geht der Weg der Reflex-Irradiation vom primären Reflex-Niveau nach Hinten in der Richtung zur Me¬ dulla oblongata. Es fiel mir in sämmtlichen pathologischen Fällen sofort auf, dass Reizungen des Quintus immer den Facia¬ lis affiziren, oder auch den Hypoglossus, Accessorius, selbst auch den Abducens, nie aber den Oculomotorius. Romberg weist zwar bei den Augenmuskelkrämpfen auf den Reflex hin und berichtet einen von Jüngken beobachteten Fall, wo Zerrung und Quetschung des Augapfels ein Zurückziehen desselben in die Orbita zur Folge hatte. In diesem Falle wird indessen auch, wenn es Reflex war, der Orbicularis am Krampfe Theil genom¬ men haben, oder man hat Eines hierbei zu der Beurtheilung in Anschlag zu bringen vergessen. Die Antagonisten der Mm. recti oculi, sind die obliqui; diese müssen aber bei einem Stosse gegen den Augapfel vorzugsweise gezerrt werden, so dass sie zerreissen, und deshalb der Augapfel, nun dem Tonus der recti überlassen, in die Orbita zurückgezogen wird. In einem von Vicq-d'Azyr in der Histoire de la Societe royale de Medecine 1776 p. 316 erzählten Experimente an einem Kaninchen wurde der Nervus frontalis auf verschiedene Weise gereizt, um zu er¬ fahren, ob Daraus Amaurose entstände. Man beobachtete indes¬ sen "Zuckungen im Auge". Zunächst könnte sich die Entzün¬ dung durch die Gewebe zu dem Oculomotorius fortgepflanzt und ihn direct affizirt haben, oder es können auch Zuckungen in dem Gebiete des Facialis vorhanden gewesen sein, oder die Zuckungen im Auge waren nur durch Krämpfe des Abducens bedingt. In allen sicheren Fällen, die ich kenne, schien mir der Oculomotorius vom Quintus allein nicht reflectorich erregt werden zu können. Als Beweise dienen die pathologischen weiter unten erzählten Fälle von Reflexionen im Bereiche der Hirnnerven. Hier führe ich nur als Belege die sämmtlichen be¬ kannten Reflexerscheinungen am gesunden Menschen an, welche die Physiologie bereits aufgestellt hat, und welche Alle dem genannten Gesetze folgen:
a. Reizung des Opticus erzeugt Contraction der Iris. Re¬
geht der Weg der Reflex-Irradiation vom primären Reflex-Niveau nach Hinten in der Richtung zur Me¬ dulla oblongata. Es fiel mir in sämmtlichen pathologischen Fällen sofort auf, dass Reizungen des Quintus immer den Facia¬ lis affiziren, oder auch den Hypoglossus, Accessorius, selbst auch den Abducens, nie aber den Oculomotorius. Romberg weist zwar bei den Augenmuskelkrämpfen auf den Reflex hin und berichtet einen von Jüngken beobachteten Fall, wo Zerrung und Quetschung des Augapfels ein Zurückziehen desselben in die Orbita zur Folge hatte. In diesem Falle wird indessen auch, wenn es Reflex war, der Orbicularis am Krampfe Theil genom¬ men haben, oder man hat Eines hierbei zu der Beurtheilung in Anschlag zu bringen vergessen. Die Antagonisten der Mm. recti oculi, sind die obliqui; diese müssen aber bei einem Stosse gegen den Augapfel vorzugsweise gezerrt werden, so dass sie zerreissen, und deshalb der Augapfel, nun dem Tonus der recti überlassen, in die Orbita zurückgezogen wird. In einem von Vicq-d'Azyr in der Histoire de la Societé royale de Médécine 1776 p. 316 erzählten Experimente an einem Kaninchen wurde der Nervus frontalis auf verschiedene Weise gereizt, um zu er¬ fahren, ob Daraus Amaurose entstände. Man beobachtete indes¬ sen „Zuckungen im Auge“. Zunächst könnte sich die Entzün¬ dung durch die Gewebe zu dem Oculomotorius fortgepflanzt und ihn direct affizirt haben, oder es können auch Zuckungen in dem Gebiete des Facialis vorhanden gewesen sein, oder die Zuckungen im Auge waren nur durch Krämpfe des Abducens bedingt. In allen sicheren Fällen, die ich kenne, schien mir der Oculomotorius vom Quintus allein nicht reflectorich erregt werden zu können. Als Beweise dienen die pathologischen weiter unten erzählten Fälle von Reflexionen im Bereiche der Hirnnerven. Hier führe ich nur als Belege die sämmtlichen be¬ kannten Reflexerscheinungen am gesunden Menschen an, welche die Physiologie bereits aufgestellt hat, und welche Alle dem genannten Gesetze folgen:
a. Reizung des Opticus erzeugt Contraction der Iris. Re¬
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geht der Weg der Reflex-Irradiation vom primären
Reflex-Niveau nach Hinten in der Richtung zur Me¬
dulla oblongata. Es fiel mir in sämmtlichen pathologischen
Fällen sofort auf, dass Reizungen des Quintus immer den Facia¬
lis affiziren, oder auch den Hypoglossus, Accessorius, selbst auch
den Abducens, nie aber den Oculomotorius. Romberg weist
zwar bei den Augenmuskelkrämpfen auf den Reflex hin und
berichtet einen von Jüngken beobachteten Fall, wo Zerrung
und Quetschung des Augapfels ein Zurückziehen desselben in
die Orbita zur Folge hatte. In diesem Falle wird indessen auch,
wenn es Reflex war, der Orbicularis am Krampfe Theil genom¬
men haben, oder man hat Eines hierbei zu der Beurtheilung in
Anschlag zu bringen vergessen. Die Antagonisten der Mm. recti
oculi, sind die obliqui; diese müssen aber bei einem Stosse
gegen den Augapfel vorzugsweise gezerrt werden, so dass sie
zerreissen, und deshalb der Augapfel, nun dem Tonus der recti
überlassen, in die Orbita zurückgezogen wird. In einem von
Vicq-d'Azyr in der Histoire de la Societé royale de Médécine
1776 p. 316 erzählten Experimente an einem Kaninchen wurde
der Nervus frontalis auf verschiedene Weise gereizt, um zu er¬
fahren, ob Daraus Amaurose entstände. Man beobachtete indes¬
sen „Zuckungen im Auge“. Zunächst könnte sich die Entzün¬
dung durch die Gewebe zu dem Oculomotorius fortgepflanzt
und ihn direct affizirt haben, oder es können auch Zuckungen
in dem Gebiete des Facialis vorhanden gewesen sein, oder die
Zuckungen im Auge waren nur durch Krämpfe des Abducens
bedingt. In allen sicheren Fällen, die ich kenne, schien mir
der Oculomotorius vom Quintus allein nicht reflectorich erregt
werden zu können. Als Beweise dienen die pathologischen
weiter unten erzählten Fälle von Reflexionen im Bereiche der
Hirnnerven. Hier führe ich nur als Belege die sämmtlichen be¬
kannten Reflexerscheinungen am gesunden Menschen an, welche
die Physiologie bereits aufgestellt hat, und welche Alle dem
genannten Gesetze folgen:
a. Reizung des Opticus erzeugt Contraction der Iris. Re¬
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Pflüger, Eduard Friedrich Wilhelm: Die sensorischen Functionen des Rückenmarks der Wirbelthiere. Berlin, 1853, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pflueger_rueckenmark_1853/97>, abgerufen am 16.02.2025.
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