="bottom" type="sig">B 3</fw>
              <fw place="bottom" type="catch">Art</fw><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[13/0019] Pferde-Schatz. ren beſtaͤndige Beharrung man nicht auff viel Jahr verſichert ſeyn/ ſondern leichtlich ein Zufall verhindern oder gar auffheben kan/ daß ſie geld wird/ oder andere Maͤngel bekommet/ die ſie zu der Pferd-Zucht un- tuchtig machen koͤnnen/ und ſie zu andern Geſchaͤff- ten nehmen muß. Aber hierinnen ſeyn die Stud- ten/ welche dergeſtalt offt traͤchtig werden/ vielmehr und beſſer verſchonet/ daß ſie nicht 2. junge/ als ein le- bendiges euſſerlich/ und im Leibe ein anders uͤber Winter wie uͤber Sommer ernaͤhren doͤrffen: Denn wo ſie beyderſeits fortwachſen/ wie ſie ſollen/ wird es der Mutter ſchwer fallen/ und durch dieſes wird die kuͤnfftige Tracht deſto unvermoͤglicher gemachet und geſchwaͤchet. Denn je laͤnger das lebendige an der Mutter ſauget/ je ſtaͤrcker daſſelbe wird/ und anziehen kan/ uñ wo ſolches uͤber die natuͤrliche Zeit waͤhret/ iſt alſo die Abſpannung deſto nothwendiger/ damit das inwendige auch vollkommene Nahrung habe/ und zu ſeiner Zeit vor ſich finde/ die es allein in der Milch zu ſuchen hat. Unterſchiedliche Eigenſchaff- ten/ die ins gemein bey Anrichtung einer vortrefflichen Stuͤdterey in acht zu nehmen/ Sowol an den Beſchellern als Studten. Landes Art. ES erſcheinet aus der alten und gegenwaͤrtigen Er- fahrung/ daß zu dem Hoffleben und hohen Rit- ter-Spielen/ die Spaniſche/ Jtaliaͤmſche und nechſt dieſen/ (wo ſie abgerichtet ſeyn/) auch die Barbariſche Pferde/ wegen ihres herꝛlichen Anſehens/ Schoͤn- heit/ guten Willen und Gehorſam/ Hitz und Hertz- hafftigkeit/ wie auch groſſem Vermoͤgen und natuͤrli- chen Geſchickligkeit; Jm Krieg und Soldaten-Leben aber/ die Perſia- niſche/ Tuͤrckiſche/ Polniſche und Hungariſche Pfer- de/ wegen ihrer ſonderlichen Taurhafftigkeit/ Maͤſſig- keit/ und Geſchwindigkeit/ wann ſie recht gezaͤumet ſind. Jm Buͤrgerlichen Leben/ die deutſche Pferde we- gen ihrer Gedult und arbeitſamen Natur/ wann ſie nicht verderbet ſind/ die beſte Dienſt leiſten koͤnnen/ wie ſie ins gemein conditioniret ſeyn/ wiewol derſel- ben viel auch zu ein und dem andern Gebrauch tuͤch- tig ſeyn und werden koͤnnen/ nachdem deſſelben Un- terweiſung wohl angefangen gemittelt und geendet wird. Wie nun ein jeder die Wahl/ ſeinem Belieben/ Vermoͤgen oder Condition nach/ nimmet/ bey wel- cher Art er den groͤſſen Nutzen/ Luſt oder Ruhm/ oder alle zugleich zu finden vermeinet: So wird er ohne Zweiffel auch dieſelbige Art/ in der Pferd-Zucht/ den andern vorziehen/ und nach derſelbigen am meiſten trachten/ ſo er 1. entweder am liebſten gebrauchet/ 2. am beſten erkennet/ 3. am beſten und meiſten zu uͤben Gelegenheit/ Mittel und Wiſſenſchafft hat/ 4. am leichteſten bekommet/ und am ehiſten und beſten wie- der anbringen kan. 5. Welche ſich mit ſeiner Condi- tion oder Profeſſion