Philippi, Johann Ernst: Regeln und Maximen der edlen Reimschmiede-Kunst, auch kriechender Poesie. Altenburg, 1743.Vergleichung kriechender Thiere diesen vier Helden ist, mit seinem Springer über-setzen könnte? Unsere Frosch-Poeten wissen, nach Art des berühmten Zittauischen Erz-Dich- ters, Herrn D. Knoblochs, denen Großen bey Namens- und Geburts-Tägen so was an- genehmes vorzuquäken, daß die Buchdrucke- reyen von solchem Schalle erbeben! Wenn sie auch verliebte Verse schreiben: So ist es so natürlich, als wenn man den Frosch sein Weib- lein careßiren sähe! § 8. Die Mause-Poeten sind bey uns in halb-
Vergleichung kriechender Thiere dieſen vier Helden iſt, mit ſeinem Springer uͤber-ſetzen koͤnnte? Unſere Froſch-Poeten wiſſen, nach Art des beruͤhmten Zittauiſchen Erz-Dich- ters, Herrn D. Knoblochs, denen Großen bey Namens- und Geburts-Taͤgen ſo was an- genehmes vorzuquaͤken, daß die Buchdrucke- reyen von ſolchem Schalle erbeben! Wenn ſie auch verliebte Verſe ſchreiben: So iſt es ſo natuͤrlich, als wenn man den Froſch ſein Weib- lein careßiren ſaͤhe! § 8. Die Mauſe-Poeten ſind bey uns in halb-
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Vergleichung kriechender Thiere
dieſen vier Helden iſt, mit ſeinem Springer uͤber-
ſetzen koͤnnte? Unſere Froſch-Poeten wiſſen,
nach Art des beruͤhmten Zittauiſchen Erz-Dich-
ters, Herrn D. Knoblochs, denen Großen
bey Namens- und Geburts-Taͤgen ſo was an-
genehmes vorzuquaͤken, daß die Buchdrucke-
reyen von ſolchem Schalle erbeben! Wenn ſie
auch verliebte Verſe ſchreiben: So iſt es ſo
natuͤrlich, als wenn man den Froſch ſein Weib-
lein careßiren ſaͤhe!
§ 8. Die Mauſe-Poeten ſind bey uns in
beſonderem Werthe. Denn wie die Maus ſo
arg ſtiehlt, als ein Rabe: Alſo ſtehlen unſere
Mauſe-Poeten manchen Einfall aus andern Buͤ-
chern, und zwar ſo verdeckt, daß kein Teufel
dahinter koͤmmt. Jſt es nun nicht was geſchick-
tes, wenn man mit ſo guter Manier mauſen
kann, ohne daruͤber ertappet zu werden? Dem,
der alſo bemauſet wird, entgehet auch nichts.
Wir reiſſen nicht Blaͤtter aus ſeinen Buͤchern,
wie Schurzfleiſch im Vatican zu Rom gethan.
Wir mauſen niemanden ſeine Manuſcripte
weg, um ſie zu ſeinem Schaden zu verfaͤlſchen,
oder ſonſt zu mißbrauchen. Nein! wir warten
ab, bis er ſich zu ſeinen Vaͤtern verſammlet hat.
Alsdenn bemauſen wir ſeine hinterlaſſene Vor-
raͤthe. Wir fuͤttern uns damit aus, und den
Reſt laſſen wir denen Jungen. Lebt er aber
noch, und wir bemauſen ſeine herausgegebene
Schriften: So weiß er ſich oft ſo wenig zu beſin-
nen, daß wirs aus ihm genommen, als jener
halb-
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