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Pflüger, Eduard Friedrich Wilhelm: Die sensorischen Functionen des Rückenmarks der Wirbelthiere. Berlin, 1853.

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vollständig beraubter Frosch: hier folgen die Bewegungen nie
so unmittelbar auf die Reize, starke Reize bringen oft schwache,
schwache Reize ausgedehnte Bewegungen hervor, kurz man sieht,
dass der Bewegungsapparat hier dem Willen des Thieres, nach
der Decapitation aber der Einwirkung der Reize gehorcht, wäh¬
rend die Lebenseigenschaften der Muskeln selbst nicht wesent¬
lich beeinträchtigt wurden.

"Weiter fällt es auf, dass die Bewegungen nicht mehr so
mannigfaltig sind etc."

Diese pfiffigen Bemerkungen sind bereits widerlegt und er¬
klären sich, um es nochmals zu wiederholen, Daraus, dass die
niedere sensorische Function des Rückenmarks eben sich als
wirklicher Mechanismus verräth.

Kürschner bemüht sich indessen noch weiter die Gesetz¬
mässigkeiten aufzufinden, indem er fortfährt a. a. O. p. 142:

"Ich theile hier nur mit, was mich Versuche über den Zu¬
sammenhang einzelner Bewegungen mit den gereizten Stellen
gelehrt haben. -- Eine der gewöhnlichsten Erscheinungen, die
auch Volkmann und Valentin angegeben haben, ist es, dass
ein decapitirter Frosch, den man bei der Brust fasst, mit den
Hinterfüssen sich gegen die verletzende Hand gleichsam (?!)
stemmt, und fast noch constanter tritt das Thier mit beiden
Hinterfüssen nach Hinten aus, wenn man mit den Branchen
einer Pincette es am hintern Ende in der Mittellinie fasst. Die
Flanke der einen oder anderen Seite eines Frosches gedrückt,
veranlasst die Bewegung einer Extremität, wodurch die verletzte
Stelle mit dem Vorder- oder Hinterfusse gedeckt wird, je nach¬
dem dieselbe den vorderen oder hinteren Extremitäten näher
liegt. Liegt sie der Achselhöhle oder Inguinalgegend nahe, wird
sie vom Oberarme oder Oberschenkel bedeckt, während der
Unterarm oder Schenkel an den Oberarm oder Schenkel anliegt,
liegt sie entfernter, so deckt der Fuss der mehr oder weniger
gestreckten Extremität dieselbe. Wird die Haut des Unterleibes
an der einen oder andern Seite gedrückt: so bewegt sich die
entsprechende vordere Extremität nach der Stelle hin; liegt die

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vollständig beraubter Frosch: hier folgen die Bewegungen nie
so unmittelbar auf die Reize, starke Reize bringen oft schwache,
schwache Reize ausgedehnte Bewegungen hervor, kurz man sieht,
dass der Bewegungsapparat hier dem Willen des Thieres, nach
der Decapitation aber der Einwirkung der Reize gehorcht, wäh¬
rend die Lebenseigenschaften der Muskeln selbst nicht wesent¬
lich beeinträchtigt wurden.

„Weiter fällt es auf, dass die Bewegungen nicht mehr so
mannigfaltig sind etc.“

Diese pfiffigen Bemerkungen sind bereits widerlegt und er¬
klären sich, um es nochmals zu wiederholen, Daraus, dass die
niedere sensorische Function des Rückenmarks eben sich als
wirklicher Mechanismus verräth.

