Erstes Probestück. Die edle Reimschmiede-Kunst und kriechen- de Poesie, in Form einer Wissenschaft, nach mathematischer Lehr-Art abgefasset.
Erste Erklärung.
§ 1. Die Reimschmiede-Kunst ist eine Kunst, auf alles und jedes, worauf nur ein Reim zu erfinden möglich ist, Reime zu machen, sie mögen auch beschaffen seyn, wie sie wollen.
2. Erklärung.
§ 2. Die kriechende Poesie ist eine Kunst, so niederträchtig und verwirrt zu denken und zu dichten, daß man kaum tiefer kommen kann, samt Verachtung alles dessen, was nicht mit ihren Regeln übereinstimmet.
1. Grundsatz.
§ 3. Sowol die Reimschmiederey, als kriechende Poesie, ist eine Kunst.
1. Zusatz.
§ 4. Da nun aber eine Kunst so viel ist, als eine Fertigkeit des Gemüthes, die, nebst ge- wissen Regeln, hauptsächlich durch besondere Handgriffe, Gebrauch und Uebung erlernet wird: So finden sich demnach auch bey der Reimschmie- derey und kriechenden Poesie einige Grund-Re- geln, gewisse Handgriffe und fleißige Uebung, ehe man zu einer Fertigkeit darinn gelanget.
2. Zu-
B 2
Erſtes Probeſtuͤck. Die edle Reimſchmiede-Kunſt und kriechen- de Poeſie, in Form einer Wiſſenſchaft, nach mathematiſcher Lehr-Art abgefaſſet.
Erſte Erklaͤrung.
§ 1. Die Reimſchmiede-Kunſt iſt eine Kunſt, auf alles und jedes, worauf nur ein Reim zu erfinden moͤglich iſt, Reime zu machen, ſie moͤgen auch beſchaffen ſeyn, wie ſie wollen.
2. Erklaͤrung.
§ 2. Die kriechende Poeſie iſt eine Kunſt, ſo niedertraͤchtig und verwirrt zu denken und zu dichten, daß man kaum tiefer kommen kann, ſamt Verachtung alles deſſen, was nicht mit ihren Regeln uͤbereinſtimmet.
1. Grundſatz.
§ 3. Sowol die Reimſchmiederey, als kriechende Poeſie, iſt eine Kunſt.
1. Zuſatz.
§ 4. Da nun aber eine Kunſt ſo viel iſt, als eine Fertigkeit des Gemuͤthes, die, nebſt ge- wiſſen Regeln, hauptſaͤchlich durch beſondere Handgriffe, Gebrauch und Uebung erlernet wird: So finden ſich demnach auch bey der Reimſchmie- derey und kriechenden Poeſie einige Grund-Re- geln, gewiſſe Handgriffe und fleißige Uebung, ehe man zu einer Fertigkeit darinn gelanget.
2. Zu-
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Erſtes Probeſtuͤck.
Die edle Reimſchmiede-Kunſt und kriechen-
de Poeſie, in Form einer Wiſſenſchaft,
nach mathematiſcher Lehr-Art abgefaſſet.
Erſte Erklaͤrung.
§ 1. Die Reimſchmiede-Kunſt iſt eine
Kunſt, auf alles und jedes, worauf nur ein Reim
zu erfinden moͤglich iſt, Reime zu machen, ſie
moͤgen auch beſchaffen ſeyn, wie ſie wollen.
2. Erklaͤrung.
§ 2. Die kriechende Poeſie iſt eine Kunſt,
ſo niedertraͤchtig und verwirrt zu denken und zu
dichten, daß man kaum tiefer kommen kann,
ſamt Verachtung alles deſſen, was nicht mit
ihren Regeln uͤbereinſtimmet.
1. Grundſatz.
§ 3. Sowol die Reimſchmiederey, als
kriechende Poeſie, iſt eine Kunſt.
1. Zuſatz.
§ 4. Da nun aber eine Kunſt ſo viel iſt,
als eine Fertigkeit des Gemuͤthes, die, nebſt ge-
wiſſen Regeln, hauptſaͤchlich durch beſondere
Handgriffe, Gebrauch und Uebung erlernet wird:
So finden ſich demnach auch bey der Reimſchmie-
derey und kriechenden Poeſie einige Grund-Re-
geln, gewiſſe Handgriffe und fleißige Uebung,
ehe man zu einer Fertigkeit darinn gelanget.
2. Zu-
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Philippi, Johann Ernst: Regeln und Maximen der edlen Reimschmiede-Kunst, auch kriechender Poesie. Altenburg, 1743, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/philippi_reimschmiedekunst_1743/27>, abgerufen am 03.03.2025.
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