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Pflüger, Eduard Friedrich Wilhelm: Die sensorischen Functionen des Rückenmarks der Wirbelthiere. Berlin, 1853.

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selbst Strassen, und kehren gewöhnlich zu ihrem Lager wieder
zurück. Fragt man sie dann, wenn sie wach sind, was sie ge¬
macht haben, so wissen sie absolut von dem Vorgefallenen
Nichts. Hier hört wohl die Möglichkeit auf, durch den Reflex¬
mechanismus den Körper in dieser Weise bewegt werden zu
lassen! Dennoch aber ist absolutes Vergessen. Wir hören aber
ferner im Schlafe bekannte Melodien, wir freuen uns an Glanz
und Farbe, wir recitiren bekannte Gedichte oder sind im Thea¬
ter und der Schauspieler declamirt uns mit gewaltigem Pathos
Stellen, die wir auswendig wissen, bis er da stecken bleibt,
wo unsere Kenntniss zu Ende geht, nach dem Souffleurkasten
sieht und schliesslich vom Publikum und uns selbst ausgelacht
wird. Wir erinnern uns und urtheilen. Das Functioniren der
höheren Sinne beweist eine Thätigkeit der Cerebralgebilde, die
Erinnerungen und Urtheile, wie es scheint, der Hemisphären
selbst. Die Annahme, dass mit dem Schlafe die Thätigkeit der
Hemisphären erlischt, ist eine ganz willkürliche grundlose Theo¬
rie. Ich glaube bestimmt, dass das in dem Cerebrospinalorgane
ausgebreitete Sensorium weder hier noch dort in dem Schlafe
seine Function einstellt, sondern in allen Theilen gleichmässig
in seiner Thätigkeit herabgesetzt ist.


selbst Strassen, und kehren gewöhnlich zu ihrem Lager wieder
zurück. Fragt man sie dann, wenn sie wach sind, was sie ge¬
macht haben, so wissen sie absolut von dem Vorgefallenen
Nichts. Hier hört wohl die Möglichkeit auf, durch den Reflex¬
mechanismus den Körper in dieser Weise bewegt werden zu
lassen! Dennoch aber ist absolutes Vergessen. Wir hören aber
ferner im Schlafe bekannte Melodien, wir freuen uns an Glanz
und Farbe, wir recitiren bekannte Gedichte oder sind im Thea¬
ter und der Schauspieler declamirt uns mit gewaltigem Pathos
Stellen, die wir auswendig wissen, bis er da stecken bleibt,
wo unsere Kenntniss zu Ende geht, nach dem Souffleurkasten
sieht und schliesslich vom Publikum und uns selbst ausgelacht
wird. Wir erinnern uns und urtheilen. Das Functioniren der
höheren Sinne beweist eine Thätigkeit der Cerebralgebilde, die
Erinnerungen und Urtheile, wie es scheint, der Hemisphären
selbst. Die Annahme, dass mit dem Schlafe die Thätigkeit der
Hemisphären erlischt, ist eine ganz willkürliche grundlose Theo¬
rie. Ich glaube bestimmt, dass das in dem Cerebrospinalorgane
ausgebreitete Sensorium weder hier noch dort in dem Schlafe
seine Function einstellt, sondern in allen Theilen gleichmässig
in seiner Thätigkeit herabgesetzt ist.


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[136/0158] selbst Strassen, und kehren gewöhnlich zu ihrem Lager wieder zurück. Fragt man sie dann, wenn sie wach sind, was sie ge¬ macht haben, so wissen sie absolut von dem Vorgefallenen Nichts. Hier hört wohl die Möglichkeit auf, durch den Reflex¬ mechanismus den Körper in dieser Weise bewegt werden zu lassen! Dennoch aber ist absolutes Vergessen. Wir hören aber ferner im Schlafe bekannte Melodien, wir freuen uns an Glanz und Farbe, wir recitiren bekannte Gedichte oder sind im Thea¬ ter und der Schauspieler declamirt uns mit gewaltigem Pathos Stellen, die wir auswendig wissen, bis er da stecken bleibt, wo unsere Kenntniss zu Ende geht, nach dem Souffleurkasten sieht und schliesslich vom Publikum und uns selbst ausgelacht wird. Wir erinnern uns und urtheilen. Das Functioniren der höheren Sinne beweist eine Thätigkeit der Cerebralgebilde, die Erinnerungen und Urtheile, wie es scheint, der Hemisphären selbst. Die Annahme, dass mit dem Schlafe die Thätigkeit der Hemisphären erlischt, ist eine ganz willkürliche grundlose Theo¬ rie. Ich glaube bestimmt, dass das in dem Cerebrospinalorgane ausgebreitete Sensorium weder hier noch dort in dem Schlafe seine Function einstellt, sondern in allen Theilen gleichmässig in seiner Thätigkeit herabgesetzt ist.

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Zitationshilfe: Pflüger, Eduard Friedrich Wilhelm: Die sensorischen Functionen des Rückenmarks der Wirbelthiere. Berlin, 1853, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pflueger_rueckenmark_1853/158>, abgerufen am 27.11.2024.