Philippi, Johann Ernst: Regeln und Maximen der edlen Reimschmiede-Kunst, auch kriechender Poesie. Altenburg, 1743.Zwey hundert Maximen ken bringen, ist die Quelle aller Krankheiten.Auch kommen von aussen manche gewaltsame Anfälle durch Verletzung der Gliedmaßen. Da- her gehören die Wissenschaften der Medicin, oder innern Cur, und der Chirurgie, oder äusseren Heilungs-Mittel, zu den Wahrheiten vom an- dern Range, oder die nach jetziger Beschaffen- heit der Menschen nöthig und nützlich sind. Bey dem Stande vollkommener Vernunft aber wür- de man weder Aerzte noch Barbierer bedürfen. CLII. Der sittliche Gebrauch ganzer Völker, die Regeln der Humanität und der Betrug arg- listiger Menschen haben die Politic erfunden. Weil nun solche ebenfalls nach dem itzigen Zu- stande der Menschen, da man bald mit Klugen, bald Narren, bald Aufrichtigen, bald Falschen, bald mit denen von dieser Profeßion, bald einer andern, zu thun hat, nöthig, ja unentbehrlich ist: So gehört solche gleichergestalt zu den Wahr- heiten von der mittlern Gattung (§ 129). Sie ist entweder die Staats-Politic, oder kluge Ein- richtung eines ganzen Staates, nach derjenigen Verbindung, darinn die höchste Gewalt des Landes, sie sey nun bey einem oder mehrern, mit denen ihr Untergebenen, wie auch aller Stände des gemeinen Wesens, unter einander stehen; oder aber die Privat-Politic, welche anweiset, wie man sich gegen Hohe, seines Gleichen und Niedere, gegen Einheimische und Fremde, Fein- de und Freunde, ja gegen alle Menschen, auf- führen müsse. CLIII.
Zwey hundert Maximen ken bringen, iſt die Quelle aller Krankheiten.Auch kommen von auſſen manche gewaltſame Anfaͤlle durch Verletzung der Gliedmaßen. Da- her gehoͤren die Wiſſenſchaften der Medicin, oder innern Cur, und der Chirurgie, oder aͤuſſeren Heilungs-Mittel, zu den Wahrheiten vom an- dern Range, oder die nach jetziger Beſchaffen- heit der Menſchen noͤthig und nuͤtzlich ſind. Bey dem Stande vollkommener Vernunft aber wuͤr- de man weder Aerzte noch Barbierer beduͤrfen. CLII. Der ſittliche Gebrauch ganzer Voͤlker, die Regeln der Humanitaͤt und der Betrug arg- liſtiger Menſchen haben die Politic erfunden. Weil nun ſolche ebenfalls nach dem itzigen Zu- ſtande der Menſchen, da man bald mit Klugen, bald Narren, bald Aufrichtigen, bald Falſchen, bald mit denen von dieſer Profeßion, bald einer andern, zu thun hat, noͤthig, ja unentbehrlich iſt: So gehoͤrt ſolche gleichergeſtalt zu den Wahr- heiten von der mittlern Gattung (§ 129). Sie iſt entweder die Staats-Politic, oder kluge Ein- richtung eines ganzen Staates, nach derjenigen Verbindung, darinn die hoͤchſte Gewalt des Landes, ſie ſey nun bey einem oder mehrern, mit denen ihr Untergebenen, wie auch aller Staͤnde des gemeinen Weſens, unter einander ſtehen; oder aber die Privat-Politic, welche anweiſet, wie man ſich gegen Hohe, ſeines Gleichen und Niedere, gegen Einheimiſche und Fremde, Fein- de und Freunde, ja gegen alle Menſchen, auf- fuͤhren muͤſſe. CLIII.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <list> <item><pb facs="#f0242" n="234"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Zwey hundert Maximen</hi></fw><lb/> ken bringen, iſt die <hi rendition="#fr">Quelle</hi> aller Krankheiten.