am nechſten vergleichen und an- ſtaͤndig ſeyn. Es kan aber ein Pferd/ in aller dieſer dreyen Staͤn- den Gebrauch wol auff ein und andere Weiſe ge- ſchickt und beruͤhmet/ aber darumb zu der generation deſto unbeqvemer und ungewiſſer ſeyn/ wiewol ſich daſſelbe mehr bey den Studten/ als Hengſten erzeiget: Dahero in der Erwehlung eine ſonderliche Vorſich- tigkeit zu gebrauchen nicht unnoͤthig iſt. Und ob es ſich gleich auch im Gegentheil begeben kan/ daß ein Pferd in dem Gebrauch gering; Hergegen zu der Stuͤdterey tauglicher ſeyn kan/ welches abermahls den Studten mehr als den Hengſten gemein iſt; Da- hero es bey denſelben in dieſem Fall weniger Gefahr hat: So iſt doch ein ſolcher Hengſt ohne groſſes Bedencken in keine Stuͤdterey zu nehmen: Weil die vornehmſten Eigenſchafften/ eines tauglichen Be- ſchellers/ eben die vorerwehnten hohen Bezeigungen ſeyn/ ſo ein Pferd/ in den dreyerley Haupt-Geſchaͤff- ten/ des Hoff- Kriegs- und Stadt-Lebens bezeigen ſolle. Denn dahin zielet eigentlich die Pferde-Zucht mit allem ihrem Luſt und Ruhm daß ſie ſolche Pferde erziehen wil und ſolle/ ſo ſich in denſelben Handlungen ruͤhmlich erzeigen und gebrauchen laſſen ſollen. So man aber viel ehe und oͤffter ein ſolches Pferd antrifft/ welches im Hoff-Soldaten oder Stadt-Leben/ gute Dienſt leiſten kan/ als welches Eigenſchafften wuͤr- dig zu achten/ ſolches in eine Stuͤdterey zu gebrau- chen/ weil ſolche Eigenſchafften/ ſo in dem Hoff-Sol- daten- und Stadt-Leben fuͤrtrefflich gut erkennet/ doch nicht genung ſeyn/ das Lob eines Beſchellers zu erfuͤllen/ ſondern deren noch mehr und ſonderliche er- fordert werden. So hat man hauptſaͤchlich darin- nen auf zweyerley Haupt-Eigenſchafften zu ſehen. Hengſtes Eigenſchafften. 1. Des Hengſts Zuſtand und Natur/ welche leicht- lich von allerley innerlichen Zufaͤllen/ Schwachhei- ten/ Kranckheiten und Maͤngel/ (welche die genera- tion verhindern oder ungewiß machen koͤnnen) ein- genommen werden. Was den Hengſt untůchtig machet. Als alle Lungen/ Leber/ Nieren/ Zuſtaͤnd/ der Stein und noch andere Gebrechen/ ſo ohn gewiſſe Probe nicht zu erkennen/ auſſer aller anderer verborgener Maͤngel/ und ohne die euſſerliche abzunehmen ſeyn. 2. Die kuͤnſtliche Verbergung und Betrug/ wo- durch ſolche Fehler verdecket werden koͤnnen. 3. Alle heimliche Stuͤck/ wodurch den Pferden die Fruchtbarkeit mit Vorſatz benommen wird/ und nicht wenig Liebhaber/ offt umb viel Geld gebracht werden/ daß ſie lang vergeblich hoffen/ aber nichts er- warten koͤnnen. Art B 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pinter_pferdschatz_1688
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pinter_pferdschatz_1688/19
Zitationshilfe: Pinter von der Au, Johann Christoph: Neuer, vollkommener, verbesserter und ergänzter Pferd-Schatz. Frankfurt (Main), 1688, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pinter_pferdschatz_1688/19>, abgerufen am 03.12.2024.