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Philippi, Johann Ernst: Regeln und Maximen der edlen Reimschmiede-Kunst, auch kriechender Poesie. Altenburg, 1743.

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Zwey hundert Maximen
ist: So kann man aus bloßer Vernunft nicht
darthun, daß eben nur ein einziges ewiges We-
sen möglich oder vorhanden sey, sondern, wenn
wirklich ein Wesen in ihm selber eine ewige Kraft
haben können, die zu seiner Existenz hinlänglich
gewesen, könnte ja wol an sich auch ein ander
Wesen
eben so eine hohe Kraft besitzen, durch
sich selber ewig da zu seyn. Ob also gleich, zu
Erklärung des ganzen Welt-Gebäudes, eine
einzige Gottheit zureichend ist: So würde man
doch, nach bloßer Vernunft, für nicht unmög-
lich halten, daß noch andere ewige Wesen wä-
ren, denen aber diese Welt nichts angienge.
Gleichwol wäre es ein überschreitender Ge-
schmack,
wenn einer, wie die Heiden, darum
mehr Gottheiten glauben wollte, weil wir nicht
begreifen können, warum gerade nur ein einig
Wesen von Ewigkeit solche Vorzüge habe, daß
es ohne allen Anfang beständig da gewesen?
Jch führe aber solche hochgetriebene Maximen
an, damit man desto mehr die Nothwendig-
keit der göttlichen Offenbarung
erkenne, und
der heiligen Schrift glaube.
CXLIII. Wenn wir nun aber aus Gottes
Wort wissen, daß nur eine einzige Gottheit wirk-
lich sey, auch ausser Gott kein ewig Wesen,
Gott aber in seiner Natur kein grimmiges feind-
seliges Wesen, sondern, als Schöpfer der gan-
zen Welt, alle seine Geschöpfe in Verhältniß
gegen sich betrachte, mithin sie, als Meisterstücke
seiner Allmacht, auch liebe; das Böse auch nicht
einen
Zwey hundert Maximen
iſt: So kann man aus bloßer Vernunft nicht
darthun, daß eben nur ein einziges ewiges We-
ſen moͤglich oder vorhanden ſey, ſondern, wenn
wirklich ein Weſen in ihm ſelber eine ewige Kraft
haben koͤnnen, die zu ſeiner Exiſtenz hinlaͤnglich
geweſen, koͤnnte ja wol an ſich auch ein ander
Weſen
eben ſo eine hohe Kraft beſitzen, durch
ſich ſelber ewig da zu ſeyn. Ob alſo gleich, zu
Erklaͤrung des ganzen Welt-Gebaͤudes, eine
einzige Gottheit zureichend iſt: So wuͤrde man
doch, nach bloßer Vernunft, fuͤr nicht unmoͤg-
lich halten, daß noch andere ewige Weſen waͤ-
ren, denen aber dieſe Welt nichts angienge.
Gleichwol waͤre es ein uͤberſchreitender Ge-
ſchmack,
wenn einer, wie die Heiden, darum
mehr Gottheiten glauben wollte, weil wir nicht
begreifen koͤnnen, warum gerade nur ein einig
Weſen von Ewigkeit ſolche Vorzuͤge habe, daß
es ohne allen Anfang beſtaͤndig da geweſen?
Jch fuͤhre aber ſolche hochgetriebene Maximen
an, damit man deſto mehr die Nothwendig-
keit der goͤttlichen Offenbarung
erkenne, und
der heiligen Schrift glaube.
CXLIII. Wenn wir nun aber aus Gottes
Wort wiſſen, daß nur eine einzige Gottheit wirk-
lich ſey, auch auſſer Gott kein ewig Weſen,
Gott aber in ſeiner Natur kein grimmiges feind-
ſeliges Weſen, ſondern, als Schoͤpfer der gan-
zen Welt, alle ſeine Geſchoͤpfe in Verhaͤltniß
gegen ſich betrachte, mithin ſie, als Meiſterſtuͤcke
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einen
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[226/0234] Zwey hundert Maximen iſt: So kann man aus bloßer Vernunft nicht darthun, daß eben nur ein einziges ewiges We- ſen moͤglich oder vorhanden ſey, ſondern, wenn wirklich ein Weſen in ihm ſelber eine ewige Kraft haben koͤnnen, die zu ſeiner Exiſtenz hinlaͤnglich geweſen, koͤnnte ja wol an ſich auch ein ander Weſen eben ſo eine hohe Kraft beſitzen, durch ſich ſelber ewig da zu ſeyn. Ob alſo gleich, zu Erklaͤrung des ganzen Welt-Gebaͤudes, eine einzige Gottheit zureichend iſt: So wuͤrde man doch, nach bloßer Vernunft, fuͤr nicht unmoͤg- lich halten, daß noch andere ewige Weſen waͤ- ren, denen aber dieſe Welt nichts angienge. Gleichwol waͤre es ein uͤberſchreitender Ge- ſchmack, wenn einer, wie die Heiden, darum mehr Gottheiten glauben wollte, weil wir nicht begreifen koͤnnen, warum gerade nur ein einig Weſen von Ewigkeit ſolche Vorzuͤge habe, daß es ohne allen Anfang beſtaͤndig da geweſen? Jch fuͤhre aber ſolche hochgetriebene Maximen an, damit man deſto mehr die Nothwendig- keit der goͤttlichen Offenbarung erkenne, und der heiligen Schrift glaube. CXLIII. Wenn wir nun aber aus Gottes Wort wiſſen, daß nur eine einzige Gottheit wirk- lich ſey, auch auſſer Gott kein ewig Weſen, Gott aber in ſeiner Natur kein grimmiges feind- ſeliges Weſen, ſondern, als Schoͤpfer der gan- zen Welt, alle ſeine Geſchoͤpfe in Verhaͤltniß gegen ſich betrachte, mithin ſie, als Meiſterſtuͤcke ſeiner Allmacht, auch liebe; das Boͤſe auch nicht einen

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Zitationshilfe: Philippi, Johann Ernst: Regeln und Maximen der edlen Reimschmiede-Kunst, auch kriechender Poesie. Altenburg, 1743, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/philippi_reimschmiedekunst_1743/234>, abgerufen am 25.11.2024.