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Philippi, Johann Ernst: Regeln und Maximen der edlen Reimschmiede-Kunst, auch kriechender Poesie. Altenburg, 1743.

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für einen Froschmäusler.
ke Elisiones, oder verschluckte Sylben hin-
einbringen solle?
Antwort.

Wenn man selbst derer, die unsre Gegner sind,
poetische Schriften genau durchgehet, wird man
oft ganze Zeilen einsylbigter Wörter darinn
finden, auch daß ihnen manche Sylben in der
Kehle
stecken bleiben. Es macht beydes oft ei-
nen Spaß. Z. E.

Den Mann, die Frau, den Knecht, die Magd,
den Sohn, die Schnur,
Die bitt ich heut zum Schmauß auf Bier,
Brodt und Käs nur.

Desgleichen:

Jch, du, er, wir, ihr, sie, wir gehn all in
den Vers.
Glaubt er das Ding noch nicht: Nun, nun,
mein Herr, laß ers!
17. Frage.
Was hält der Herr Candidat von den Bout-
rimes,
oder End-Reimen; machen nicht
solche einen rechten Spaß, und zeigen an,
wer ein fixer Reim-Schmied sey, oder
nicht?
Antwort.

Jch habe manchen tausend Spaß, sonderlich
mit witzigen Frauenzimmern, gehabt, wenn
wir uns einander so näckische End-Reime auf-
gegeben, als wir nur gekonnt, und hernach drauf
gesonnen, solche alle unter einen Huth zu brin-
gen. Z. E. ich gab einsmal folgende Reime aus:
Wurst, Durst; Kranz, Schwanz; Mütze,

Pfütze;
G
fuͤr einen Froſchmaͤusler.
ke Eliſiones, oder verſchluckte Sylben hin-
einbringen ſolle?
Antwort.

Wenn man ſelbſt derer, die unſre Gegner ſind,
poetiſche Schriften genau durchgehet, wird man
oft ganze Zeilen einſylbigter Woͤrter darinn
finden, auch daß ihnen manche Sylben in der
Kehle
ſtecken bleiben. Es macht beydes oft ei-
nen Spaß. Z. E.

Den Mann, die Frau, den Knecht, die Magd,
den Sohn, die Schnur,
Die bitt ich heut zum Schmauß auf Bier,
Brodt und Kaͤs nur.

Desgleichen:

Jch, du, er, wir, ihr, ſie, wir gehn all in
den Vers.
Glaubt er das Ding noch nicht: Nun, nun,
mein Herr, laß ers!
17. Frage.
Was haͤlt der Herr Candidat von den Bout-
rimes,
oder End-Reimen; machen nicht
ſolche einen rechten Spaß, und zeigen an,
wer ein fixer Reim-Schmied ſey, oder
nicht?
Antwort.

Jch habe manchen tauſend Spaß, ſonderlich
mit witzigen Frauenzimmern, gehabt, wenn
wir uns einander ſo naͤckiſche End-Reime auf-
gegeben, als wir nur gekonnt, und hernach drauf
geſonnen, ſolche alle unter einen Huth zu brin-
gen. Z. E. ich gab einsmal folgende Reime aus:
Wurſt, Durſt; Kranz, Schwanz; Muͤtze,

Pfuͤtze;
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[97/0105] fuͤr einen Froſchmaͤusler. ke Eliſiones, oder verſchluckte Sylben hin- einbringen ſolle? Antwort. Wenn man ſelbſt derer, die unſre Gegner ſind, poetiſche Schriften genau durchgehet, wird man oft ganze Zeilen einſylbigter Woͤrter darinn finden, auch daß ihnen manche Sylben in der Kehle ſtecken bleiben. Es macht beydes oft ei- nen Spaß. Z. E. Den Mann, die Frau, den Knecht, die Magd, den Sohn, die Schnur, Die bitt ich heut zum Schmauß auf Bier, Brodt und Kaͤs nur. Desgleichen: Jch, du, er, wir, ihr, ſie, wir gehn all in den Vers. Glaubt er das Ding noch nicht: Nun, nun, mein Herr, laß ers! 17. Frage. Was haͤlt der Herr Candidat von den Bout- rimes, oder End-Reimen; machen nicht ſolche einen rechten Spaß, und zeigen an, wer ein fixer Reim-Schmied ſey, oder nicht? Antwort. Jch habe manchen tauſend Spaß, ſonderlich mit witzigen Frauenzimmern, gehabt, wenn wir uns einander ſo naͤckiſche End-Reime auf- gegeben, als wir nur gekonnt, und hernach drauf geſonnen, ſolche alle unter einen Huth zu brin- gen. Z. E. ich gab einsmal folgende Reime aus: Wurſt, Durſt; Kranz, Schwanz; Muͤtze, Pfuͤtze; G

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Zitationshilfe: Philippi, Johann Ernst: Regeln und Maximen der edlen Reimschmiede-Kunst, auch kriechender Poesie. Altenburg, 1743, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/philippi_reimschmiedekunst_1743/105>, abgerufen am 13.11.2024.