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Pichler, Adolf: Der Flüchtling. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 13. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 233–318. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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und besah sorgfältig Lauf und Schloß. Es war ein wenig angerostet, er goß einen Tropfen Oel hinein und prüfte die Schärfe des Steines mit dem Nagel. Nachdem er Alles in Ordnung gebracht, schaute er mit vorgehaltener Hand zum Himmel. Alles war hell, an den sonnigen Lehnen floß bereits der geschmolzene Schnee nieder.

Diesen Tag blieb er zu Hause, am nächsten Morgen schritt er, den Stutzen auf der Schulter, langsam durch das Oberauthal dem Juifen zu. Er kehrte erst nach Anbruch der Dunkelheit heim. So verbrachte er Tag für Tag, sein Gemüth verbitterte sich immer mehr, und allmählich faßte er einen grimmigen Haß gegen seine Landsleute, welche ihm fast das Leben verleideten. -- Wär' es nicht gut, dachte ich, wenn die Deutschen ihre inneren Feinde in einen Bann thäten, wie die Achenthaler den Naz? Dann müßten se nach und nach an ihrem eigenen Gift sterben, wie die Scorpione im Kreise glühender Kohlen.

Dem Klaus ist es indeß gar nicht schlecht gegangen. Zu essen hatte er, aber noch mehr Langweile, die konnte er nicht hinaussperren, die saß ihm auf dem Genick, wenn er bei schlechtem Wetter in der Hütte träumte. Ans Mädel denken, das that er oft genug, ohne daß es ihm Jemand zu gebieten brauchte. Der Tag hat aber vierundzwanzig Stunden. Er verlegte sich auf das Schnitzeln; bald waren alle Pfähle und Bretter der Hütte mit Scenen aus seinem Leben

und besah sorgfältig Lauf und Schloß. Es war ein wenig angerostet, er goß einen Tropfen Oel hinein und prüfte die Schärfe des Steines mit dem Nagel. Nachdem er Alles in Ordnung gebracht, schaute er mit vorgehaltener Hand zum Himmel. Alles war hell, an den sonnigen Lehnen floß bereits der geschmolzene Schnee nieder.

Diesen Tag blieb er zu Hause, am nächsten Morgen schritt er, den Stutzen auf der Schulter, langsam durch das Oberauthal dem Juifen zu. Er kehrte erst nach Anbruch der Dunkelheit heim. So verbrachte er Tag für Tag, sein Gemüth verbitterte sich immer mehr, und allmählich faßte er einen grimmigen Haß gegen seine Landsleute, welche ihm fast das Leben verleideten. — Wär' es nicht gut, dachte ich, wenn die Deutschen ihre inneren Feinde in einen Bann thäten, wie die Achenthaler den Naz? Dann müßten se nach und nach an ihrem eigenen Gift sterben, wie die Scorpione im Kreise glühender Kohlen.

Dem Klaus ist es indeß gar nicht schlecht gegangen. Zu essen hatte er, aber noch mehr Langweile, die konnte er nicht hinaussperren, die saß ihm auf dem Genick, wenn er bei schlechtem Wetter in der Hütte träumte. Ans Mädel denken, das that er oft genug, ohne daß es ihm Jemand zu gebieten brauchte. Der Tag hat aber vierundzwanzig Stunden. Er verlegte sich auf das Schnitzeln; bald waren alle Pfähle und Bretter der Hütte mit Scenen aus seinem Leben

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-23T13:06:45Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Zitationshilfe: Pichler, Adolf: Der Flüchtling. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 13. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 233–318. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pichler_fluechtling_1910/67>, abgerufen am 25.11.2024.