<lb/> Auch kommen von auſſen manche gewaltſame<lb/> Anfaͤlle durch Verletzung der Gliedmaßen. Da-<lb/> her gehoͤren die Wiſſenſchaften der <hi rendition="#fr">Medicin,</hi> oder<lb/> innern Cur, und der <hi rendition="#fr">Chirurgie,</hi> oder aͤuſſeren<lb/> Heilungs-Mittel, zu den Wahrheiten vom <hi rendition="#fr">an-<lb/> dern Range,</hi> oder die nach jetziger Beſchaffen-<lb/> heit der Menſchen noͤthig und nuͤtzlich ſind. Bey<lb/> dem Stande vollkommener Vernunft aber wuͤr-<lb/> de man weder Aerzte noch Barbierer beduͤrfen.</item><lb/> <item><hi rendition="#aq">CLII.</hi> Der ſittliche Gebrauch ganzer Voͤlker,<lb/> die Regeln der Humanitaͤt und der Betrug arg-<lb/> liſtiger Menſchen haben die <hi rendition="#fr">Politic</hi> erfunden.<lb/> Weil nun ſolche ebenfalls nach dem itzigen Zu-<lb/> ſtande der Menſchen, da man bald mit Klugen,<lb/> bald Narren, bald Aufrichtigen, bald Falſchen,<lb/> bald mit denen von dieſer Profeßion, bald einer<lb/> andern, zu thun hat, noͤthig, ja unentbehrlich<lb/> iſt: So gehoͤrt ſolche gleichergeſtalt zu den Wahr-<lb/> heiten von der <hi rendition="#fr">mittlern</hi> Gattung (§ 129). Sie<lb/> iſt entweder die <hi rendition="#fr">Staats-Politic,</hi> oder kluge Ein-<lb/> richtung eines ganzen Staates, nach derjenigen<lb/> Verbindung, darinn die hoͤchſte Gewalt des<lb/> Landes, ſie ſey nun bey einem oder mehrern, mit<lb/> denen ihr Untergebenen, wie auch aller Staͤnde<lb/> des gemeinen Weſens, unter einander ſtehen;<lb/> oder aber die <hi rendition="#fr">Privat-Politic,</hi> welche anweiſet,<lb/> wie man ſich gegen Hohe, ſeines Gleichen und<lb/> Niedere, gegen Einheimiſche und Fremde, Fein-<lb/> de und Freunde, ja gegen alle Menſchen, auf-<lb/> fuͤhren muͤſſe.</item> </list><lb/> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">CLIII.</hi> </fw><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [234/0242]
Zwey hundert Maximen
ken bringen, iſt die Quelle aller Krankheiten.
Auch kommen von auſſen manche gewaltſame
Anfaͤlle durch Verletzung der Gliedmaßen. Da-
her gehoͤren die Wiſſenſchaften der Medicin, oder
innern Cur, und der Chirurgie, oder aͤuſſeren
Heilungs-Mittel, zu den Wahrheiten vom an-
dern Range, oder die nach jetziger Beſchaffen-
heit der Menſchen noͤthig und nuͤtzlich ſind. Bey
dem Stande vollkommener Vernunft aber wuͤr-
de man weder Aerzte noch Barbierer beduͤrfen.
CLII. Der ſittliche Gebrauch ganzer Voͤlker,
die Regeln der Humanitaͤt und der Betrug arg-
liſtiger Menſchen haben die Politic erfunden.
Weil nun ſolche ebenfalls nach dem itzigen Zu-
ſtande der Menſchen, da man bald mit Klugen,
bald Narren, bald Aufrichtigen, bald Falſchen,
bald mit denen von dieſer Profeßion, bald einer
andern, zu thun hat, noͤthig, ja unentbehrlich
iſt: So gehoͤrt ſolche gleichergeſtalt zu den Wahr-
heiten von der mittlern Gattung (§ 129). Sie
iſt entweder die Staats-Politic, oder kluge Ein-
richtung eines ganzen Staates, nach derjenigen
Verbindung, darinn die hoͤchſte Gewalt des
Landes, ſie ſey nun bey einem oder mehrern, mit
denen ihr Untergebenen, wie auch aller Staͤnde
des gemeinen Weſens, unter einander ſtehen;
oder aber die Privat-Politic, welche anweiſet,
wie man ſich gegen Hohe, ſeines Gleichen und
Niedere, gegen Einheimiſche und Fremde, Fein-
de und Freunde, ja gegen alle Menſchen, auf-
fuͤhren muͤſſe.
CLIII.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |