letzung der Mandibula einen Schnitt durch die Articulation des Occiput mit dem Atlas führte. Die Mandibula schonte ich des¬ halb, um die an ihrem Grunde sich verzweigenden grossen Arterienstämme des hoch gelegenen Herzens zu vermeiden, was doch selbst bei diesen Thieren angenehm sein dürfte. Wenn man sich merkt, dass ein Punkt, welcher zwischen den beiden Augen des Thieres gedacht wird, gleich weit entfernt ist von der Schnauzenspitze und der Atlanto-Occipitalarticula¬ tion, so wird man nicht wohl diese letzte verfehlen. Uebrigens ist es nothwendig, sofort am abgeschnittenen Kopfe sich zu überzeugen, ob man auch den rechten Punkt getroffen habe, da gerade beim Erdsalamander wegen der von der Parotiden¬ gegend nach dem Halse sich seitwärts ausdehnenden Drüsen¬ haufen eine Täuschung leicht möglich ist. Nachdem ich nun die nach der Operation sich einstellende Blutung durch eine verdünnte Essigsolution so gut als möglich gestillt hatte, sass das Thier einige Zeit ruhig auf einer Stelle. Alsbald aber richtete es sich auf den Vorderfüssen hoch in die Höhe, reckte den Hals in die Luft, als ob dieser seinen Kopf suche, wendete sich Rechts und dann Links, um hierauf wieder die frühere ruhige Stellung einzunehmen. Nach einer Minute Pause hob das Thier sein rechtes Hinterbein, machte damit eine Schreit¬ bewegung nach Vorn, bewegte dann das linke Vorderbein, worauf der zuerst bewegte rechte Hinterfuss kräftig aufgestemmt wurde und den Körper vorwärts schob. In dieser Weise folg¬ ten sich eine Reihe Schreitbewegungen, welche Anfangs lang¬ sam und schwach waren, dann aber an Kraft und Intensität merklich zunahmen, in Folge dessen ein Weg von drei Zoll zurückgelegt wurde. Nachdem das Thierchen hierauf eine Ruhe von 5 Minuten beobachtet hatte, begannen die eben beschrie¬ benen Bewegungen von Neuem, in Folge deren nun ein Weg nach Links eingeschlagen und eine Strecke von 2 Zoll zurück¬ gelegt wurde. Legt man solche Erdsalamander, die noch die Medulla oblongata besitzen, auf den Rücken, so stehen sie von selbst wieder auf.
letzung der Mandibula einen Schnitt durch die Articulation des Occiput mit dem Atlas führte. Die Mandibula schonte ich des¬ halb, um die an ihrem Grunde sich verzweigenden grossen Arterienstämme des hoch gelegenen Herzens zu vermeiden, was doch selbst bei diesen Thieren angenehm sein dürfte. Wenn man sich merkt, dass ein Punkt, welcher zwischen den beiden Augen des Thieres gedacht wird, gleich weit entfernt ist von der Schnauzenspitze und der Atlanto-Occipitalarticula¬ tion, so wird man nicht wohl diese letzte verfehlen. Uebrigens ist es nothwendig, sofort am abgeschnittenen Kopfe sich zu überzeugen, ob man auch den rechten Punkt getroffen habe, da gerade beim Erdsalamander wegen der von der Parotiden¬ gegend nach dem Halse sich seitwärts ausdehnenden Drüsen¬ haufen eine Täuschung leicht möglich ist. Nachdem ich nun die nach der Operation sich einstellende Blutung durch eine verdünnte Essigsolution so gut als möglich gestillt hatte, sass das Thier einige Zeit ruhig auf einer Stelle. Alsbald aber richtete es sich auf den Vorderfüssen hoch in die Höhe, reckte den Hals in die Luft, als ob dieser seinen Kopf suche, wendete sich Rechts und dann Links, um hierauf wieder die frühere ruhige Stellung einzunehmen. Nach einer Minute Pause hob das Thier sein rechtes Hinterbein, machte damit eine Schreit¬ bewegung nach Vorn, bewegte dann das linke Vorderbein, worauf der zuerst bewegte rechte Hinterfuss kräftig aufgestemmt wurde und den Körper vorwärts schob. In dieser Weise folg¬ ten sich eine Reihe Schreitbewegungen, welche Anfangs lang¬ sam und schwach waren, dann aber an Kraft und Intensität merklich zunahmen, in Folge dessen ein Weg von drei Zoll zurückgelegt wurde. Nachdem das Thierchen hierauf eine Ruhe von 5 Minuten beobachtet hatte, begannen die eben beschrie¬ benen Bewegungen von Neuem, in Folge deren nun ein Weg nach Links eingeschlagen und eine Strecke von 2 Zoll zurück¬ gelegt wurde. Legt man solche Erdsalamander, die noch die Medulla oblongata besitzen, auf den Rücken, so stehen sie von selbst wieder auf.
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[22/0044]
letzung der Mandibula einen Schnitt durch die Articulation des
Occiput mit dem Atlas führte. Die Mandibula schonte ich des¬
halb, um die an ihrem Grunde sich verzweigenden grossen
Arterienstämme des hoch gelegenen Herzens zu vermeiden,
was doch selbst bei diesen Thieren angenehm sein dürfte.
Wenn man sich merkt, dass ein Punkt, welcher zwischen den
beiden Augen des Thieres gedacht wird, gleich weit entfernt
ist von der Schnauzenspitze und der Atlanto-Occipitalarticula¬
tion, so wird man nicht wohl diese letzte verfehlen. Uebrigens
ist es nothwendig, sofort am abgeschnittenen Kopfe sich zu
überzeugen, ob man auch den rechten Punkt getroffen habe,
da gerade beim Erdsalamander wegen der von der Parotiden¬
gegend nach dem Halse sich seitwärts ausdehnenden Drüsen¬
haufen eine Täuschung leicht möglich ist. Nachdem ich nun
die nach der Operation sich einstellende Blutung durch eine
verdünnte Essigsolution so gut als möglich gestillt hatte, sass
das Thier einige Zeit ruhig auf einer Stelle. Alsbald aber
richtete es sich auf den Vorderfüssen hoch in die Höhe, reckte
den Hals in die Luft, als ob dieser seinen Kopf suche, wendete
sich Rechts und dann Links, um hierauf wieder die frühere
ruhige Stellung einzunehmen. Nach einer Minute Pause hob
das Thier sein rechtes Hinterbein, machte damit eine Schreit¬
bewegung nach Vorn, bewegte dann das linke Vorderbein,
worauf der zuerst bewegte rechte Hinterfuss kräftig aufgestemmt
wurde und den Körper vorwärts schob. In dieser Weise folg¬
ten sich eine Reihe Schreitbewegungen, welche Anfangs lang¬
sam und schwach waren, dann aber an Kraft und Intensität
merklich zunahmen, in Folge dessen ein Weg von drei Zoll
zurückgelegt wurde. Nachdem das Thierchen hierauf eine Ruhe
von 5 Minuten beobachtet hatte, begannen die eben beschrie¬
benen Bewegungen von Neuem, in Folge deren nun ein Weg
nach Links eingeschlagen und eine Strecke von 2 Zoll zurück¬
gelegt wurde. Legt man solche Erdsalamander, die noch die
Medulla oblongata besitzen, auf den Rücken, so stehen sie von
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Pflüger, Eduard Friedrich Wilhelm: Die sensorischen Functionen des Rückenmarks der Wirbelthiere. Berlin, 1853, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pflueger_rueckenmark_1853/44>, abgerufen am 16.07.2024.
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