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Pflüger, Eduard Friedrich Wilhelm: Die sensorischen Functionen des Rückenmarks der Wirbelthiere. Berlin, 1853.

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wird, sondern die Bewegung wird nun einer anderen Bewegung
Platz machen, welche im Stande ist, den gedachten Zweck zu
erreichen. Das ist das Kriterium, an dem wir das Abwischen
der corrodirenden Säure beim enthaupteten Frosche beurtheilen
und erkennen werden. Damit nun diese quasi a priori erkannte
Wahrheit eine praktisch fruchtbringende werde, verschaffte ich
mir einige hundert von jener sehr schönen und grossen Rana
esculenta, wie sie in der Spree, in den Landsee'n und Sümpfen
der Umgegend Berlins vorkommt. Mit diesen Fröschen experi¬
mentirte ich im December und Januar, zu welcher Zeit sie eine
ungemeine Energie nach der Decapitation in ihren Bewegungen
entwickelten. Für die anderen Zeiten des Jahres kann man
sich Daran halten, dass der decapitirte Frosch dann zu den
Versuchen tauglich sei, wenn derselbe nicht nach der Operation
schlaff auf Bauch oder Rücken liegt, sondern die Beine anzieht
und kräftig reagirt, wenn man ihn irgendwie incommodirt.
Nur an solchen Thieren, aber auch an diesen mit entschiede¬
nem Erfolge, können äusserst gewinnbringende Untersuchungen
angestellt werden. Zum Enthaupten bediente ich mich für diese
Untersuchungen einer mässig starken und mittelgrossen, scharf
schneidenden Scheere, indem es ziemlich gleichgültig ist, wo
man den Frosch enthauptet, falls es nur unter dem Atlas, also
unter der Medulla oblongata geschieht. Wenn man nur Darauf
achtet, dicht über oder unter dem Niveau der oberen Extremi¬
täten zu enthaupten, so wird man das Mark des zweiten oder
dritten Wirbels theilen und in der Wunde dann sich leicht
Dadurch orientiren, dass man in dem oberen oder unteren
Stück den dicken Armnerven aus dem Foramen intervertebrale
zwischen dem zweiten und dritten Wirbel hervortreten sieht.
Durchschneidet man das Dorsalmark noch tiefer im vierten
Wirbel, so sind die Thiere wenig tauglich und bei Durchschnei¬
dung im fünften und sechsten Wirbel erfolgen auf äussere Reize
fast gar keine Bewegungen mehr.

An jenen Fröschen untersuchte ich nun, welche bestimmte
Bewegungen von bestimmten Hautstellen aus entständen, indem

wird, sondern die Bewegung wird nun einer anderen Bewegung
Platz machen, welche im Stande ist, den gedachten Zweck zu
erreichen. Das ist das Kriterium, an dem wir das Abwischen
der corrodirenden Säure beim enthaupteten Frosche beurtheilen
und erkennen werden. Damit nun diese quasi a priori erkannte
Wahrheit eine praktisch fruchtbringende werde, verschaffte ich
mir einige hundert von jener sehr schönen und grossen Rana
esculenta, wie sie in der Spree, in den Landsee'n und Sümpfen
der Umgegend Berlins vorkommt. Mit diesen Fröschen experi¬
mentirte ich im December und Januar, zu welcher Zeit sie eine
ungemeine Energie nach der Decapitation in ihren Bewegungen
entwickelten. Für die anderen Zeiten des Jahres kann man
sich Daran halten, dass der decapitirte Frosch dann zu den
Versuchen tauglich sei, wenn derselbe nicht nach der Operation
schlaff auf Bauch oder Rücken liegt, sondern die Beine anzieht
und kräftig reagirt, wenn man ihn irgendwie incommodirt.
Nur an solchen Thieren, aber auch an diesen mit entschiede¬
nem Erfolge, können äusserst gewinnbringende Untersuchungen
angestellt werden. Zum Enthaupten bediente ich mich für diese
Untersuchungen einer mässig starken und mittelgrossen, scharf
schneidenden Scheere, indem es ziemlich gleichgültig ist, wo
man den Frosch enthauptet, falls es nur unter dem Atlas, also
unter der Medulla oblongata geschieht. Wenn man nur Darauf
achtet, dicht über oder unter dem Niveau der oberen Extremi¬
täten zu enthaupten, so wird man das Mark des zweiten oder
dritten Wirbels theilen und in der Wunde dann sich leicht
Dadurch orientiren, dass man in dem oberen oder unteren
Stück den dicken Armnerven aus dem Foramen intervertebrale
zwischen dem zweiten und dritten Wirbel hervortreten sieht.
Durchschneidet man das Dorsalmark noch tiefer im vierten
Wirbel, so sind die Thiere wenig tauglich und bei Durchschnei¬
dung im fünften und sechsten Wirbel erfolgen auf äussere Reize
fast gar keine Bewegungen mehr.

An jenen Fröschen untersuchte ich nun, welche bestimmte
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[123/0145] wird, sondern die Bewegung wird nun einer anderen Bewegung Platz machen, welche im Stande ist, den gedachten Zweck zu erreichen. Das ist das Kriterium, an dem wir das Abwischen der corrodirenden Säure beim enthaupteten Frosche beurtheilen und erkennen werden. Damit nun diese quasi a priori erkannte Wahrheit eine praktisch fruchtbringende werde, verschaffte ich mir einige hundert von jener sehr schönen und grossen Rana esculenta, wie sie in der Spree, in den Landsee'n und Sümpfen der Umgegend Berlins vorkommt. Mit diesen Fröschen experi¬ mentirte ich im December und Januar, zu welcher Zeit sie eine ungemeine Energie nach der Decapitation in ihren Bewegungen entwickelten. Für die anderen Zeiten des Jahres kann man sich Daran halten, dass der decapitirte Frosch dann zu den Versuchen tauglich sei, wenn derselbe nicht nach der Operation schlaff auf Bauch oder Rücken liegt, sondern die Beine anzieht und kräftig reagirt, wenn man ihn irgendwie incommodirt. Nur an solchen Thieren, aber auch an diesen mit entschiede¬ nem Erfolge, können äusserst gewinnbringende Untersuchungen angestellt werden. Zum Enthaupten bediente ich mich für diese Untersuchungen einer mässig starken und mittelgrossen, scharf schneidenden Scheere, indem es ziemlich gleichgültig ist, wo man den Frosch enthauptet, falls es nur unter dem Atlas, also unter der Medulla oblongata geschieht. Wenn man nur Darauf achtet, dicht über oder unter dem Niveau der oberen Extremi¬ täten zu enthaupten, so wird man das Mark des zweiten oder dritten Wirbels theilen und in der Wunde dann sich leicht Dadurch orientiren, dass man in dem oberen oder unteren Stück den dicken Armnerven aus dem Foramen intervertebrale zwischen dem zweiten und dritten Wirbel hervortreten sieht. Durchschneidet man das Dorsalmark noch tiefer im vierten Wirbel, so sind die Thiere wenig tauglich und bei Durchschnei¬ dung im fünften und sechsten Wirbel erfolgen auf äussere Reize fast gar keine Bewegungen mehr. An jenen Fröschen untersuchte ich nun, welche bestimmte Bewegungen von bestimmten Hautstellen aus entständen, indem

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Zitationshilfe: Pflüger, Eduard Friedrich Wilhelm: Die sensorischen Functionen des Rückenmarks der Wirbelthiere. Berlin, 1853, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pflueger_rueckenmark_1853/145>, abgerufen am 24.11.2024.