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Pflüger, Eduard Friedrich Wilhelm: Die sensorischen Functionen des Rückenmarks der Wirbelthiere. Berlin, 1853.

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verloren: so tritt ein Zustand der Ruhe ein, welcher Folge der
Erschöpfung zu sein scheint. In dieser Periode, gewöhnlich
wenige Minuten nach dem Köpfen, ist der verstümmelte Körper
sehr wenig reizbar, und während später die geringste Berüh¬
rung der Haut Reflexbewegungen veranlasst, so kann man jetzt
das Cadaver auf verschiedene Weise handhaben, ohne Bewe¬
gung zu veranlassen. Man bringe in dieser Periode die Hinter¬
schenkel in eine vollständig gestreckte Lage und lasse das Thier
auf festem Boden ruhig liegen, so wird man bemerken, dass
zwar 5-10 Minuten diese Stellung beibehalten wird, nachmals
aber zieht der Frosch die Schenkel ohne irgend eine Veran¬
lassung an, nicht allmählich, sondern plötzlich." (Müller's Ar¬
chiv v. 1838. Heft I.)

Hängt man den Frosch in die Schwebe, indem man ihn
an den gelähmten Armen aufhängt, so zieht er mehrmals die
Beine in die Höhe, wie Dies auch von Volkmann und Kürsch¬
ner
bestätigt wird (Volkmann a. a. 0. p. 17. -- Kürschner
a. a. 0. p. 132.); häufig habe ich gesehen, dass dieses Anziehen
der Beine eine Zeitlang beibehalten wird. Nach und nach sin¬
ken dann später, wenn die Muskeln ermüden, die Schenkel in
Intervallen und keineswegs immer plötzlich tiefer herunter, bis
sie, den Gesetzen der Schwere folgend, schlaff herabhängen.

Die Bewegung kann nicht aus einem Uebergewichte der
Flexoren- über die Extensorenmuskeln erklärt werden, wie Dies
von Valentin geschehen und von Volkmann gutgeheissen ist.
Einerseits kann man sich bei galvanischer Reizung der plexus
lumbo-ischiadici leicht überzeugen, dass der Schenkel gestreckt
und nicht gebeugt wird; anderntheils resultirt aus dem blossen
Muskeltonus keineswegs eine so intensive Bewegung.

Kürschner (a. a. 0. p. 133.) sagt nun: "Ein decapitirtes
Thier, welches noch das Rückenmark besitzt, wird demnach
bei jeder unbequemen Lage eine Bewegung ausführen, nicht in
der Absicht eine bequemere Lage zu suchen, wie die Bewe¬
gungen von Fröschen, die man auf den Rücken legt oder schwe¬
bend mit einer Pincette an der Brust oder den vorderen Ex¬

verloren: so tritt ein Zustand der Ruhe ein, welcher Folge der
Erschöpfung zu sein scheint. In dieser Periode, gewöhnlich
wenige Minuten nach dem Köpfen, ist der verstümmelte Körper
sehr wenig reizbar, und während später die geringste Berüh¬
rung der Haut Reflexbewegungen veranlasst, so kann man jetzt
das Cadaver auf verschiedene Weise handhaben, ohne Bewe¬
gung zu veranlassen. Man bringe in dieser Periode die Hinter¬
schenkel in eine vollständig gestreckte Lage und lasse das Thier
auf festem Boden ruhig liegen, so wird man bemerken, dass
zwar 5–10 Minuten diese Stellung beibehalten wird, nachmals
aber zieht der Frosch die Schenkel ohne irgend eine Veran¬
lassung an, nicht allmählich, sondern plötzlich.“ (Müller's Ar¬
chiv v. 1838. Heft I.)

