Philippi, Johann Ernst: Regeln und Maximen der edlen Reimschmiede-Kunst, auch kriechender Poesie. Altenburg, 1743.Dreyßig Fragestücke 23. Frage. Wie sind die heute zu Tage üblichen Devisen nach den Regeln der Hans-Sachsen- und kriechenden Poesie am füglichsten einzu- richten? Antwort. Es wird ein Zettelgen mit einem Paar deut- I. Probe von froschmäuslerischen, zwey- deutigen und stachlichten Devisen, als: 1 Jch spitze mich auf einen Mann, Weil ich es nicht erwarten kann. 2 Jch freye bloß des Geldes wegen, Jch weiß das Geld schon anzulegen. 3 Jch halte, glaubt mirs, viel von Vögeln, Von Reiten, Fechten, Schacht und Segeln. 4 Von Hügeln steig ich gern ins Thal, Wenn gleich der Fußsteg ziemlich schmal. 5 Jch liebe mehr nicht, als nur eine, Doch frag ich, hat sie eine reine, Jch meyne Liebe, gegen mich: 6 Jch
Dreyßig Frageſtuͤcke 23. Frage. Wie ſind die heute zu Tage uͤblichen Deviſen nach den Regeln der Hans-Sachſen- und kriechenden Poeſie am fuͤglichſten einzu- richten? Antwort. Es wird ein Zettelgen mit einem Paar deut- I. Probe von froſchmaͤusleriſchen, zwey- deutigen und ſtachlichten Deviſen, als: 1 Jch ſpitze mich auf einen Mann, Weil ich es nicht erwarten kann. 2 Jch freye bloß des Geldes wegen, Jch weiß das Geld ſchon anzulegen. 3 Jch halte, glaubt mirs, viel von Voͤgeln, Von Reiten, Fechten, Schacht und Segeln. 4 Von Huͤgeln ſteig ich gern ins Thal, Wenn gleich der Fußſteg ziemlich ſchmal. 5 Jch liebe mehr nicht, als nur eine, Doch frag ich, hat ſie eine reine, Jch meyne Liebe, gegen mich: 6 Jch
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Dreyßig Frageſtuͤcke
23. Frage.
Wie ſind die heute zu Tage uͤblichen Deviſen
nach den Regeln der Hans-Sachſen- und
kriechenden Poeſie am fuͤglichſten einzu-
richten?
Antwort.
Es wird ein Zettelgen mit einem Paar deut-
ſchen oder franzoͤſiſchen Reimen in ein Gebacke-
nes von Kraft-Mehl verſtecket, das unterſchie-
dene Figuren vorſtellet, z. E. einer Thee-Taſſe,
Pflaume, Pfirſchken-Kerns, Stiefels, Schu-
hes, Birn, Apfels, Kirſche, und was die De-
viſen-Becker alles angeben. Damit es nun
was zu lachen gebe, muͤſſen die Deviſen fein
leichtfertig, zweydeutig, oder auch ſtachlicht
eingerichtet ſeyn: So heiſſen es froſchmaͤusle-
riſche Deviſen. Sind ſie aber ſo trocken weg,
daß kein Witz dahinter ſteckt: So heiſſen es
Hans-Sachſen-Deviſen. Z. E.
I. Probe von froſchmaͤusleriſchen, zwey-
deutigen und ſtachlichten Deviſen, als:
1 Jch ſpitze mich auf einen Mann,
Weil ich es nicht erwarten kann.
2 Jch freye bloß des Geldes wegen,
Jch weiß das Geld ſchon anzulegen.
3 Jch halte, glaubt mirs, viel von Voͤgeln,
Von Reiten, Fechten, Schacht und Segeln.
4 Von Huͤgeln ſteig ich gern ins Thal,
Wenn gleich der Fußſteg ziemlich ſchmal.
5 Jch liebe mehr nicht, als nur eine,
Doch frag ich, hat ſie eine reine,
Jch meyne Liebe, gegen mich:
6 Jch
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Zitationshilfe: | Philippi, Johann Ernst: Regeln und Maximen der edlen Reimschmiede-Kunst, auch kriechender Poesie. Altenburg, 1743, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/philippi_reimschmiedekunst_1743/116>, abgerufen am 16.02.2025. |