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Pichler, Adolf: Der Flüchtling. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 13. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 233–318. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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das Pinzgau. Hier hielt er sich Vormittag im Wald versteckt; nachdem es zu Mittersill zwölf geläutet, umging er über die Felder den Markt, wo die Bürger ruhig aßen, und betrat bei Uttendorf die Straße, welche er jetzt nicht mehr verließ. Hier hatte er nichts zu besorgen, wenn er auch bei Tag reis'te, denn er durfte nicht erwarten, von Jemandem erkannt zu werden. Ueber Nacht wagte er sich jedoch in kein Wirthshaus, sondern schlief in Heuställen, wie er eben Unterkunft fand.

Am Abend des vierten Tages, seit er Achenthal verlassen, erreichte er die österreichische Grenze. Wie vom Tode errettet, warf er sich auf die Kniee, küßte den Grenzpfahl und betete für die armen Seelen, welche so treu über ihn gewacht, ein andächtiges Vaterunser. Dann schritt er wacker dem nächsten Städtchen zu -- der Name ist mir entfallen -- und stellte sich dort dem Landrichter. Er überreichte ihm sein Schützenzeugniß, worin Alles ausgeführt war, was er vollbracht, und ersuchte ihn um einen Paß nach Wien. Abends im Gasthause kamen die Honoratioren des Ortes zusammen, sie bewirtheten ihn vortrefflich, wobei er Alles, was er erlebt, berichten mußte.

Ehe er sich zu Bett legte, bat er sich noch Schreibzeug aus und kritzelte einen kurzen Brief an sein Diendl, daß er bereits auf Oesterreichs Boden in Sicherheit sei. Dann legte er sich nach vielen Monaten das erstemal -- in ein Federbett! Das that wohl!

das Pinzgau. Hier hielt er sich Vormittag im Wald versteckt; nachdem es zu Mittersill zwölf geläutet, umging er über die Felder den Markt, wo die Bürger ruhig aßen, und betrat bei Uttendorf die Straße, welche er jetzt nicht mehr verließ. Hier hatte er nichts zu besorgen, wenn er auch bei Tag reis'te, denn er durfte nicht erwarten, von Jemandem erkannt zu werden. Ueber Nacht wagte er sich jedoch in kein Wirthshaus, sondern schlief in Heuställen, wie er eben Unterkunft fand.

Am Abend des vierten Tages, seit er Achenthal verlassen, erreichte er die österreichische Grenze. Wie vom Tode errettet, warf er sich auf die Kniee, küßte den Grenzpfahl und betete für die armen Seelen, welche so treu über ihn gewacht, ein andächtiges Vaterunser. Dann schritt er wacker dem nächsten Städtchen zu — der Name ist mir entfallen — und stellte sich dort dem Landrichter. Er überreichte ihm sein Schützenzeugniß, worin Alles ausgeführt war, was er vollbracht, und ersuchte ihn um einen Paß nach Wien. Abends im Gasthause kamen die Honoratioren des Ortes zusammen, sie bewirtheten ihn vortrefflich, wobei er Alles, was er erlebt, berichten mußte.

Ehe er sich zu Bett legte, bat er sich noch Schreibzeug aus und kritzelte einen kurzen Brief an sein Diendl, daß er bereits auf Oesterreichs Boden in Sicherheit sei. Dann legte er sich nach vielen Monaten das erstemal — in ein Federbett! Das that wohl!

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Zitationshilfe: Pichler, Adolf: Der Flüchtling. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 13. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 233–318. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pichler_fluechtling_1910/85>, abgerufen am 22.11.2024.