Hängt man den Frosch in die Schwebe, indem man ihn
an den gelähmten Armen aufhängt, so zieht er mehrmals die
Beine in die Höhe, wie Dies auch von Volkmann und Kürsch¬
ner
bestätigt wird (Volkmann a. a. 0. p. 17. — Kürschner
a. a. 0. p. 132.); häufig habe ich gesehen, dass dieses Anziehen
der Beine eine Zeitlang beibehalten wird. Nach und nach sin¬
ken dann später, wenn die Muskeln ermüden, die Schenkel in
Intervallen und keineswegs immer plötzlich tiefer herunter, bis
sie, den Gesetzen der Schwere folgend, schlaff herabhängen.

Die Bewegung kann nicht aus einem Uebergewichte der
Flexoren- über die Extensorenmuskeln erklärt werden, wie Dies
von Valentin geschehen und von Volkmann gutgeheissen ist.
Einerseits kann man sich bei galvanischer Reizung der plexus
lumbo-ischiadici leicht überzeugen, dass der Schenkel gestreckt
und nicht gebeugt wird; anderntheils resultirt aus dem blossen
Muskeltonus keineswegs eine so intensive Bewegung.

Kürschner (a. a. 0. p. 133.) sagt nun: „Ein decapitirtes
Thier, welches noch das Rückenmark besitzt, wird demnach
bei jeder unbequemen Lage eine Bewegung ausführen, nicht in
der Absicht eine bequemere Lage zu suchen, wie die Bewe¬
gungen von Fröschen, die man auf den Rücken legt oder schwe¬
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[37/0059] verloren: so tritt ein Zustand der Ruhe ein, welcher Folge der Erschöpfung zu sein scheint. In dieser Periode, gewöhnlich wenige Minuten nach dem Köpfen, ist der verstümmelte Körper sehr wenig reizbar, und während später die geringste Berüh¬ rung der Haut Reflexbewegungen veranlasst, so kann man jetzt das Cadaver auf verschiedene Weise handhaben, ohne Bewe¬ gung zu veranlassen. Man bringe in dieser Periode die Hinter¬ schenkel in eine vollständig gestreckte Lage und lasse das Thier auf festem Boden ruhig liegen, so wird man bemerken, dass zwar 5–10 Minuten diese Stellung beibehalten wird, nachmals aber zieht der Frosch die Schenkel ohne irgend eine Veran¬ lassung an, nicht allmählich, sondern plötzlich.“ (Müller's Ar¬ chiv v. 1838. Heft I.) Hängt man den Frosch in die Schwebe, indem man ihn an den gelähmten Armen aufhängt, so zieht er mehrmals die Beine in die Höhe, wie Dies auch von Volkmann und Kürsch¬ ner bestätigt wird (Volkmann a. a. 0. p. 17. — Kürschner a. a. 0. p. 132.); häufig habe ich gesehen, dass dieses Anziehen der Beine eine Zeitlang beibehalten wird. Nach und nach sin¬ ken dann später, wenn die Muskeln ermüden, die Schenkel in Intervallen und keineswegs immer plötzlich tiefer herunter, bis sie, den Gesetzen der Schwere folgend, schlaff herabhängen. Die Bewegung kann nicht aus einem Uebergewichte der Flexoren- über die Extensorenmuskeln erklärt werden, wie Dies von Valentin geschehen und von Volkmann gutgeheissen ist. Einerseits kann man sich bei galvanischer Reizung der plexus lumbo-ischiadici leicht überzeugen, dass der Schenkel gestreckt und nicht gebeugt wird; anderntheils resultirt aus dem blossen Muskeltonus keineswegs eine so intensive Bewegung. Kürschner (a. a. 0. p. 133.) sagt nun: „Ein decapitirtes Thier, welches noch das Rückenmark besitzt, wird demnach bei jeder unbequemen Lage eine Bewegung ausführen, nicht in der Absicht eine bequemere Lage zu suchen, wie die Bewe¬ gungen von Fröschen, die man auf den Rücken legt oder schwe¬ bend mit einer Pincette an der Brust oder den vorderen Ex¬

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Zitationshilfe: Pflüger, Eduard Friedrich Wilhelm: Die sensorischen Functionen des Rückenmarks der Wirbelthiere. Berlin, 1853, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pflueger_rueckenmark_1853/59>, abgerufen am 21.11.2024.