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Pflüger, Eduard Friedrich Wilhelm: Die sensorischen Functionen des Rückenmarks der Wirbelthiere. Berlin, 1853.

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Capitel IX.
Die Bewegungen Schlafender.

Ehe wir zum Schlusse gehen, zieht noch eine Frage un¬
sere Aufmerksamkeit an, weil sie der soeben behandelten sehr
nahe liegt.

Von fast allen Physiologen, welche sich mit den Bewegun¬
gen Enthaupteter beschäftigt haben, ist gleichmässig und selbst¬
ständig die Bemerkung gemacht worden, dass jene Bewegungen
denjenigen der Schlafenden sehr häufig in frappanter Weise
ähneln. Ich trete dieser Beobachtung vollkommen bei.

Zunächst fehlen bei Schlafenden gewöhnlich die spontanen
Bewegungen der Autoren, wie Dies bei den Enthaupteten der
Fall ist. Wie bei diesen entstehen die Bewegungen meist nur
auf äussere Reize. So wehrt der Schlafende die Fliege ab,
wie der enthauptete Frosch ein belästigendes Moment; so legt
sich jener bequemer, wenn seine alte Stellung unbehaglich ge¬
worden ist, wie dieser die ausgestreckten Beine in die beque¬
mere Lage der Flexion bringt.

Wie wir die Gesetzmässigkeit der Autoren in den Bewe¬
gungen Enthaupteter anzuerkennen Gelegenheit gehabt, also
geschieht es auch bei den Bewegungen Schlafender. Um ein
Beispiel anzuführen, das einstweilen für jetzt den Autoren, spä¬
ter aber mir zum Belege gelten mag, diene Folgendes: Wenn
man mit einer Feder oder sonst einem weichen Gegenstande
einen Schlafenden an dem Rande eines Nasenlochs kitzelt, so
erhebt er stets den Arm der gleichen Seite, stösst gegen das
incommodirende Object und reibt die irritirte Stelle. Auffal¬
lend ist um so mehr diese Gesetzmässigkeit, als der Schlafende,
wenn man ihn nun am andern Nasenloche kitzelt, und die Hand
von vorher noch auf dem Gesicht liegt und ganz leicht die

Capitel IX.
Die Bewegungen Schlafender.

Ehe wir zum Schlusse gehen, zieht noch eine Frage un¬
sere Aufmerksamkeit an, weil sie der soeben behandelten sehr
nahe liegt.

Von fast allen Physiologen, welche sich mit den Bewegun¬
gen Enthaupteter beschäftigt haben, ist gleichmässig und selbst¬
ständig die Bemerkung gemacht worden, dass jene Bewegungen
denjenigen der Schlafenden sehr häufig in frappanter Weise
ähneln. Ich trete dieser Beobachtung vollkommen bei.

Zunächst fehlen bei Schlafenden gewöhnlich die spontanen
Bewegungen der Autoren, wie Dies bei den Enthaupteten der
Fall ist. Wie bei diesen entstehen die Bewegungen meist nur
auf äussere Reize. So wehrt der Schlafende die Fliege ab,
wie der enthauptete Frosch ein belästigendes Moment; so legt
sich jener bequemer, wenn seine alte Stellung unbehaglich ge¬
worden ist, wie dieser die ausgestreckten Beine in die beque¬
mere Lage der Flexion bringt.

Wie wir die Gesetzmässigkeit der Autoren in den Bewe¬
gungen Enthaupteter anzuerkennen Gelegenheit gehabt, also
geschieht es auch bei den Bewegungen Schlafender. Um ein
Beispiel anzuführen, das einstweilen für jetzt den Autoren, spä¬
ter aber mir zum Belege gelten mag, diene Folgendes: Wenn
man mit einer Feder oder sonst einem weichen Gegenstande
einen Schlafenden an dem Rande eines Nasenlochs kitzelt, so
erhebt er stets den Arm der gleichen Seite, stösst gegen das
incommodirende Object und reibt die irritirte Stelle. Auffal¬
lend ist um so mehr diese Gesetzmässigkeit, als der Schlafende,
wenn man ihn nun am andern Nasenloche kitzelt, und die Hand
von vorher noch auf dem Gesicht liegt und ganz leicht die

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[133/0155] Capitel IX. Die Bewegungen Schlafender. Ehe wir zum Schlusse gehen, zieht noch eine Frage un¬ sere Aufmerksamkeit an, weil sie der soeben behandelten sehr nahe liegt. Von fast allen Physiologen, welche sich mit den Bewegun¬ gen Enthaupteter beschäftigt haben, ist gleichmässig und selbst¬ ständig die Bemerkung gemacht worden, dass jene Bewegungen denjenigen der Schlafenden sehr häufig in frappanter Weise ähneln. Ich trete dieser Beobachtung vollkommen bei. Zunächst fehlen bei Schlafenden gewöhnlich die spontanen Bewegungen der Autoren, wie Dies bei den Enthaupteten der Fall ist. Wie bei diesen entstehen die Bewegungen meist nur auf äussere Reize. So wehrt der Schlafende die Fliege ab, wie der enthauptete Frosch ein belästigendes Moment; so legt sich jener bequemer, wenn seine alte Stellung unbehaglich ge¬ worden ist, wie dieser die ausgestreckten Beine in die beque¬ mere Lage der Flexion bringt. Wie wir die Gesetzmässigkeit der Autoren in den Bewe¬ gungen Enthaupteter anzuerkennen Gelegenheit gehabt, also geschieht es auch bei den Bewegungen Schlafender. Um ein Beispiel anzuführen, das einstweilen für jetzt den Autoren, spä¬ ter aber mir zum Belege gelten mag, diene Folgendes: Wenn man mit einer Feder oder sonst einem weichen Gegenstande einen Schlafenden an dem Rande eines Nasenlochs kitzelt, so erhebt er stets den Arm der gleichen Seite, stösst gegen das incommodirende Object und reibt die irritirte Stelle. Auffal¬ lend ist um so mehr diese Gesetzmässigkeit, als der Schlafende, wenn man ihn nun am andern Nasenloche kitzelt, und die Hand von vorher noch auf dem Gesicht liegt und ganz leicht die

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Zitationshilfe: Pflüger, Eduard Friedrich Wilhelm: Die sensorischen Functionen des Rückenmarks der Wirbelthiere. Berlin, 1853, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pflueger_rueckenmark_1853/155>, abgerufen am 18.11.2024.