Pichler, Adolf: Der Flüchtling. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 13. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 233–318. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.mir etwas in den Schnappsack, und morgen wird gearbeitet, daß die Späne fliegen. Mit dem Essen? Da hab' ich den Stutzen und hol' mir wie früher hie und da ein Gemserl. Alle Samstag steig' ich Nachts zum Schafbachl -- dort steht jetzt das Kreuz, welches Klaus später errichtete -- da kommst mit dem Diendl, und ihr bringt mir ein bischen Schmalz und Mehl, oder, wenn ich es brauch', Pulver. Schreib Alles auf, damit wir dann gegenseitig abrechnen können. Uebrigens reden wir das Alles noch aus. Wenn es dich einschneit! Da heißt es: Vogel friß oder stirb! Mit dem "Wennen" ist mir nicht geholfen. Sie könnten dich aber erwischen! Die armen Seelen verlassen uns nicht, gelt, Diendl? Walburg nickte zustimmend. Teufel! ist das nicht der erste Kraht? rief Klaus horchend. Der Hahn krähte noch einmal, er sprang auf. Der Alte ging mit ihm in die Kammer, wo die Werkzeuge lagen, welche der Landmann zu seinem schlichten Geschäfte bedarf. Walburg leuchtete, Klaus suchte aus, was ihm brauchbar schien, und warf es in die Kraxe. Als er fertig war, hängte er sie an dem Weidengurt über die Achsel und schlich zur Küche. Dort legte ihm das Mädchen noch einen Leib Käs, Brod. Mehl, Salz und Schmalz hinein. Mit einem leisen B'hüt Gott! trat er vor die Thür, deckte die Kraxe mit dem leeren mir etwas in den Schnappsack, und morgen wird gearbeitet, daß die Späne fliegen. Mit dem Essen? Da hab' ich den Stutzen und hol' mir wie früher hie und da ein Gemserl. Alle Samstag steig' ich Nachts zum Schafbachl — dort steht jetzt das Kreuz, welches Klaus später errichtete — da kommst mit dem Diendl, und ihr bringt mir ein bischen Schmalz und Mehl, oder, wenn ich es brauch', Pulver. Schreib Alles auf, damit wir dann gegenseitig abrechnen können. Uebrigens reden wir das Alles noch aus. Wenn es dich einschneit! Da heißt es: Vogel friß oder stirb! Mit dem „Wennen“ ist mir nicht geholfen. Sie könnten dich aber erwischen! Die armen Seelen verlassen uns nicht, gelt, Diendl? Walburg nickte zustimmend. Teufel! ist das nicht der erste Kraht? rief Klaus horchend. Der Hahn krähte noch einmal, er sprang auf. Der Alte ging mit ihm in die Kammer, wo die Werkzeuge lagen, welche der Landmann zu seinem schlichten Geschäfte bedarf. Walburg leuchtete, Klaus suchte aus, was ihm brauchbar schien, und warf es in die Kraxe. Als er fertig war, hängte er sie an dem Weidengurt über die Achsel und schlich zur Küche. Dort legte ihm das Mädchen noch einen Leib Käs, Brod. Mehl, Salz und Schmalz hinein. Mit einem leisen B'hüt Gott! trat er vor die Thür, deckte die Kraxe mit dem leeren <TEI> <text> <body> <div n="5"> <p><pb facs="#f0053"/> mir etwas in den Schnappsack, und morgen wird gearbeitet, daß die Späne fliegen. Mit dem Essen? Da hab' ich den Stutzen und hol' mir wie früher hie und da ein Gemserl. Alle Samstag steig' ich Nachts zum Schafbachl — dort steht jetzt das Kreuz, welches Klaus später errichtete — da kommst mit dem Diendl, und ihr bringt mir ein bischen Schmalz und Mehl, oder, wenn ich es brauch', Pulver. Schreib Alles auf, damit wir dann gegenseitig abrechnen können. Uebrigens reden wir das Alles noch aus.</p><lb/> <p>Wenn es dich einschneit!</p><lb/> <p>Da heißt es: Vogel friß oder stirb! Mit dem „Wennen“ ist mir nicht geholfen.</p><lb/> <p>Sie könnten dich aber erwischen!</p><lb/> <p>Die armen Seelen verlassen uns nicht, gelt, Diendl?</p><lb/> <p>Walburg nickte zustimmend.</p><lb/> <p>Teufel! ist das nicht der erste Kraht? rief Klaus horchend.</p><lb/> <p>Der Hahn krähte noch einmal, er sprang auf. Der Alte ging mit ihm in die Kammer, wo die Werkzeuge lagen, welche der Landmann zu seinem schlichten Geschäfte bedarf. Walburg leuchtete, Klaus suchte aus, was ihm brauchbar schien, und warf es in die Kraxe. Als er fertig war, hängte er sie an dem Weidengurt über die Achsel und schlich zur Küche. Dort legte ihm das Mädchen noch einen Leib Käs, Brod. Mehl, Salz und Schmalz hinein. Mit einem leisen B'hüt Gott! trat er vor die Thür, deckte die Kraxe mit dem leeren<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0053]
mir etwas in den Schnappsack, und morgen wird gearbeitet, daß die Späne fliegen. Mit dem Essen? Da hab' ich den Stutzen und hol' mir wie früher hie und da ein Gemserl. Alle Samstag steig' ich Nachts zum Schafbachl — dort steht jetzt das Kreuz, welches Klaus später errichtete — da kommst mit dem Diendl, und ihr bringt mir ein bischen Schmalz und Mehl, oder, wenn ich es brauch', Pulver. Schreib Alles auf, damit wir dann gegenseitig abrechnen können. Uebrigens reden wir das Alles noch aus.
Wenn es dich einschneit!
Da heißt es: Vogel friß oder stirb! Mit dem „Wennen“ ist mir nicht geholfen.
Sie könnten dich aber erwischen!
Die armen Seelen verlassen uns nicht, gelt, Diendl?
Walburg nickte zustimmend.
Teufel! ist das nicht der erste Kraht? rief Klaus horchend.
Der Hahn krähte noch einmal, er sprang auf. Der Alte ging mit ihm in die Kammer, wo die Werkzeuge lagen, welche der Landmann zu seinem schlichten Geschäfte bedarf. Walburg leuchtete, Klaus suchte aus, was ihm brauchbar schien, und warf es in die Kraxe. Als er fertig war, hängte er sie an dem Weidengurt über die Achsel und schlich zur Küche. Dort legte ihm das Mädchen noch einen Leib Käs, Brod. Mehl, Salz und Schmalz hinein. Mit einem leisen B'hüt Gott! trat er vor die Thür, deckte die Kraxe mit dem leeren
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription.
(2017-03-23T13:06:45Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2017-03-23T13:06:45Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |