Philippi, Johann Ernst: Regeln und Maximen der edlen Reimschmiede-Kunst, auch kriechender Poesie. Altenburg, 1743.bey der Froschmäusler-Gesellschaft. ten, welches sie durch sieben Zeugen darthunmüssen, muthet die Froschmäusler-Gesellschaft kein Probestück an, sondern ersucht sie nur, die Regeln ihrer natürlichen, männlichen und erha- benen Poesie in Gedanken gerade umzukehren, und nach solchem Muster, es sey im Scherz oder Ernst, jährlich ein einzig Gedichte nach froschmäuslerischem Geschmacke zu überliefern. Sie haben auch Freyheit, sich selbst ein Sinn- bild zu wehlen, welches sie wollen, es sey aus dem Reiche der Vögel oder vierfüßigen Thie- re. Daher hat die E. Froschmäusler-Ge- sellschaft gewisse Mitglieder, die da freywillig zum Signet einen Strauß, Kuckuk, Wiede- hopf, Löwen, Bären, Elephanten, ja sogar Esel und Affen, sich erwehlet haben. Wer seinem angenommenen Character, z. E. eines poetischen Strausses, am besten ein Gnüge thut, der wird am meisten ästimirt; keiner aber aus der Gesellschaft verachtet, weil die star- ken Mitglieder die schwachen tragen und auf- richten. 6. Maxime. Denen in der Hans-Sachsen-Poesie und poe- furt, E
bey der Froſchmaͤusler-Geſellſchaft. ten, welches ſie durch ſieben Zeugen darthunmuͤſſen, muthet die Froſchmaͤusler-Geſellſchaft kein Probeſtuͤck an, ſondern erſucht ſie nur, die Regeln ihrer natuͤrlichen, maͤnnlichen und erha- benen Poeſie in Gedanken gerade umzukehren, und nach ſolchem Muſter, es ſey im Scherz oder Ernſt, jaͤhrlich ein einzig Gedichte nach froſchmaͤusleriſchem Geſchmacke zu uͤberliefern. Sie haben auch Freyheit, ſich ſelbſt ein Sinn- bild zu wehlen, welches ſie wollen, es ſey aus dem Reiche der Voͤgel oder vierfuͤßigen Thie- re. Daher hat die E. Froſchmaͤusler-Ge- ſellſchaft gewiſſe Mitglieder, die da freywillig zum Signet einen Strauß, Kuckuk, Wiede- hopf, Loͤwen, Baͤren, Elephanten, ja ſogar Eſel und Affen, ſich erwehlet haben. Wer ſeinem angenommenen Character, z. E. eines poetiſchen Strauſſes, am beſten ein Gnuͤge thut, der wird am meiſten aͤſtimirt; keiner aber aus der Geſellſchaft verachtet, weil die ſtar- ken Mitglieder die ſchwachen tragen und auf- richten. 6. Maxime. Denen in der Hans-Sachſen-Poeſie und poe- furt, E
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bey der Froſchmaͤusler-Geſellſchaft.
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kein Probeſtuͤck an, ſondern erſucht ſie nur, die
Regeln ihrer natuͤrlichen, maͤnnlichen und erha-
benen Poeſie in Gedanken gerade umzukehren,
und nach ſolchem Muſter, es ſey im Scherz
oder Ernſt, jaͤhrlich ein einzig Gedichte nach
froſchmaͤusleriſchem Geſchmacke zu uͤberliefern.
Sie haben auch Freyheit, ſich ſelbſt ein Sinn-
bild zu wehlen, welches ſie wollen, es ſey aus
dem Reiche der Voͤgel oder vierfuͤßigen Thie-
re. Daher hat die E. Froſchmaͤusler-Ge-
ſellſchaft gewiſſe Mitglieder, die da freywillig
zum Signet einen Strauß, Kuckuk, Wiede-
hopf, Loͤwen, Baͤren, Elephanten, ja ſogar
Eſel und Affen, ſich erwehlet haben. Wer
ſeinem angenommenen Character, z. E. eines
poetiſchen Strauſſes, am beſten ein Gnuͤge
thut, der wird am meiſten aͤſtimirt; keiner aber
aus der Geſellſchaft verachtet, weil die ſtar-
ken Mitglieder die ſchwachen tragen und auf-
richten.
6. Maxime.
Denen in der Hans-Sachſen-Poeſie und poe-
tiſchen Kriech-Kunſt annoch Ungeuͤbten recom-
mandiren wir die fleißige Leſung der Schriften
unſerer beyden Ober-Meiſter, Hans Sachſens
und des Froſchmaͤuslers, wie auch im Gegen-
Satze die haͤufigen Gedichte etlicher hochſteigen-
der Poeten, als des Hn. D. R ... aus Er-
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