Kürschner bemüht sich indessen noch weiter die Gesetz¬
mässigkeiten aufzufinden, indem er fortfährt a. a. O. p. 142:

„Ich theile hier nur mit, was mich Versuche über den Zu¬
sammenhang einzelner Bewegungen mit den gereizten Stellen
gelehrt haben. — Eine der gewöhnlichsten Erscheinungen, die
auch Volkmann und Valentin angegeben haben, ist es, dass
ein decapitirter Frosch, den man bei der Brust fasst, mit den
Hinterfüssen sich gegen die verletzende Hand gleichsam (?!)
stemmt, und fast noch constanter tritt das Thier mit beiden
Hinterfüssen nach Hinten aus, wenn man mit den Branchen
einer Pincette es am hintern Ende in der Mittellinie fasst. Die
Flanke der einen oder anderen Seite eines Frosches gedrückt,
veranlasst die Bewegung einer Extremität, wodurch die verletzte
Stelle mit dem Vorder- oder Hinterfusse gedeckt wird, je nach¬
dem dieselbe den vorderen oder hinteren Extremitäten näher
liegt. Liegt sie der Achselhöhle oder Inguinalgegend nahe, wird
sie vom Oberarme oder Oberschenkel bedeckt, während der
Unterarm oder Schenkel an den Oberarm oder Schenkel anliegt,
liegt sie entfernter, so deckt der Fuss der mehr oder weniger
gestreckten Extremität dieselbe. Wird die Haut des Unterleibes
an der einen oder andern Seite gedrückt: so bewegt sich die
entsprechende vordere Extremität nach der Stelle hin; liegt die

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[49/0071] vollständig beraubter Frosch: hier folgen die Bewegungen nie so unmittelbar auf die Reize, starke Reize bringen oft schwache, schwache Reize ausgedehnte Bewegungen hervor, kurz man sieht, dass der Bewegungsapparat hier dem Willen des Thieres, nach der Decapitation aber der Einwirkung der Reize gehorcht, wäh¬ rend die Lebenseigenschaften der Muskeln selbst nicht wesent¬ lich beeinträchtigt wurden. „Weiter fällt es auf, dass die Bewegungen nicht mehr so mannigfaltig sind etc.“ Diese pfiffigen Bemerkungen sind bereits widerlegt und er¬ klären sich, um es nochmals zu wiederholen, Daraus, dass die niedere sensorische Function des Rückenmarks eben sich als wirklicher Mechanismus verräth. Kürschner bemüht sich indessen noch weiter die Gesetz¬ mässigkeiten aufzufinden, indem er fortfährt a. a. O. p. 142: „Ich theile hier nur mit, was mich Versuche über den Zu¬ sammenhang einzelner Bewegungen mit den gereizten Stellen gelehrt haben. — Eine der gewöhnlichsten Erscheinungen, die auch Volkmann und Valentin angegeben haben, ist es, dass ein decapitirter Frosch, den man bei der Brust fasst, mit den Hinterfüssen sich gegen die verletzende Hand gleichsam (?!) stemmt, und fast noch constanter tritt das Thier mit beiden Hinterfüssen nach Hinten aus, wenn man mit den Branchen einer Pincette es am hintern Ende in der Mittellinie fasst. Die Flanke der einen oder anderen Seite eines Frosches gedrückt, veranlasst die Bewegung einer Extremität, wodurch die verletzte Stelle mit dem Vorder- oder Hinterfusse gedeckt wird, je nach¬ dem dieselbe den vorderen oder hinteren Extremitäten näher liegt. Liegt sie der Achselhöhle oder Inguinalgegend nahe, wird sie vom Oberarme oder Oberschenkel bedeckt, während der Unterarm oder Schenkel an den Oberarm oder Schenkel anliegt, liegt sie entfernter, so deckt der Fuss der mehr oder weniger gestreckten Extremität dieselbe. Wird die Haut des Unterleibes an der einen oder andern Seite gedrückt: so bewegt sich die entsprechende vordere Extremität nach der Stelle hin; liegt die 4

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Zitationshilfe: Pflüger, Eduard Friedrich Wilhelm: Die sensorischen Functionen des Rückenmarks der Wirbelthiere. Berlin, 1853, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pflueger_rueckenmark_1853/71>, abgerufen am 21.11.2024.