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Pichler, Adolf: Der Flüchtling. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 13. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 233–318. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Sauregger Gütl ist ist feil, es kostet zweitausend Gulden, kauf es für mich vorläufig auf deinen Namen; was über mein Geld ist, bleibst derweil schuldig.

Ich streck' dir's indeß vor. Es trifft ohnehin auf das Burgele einmal um etliche hundert Gulden mehr.

Willst du das Geld zählen?

Gescheidter ist es, geschieht mir und dir kein Unrecht.

Sie setzten sich nieder, die Summe war richtig.

Das Burgele ist auf der Dalfazzer Alm?

Ja!

Behüt' dich Gott!

Vergelt' dir's Gott!

Klaus eilte nach dieser trockenen Auseinandersetzung rasch davon; immer dem Waldsaume folgend, schlich er am Fuße des Unutz den See entlang, ober dem Einfang, wo jetzt ein Haus auf dem Vorsprung den See überschaut, zur Ausstellung der Schützen. Diese hatten sich hier, wo die Straße zwischen dem Wasser und den Wänden hinläuft, gesammelt. Hinter der Brücke, welche von einem Felsenvorsprunge zum andern leitet, jetzt aber bis auf einige Balken abgetragen war, sperrte ein kleiner Festungsthurm den Weg. Dort bin ich geboren, jetzt ist freilich nichts mehr davon übrig, als ein viereckiger Stein, den man als Andenken neben die Straße legte. Als nämlich Tirol wieder kaiserlich wurde, kauften die Kohlenbauern,

Sauregger Gütl ist ist feil, es kostet zweitausend Gulden, kauf es für mich vorläufig auf deinen Namen; was über mein Geld ist, bleibst derweil schuldig.

Ich streck' dir's indeß vor. Es trifft ohnehin auf das Burgele einmal um etliche hundert Gulden mehr.

Willst du das Geld zählen?

Gescheidter ist es, geschieht mir und dir kein Unrecht.

Sie setzten sich nieder, die Summe war richtig.

Das Burgele ist auf der Dalfazzer Alm?

Ja!

Behüt' dich Gott!

Vergelt' dir's Gott!

Klaus eilte nach dieser trockenen Auseinandersetzung rasch davon; immer dem Waldsaume folgend, schlich er am Fuße des Unutz den See entlang, ober dem Einfang, wo jetzt ein Haus auf dem Vorsprung den See überschaut, zur Ausstellung der Schützen. Diese hatten sich hier, wo die Straße zwischen dem Wasser und den Wänden hinläuft, gesammelt. Hinter der Brücke, welche von einem Felsenvorsprunge zum andern leitet, jetzt aber bis auf einige Balken abgetragen war, sperrte ein kleiner Festungsthurm den Weg. Dort bin ich geboren, jetzt ist freilich nichts mehr davon übrig, als ein viereckiger Stein, den man als Andenken neben die Straße legte. Als nämlich Tirol wieder kaiserlich wurde, kauften die Kohlenbauern,

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[0044] Sauregger Gütl ist ist feil, es kostet zweitausend Gulden, kauf es für mich vorläufig auf deinen Namen; was über mein Geld ist, bleibst derweil schuldig. Ich streck' dir's indeß vor. Es trifft ohnehin auf das Burgele einmal um etliche hundert Gulden mehr. Willst du das Geld zählen? Gescheidter ist es, geschieht mir und dir kein Unrecht. Sie setzten sich nieder, die Summe war richtig. Das Burgele ist auf der Dalfazzer Alm? Ja! Behüt' dich Gott! Vergelt' dir's Gott! Klaus eilte nach dieser trockenen Auseinandersetzung rasch davon; immer dem Waldsaume folgend, schlich er am Fuße des Unutz den See entlang, ober dem Einfang, wo jetzt ein Haus auf dem Vorsprung den See überschaut, zur Ausstellung der Schützen. Diese hatten sich hier, wo die Straße zwischen dem Wasser und den Wänden hinläuft, gesammelt. Hinter der Brücke, welche von einem Felsenvorsprunge zum andern leitet, jetzt aber bis auf einige Balken abgetragen war, sperrte ein kleiner Festungsthurm den Weg. Dort bin ich geboren, jetzt ist freilich nichts mehr davon übrig, als ein viereckiger Stein, den man als Andenken neben die Straße legte. Als nämlich Tirol wieder kaiserlich wurde, kauften die Kohlenbauern,

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-23T13:06:45Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-23T13:06:45Z)

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Zitationshilfe: Pichler, Adolf: Der Flüchtling. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 13. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 233–318. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pichler_fluechtling_1910/44>, abgerufen am 21.11.2024.