Pfizer, Gustav: Die deutsche Einheit und der Preußenhaß. Stuttgart, 1849.Dies ungefähr ist das Hauptthema der Philippiken und Capuzinaden Zu dem Gewebe von Vorwürfen, die gegen Preußen erhoben wer- *) Der Beobachter meint damit die Idee der preußischen Vorstandschaft; aber
viel mehr ist das Bild, das er und Seinesgleichen von dem deutschen Bundesstaat unter Preußens Leitung, vom preußischen Säbelregiment und Despotismus entwerfen, ein -- Wahnbild! Dies ungefähr iſt das Hauptthema der Philippiken und Capuzinaden Zu dem Gewebe von Vorwürfen, die gegen Preußen erhoben wer- *) Der Beobachter meint damit die Idee der preußiſchen Vorſtandſchaft; aber
viel mehr iſt das Bild, das er und Seinesgleichen von dem deutſchen Bundesſtaat unter Preußens Leitung, vom preußiſchen Säbelregiment und Deſpotismus entwerfen, ein — Wahnbild! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0023" n="13"/> <p>Dies ungefähr iſt das Hauptthema der Philippiken und Capuzinaden<lb/> gegen Preußen, je nach den Geſinnungen der Volksredner und Jour-<lb/> naliſten gewürzt mit ſchamloſen Schmähungen des Königs von Preußen,<lb/> ſowie mit Verunglimpfungen des preußiſchen <hi rendition="#g">Volkes</hi>, und in allen<lb/> denkbaren Variationen mit der Unermüdlichkeit des fanatiſchen Haſſes<lb/> abgehandelt. Schmähungen der Regierung oder des Königs und ein-<lb/> zelner Miniſter und Generale werden kunſtreich mit Verunglimpfungen<lb/> des preußiſchen Staates und Volkes durchwoben und verſetzt, und der<lb/> Name <hi rendition="#g">Preußen</hi> wird zum Schreckbild und zur Vogelſcheuche, zum<lb/> entſetzlichen „Wahnbild“ für jeden Demokraten nicht nur, ſondern auch<lb/> ſonſt für manchen harmloſen und wohlmeinenden Mann. So kann der<lb/><hi rendition="#g">Beobachter</hi> ſagen: „Das Volk haßt jenes Wahnbild <note place="foot" n="*)">Der Beobachter meint damit die Idee der preußiſchen Vorſtandſchaft; aber<lb/> viel mehr iſt das Bild, das er und Seinesgleichen von dem deutſchen Bundesſtaat<lb/> unter Preußens Leitung, vom preußiſchen Säbelregiment und Deſpotismus entwerfen,<lb/> ein — <hi rendition="#g">Wahnbild</hi>!</note> mit Recht,<lb/> es hat die preußiſche Politik ſeit einem Jahre beobachtet und weiß, was<lb/> es von einem Preußiſchwerden zu erwarten hätte.“ — Das Volk haßt<lb/> Preußen, nicht, weil es deſſen Politik <hi rendition="#g">beobachtet</hi> hat, ſondern weil<lb/> es ſeit einem Jahre unabläſſig <hi rendition="#g">Beobachtert</hi> worden, weil es auf jede<lb/> Weiſe aufgeſtachelt, verhetzt, in ſeinen Antipathieen wie in ſeinen ſelbſt-<lb/> gefälligen Vorurtheilen beſtärkt worden iſt.</p><lb/> <p>Zu dem Gewebe von Vorwürfen, die gegen Preußen erhoben wer-<lb/> den, hat die preußiſche Regierung allenfalls den <hi rendition="#g">Zeddel</hi> vielfacher und<lb/> großer Fehler und Mißgriffe hergegeben (und <hi rendition="#g">wo</hi> ſind in den letzten<lb/> Zeiten ſolche <hi rendition="#g">nicht</hi> begangen worden?); den <hi rendition="#g">Eintrag</hi> aber haben<lb/> unſere raſenden Preußenfeinde aus ihrem <hi rendition="#g">Eigenen</hi> hinzugethan, ihn,<lb/> wie die Kreuzſpinne, aus ſich herausgeſponnen. Bekennen und beklagen<lb/> muß man die lange <hi rendition="#g">Zögerung</hi> der preußiſchen Regierung, den ge-<lb/> rechten Erwartungen Preußens und Deutſchlands zu entſprechen, das<lb/> Haften an der alten, Metternich huldigenden Politik, das zaghafte Vor-<lb/> ſchreiten und Wiederzurückgehen beim vereinigten Landtag, das Verſäumen<lb/> des rechten Augenblicks nach dem Ausbruch der Februar-Revolution,<lb/> das ſchwankende und unſichere Benehmen <hi rendition="#g">nach</hi> den Märztagen; bedauern<lb/> und für einen politiſchen Fehler halten kann man die Nichtannahme der<lb/> Kaiſerkrone und die Mißſtimmung erregende Aufnahme der Kaiſerdepu-<lb/> tation; verletzt endlich, ja entrüſtet ſind viele Redlichgeſinnte worden<lb/> durch die Art, wie der däniſche Krieg geführt und noch mehr wie er<lb/> beendigt wurde, durch den Malmöer und den neuen Waffenſtillſtand;<lb/> auch ſonſt mancherlei einzelne Maßregeln, manche Verfolgungen und die<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [13/0023]
Dies ungefähr iſt das Hauptthema der Philippiken und Capuzinaden
gegen Preußen, je nach den Geſinnungen der Volksredner und Jour-
naliſten gewürzt mit ſchamloſen Schmähungen des Königs von Preußen,
ſowie mit Verunglimpfungen des preußiſchen Volkes, und in allen
denkbaren Variationen mit der Unermüdlichkeit des fanatiſchen Haſſes
abgehandelt. Schmähungen der Regierung oder des Königs und ein-
zelner Miniſter und Generale werden kunſtreich mit Verunglimpfungen
des preußiſchen Staates und Volkes durchwoben und verſetzt, und der
Name Preußen wird zum Schreckbild und zur Vogelſcheuche, zum
entſetzlichen „Wahnbild“ für jeden Demokraten nicht nur, ſondern auch
ſonſt für manchen harmloſen und wohlmeinenden Mann. So kann der
Beobachter ſagen: „Das Volk haßt jenes Wahnbild *) mit Recht,
es hat die preußiſche Politik ſeit einem Jahre beobachtet und weiß, was
es von einem Preußiſchwerden zu erwarten hätte.“ — Das Volk haßt
Preußen, nicht, weil es deſſen Politik beobachtet hat, ſondern weil
es ſeit einem Jahre unabläſſig Beobachtert worden, weil es auf jede
Weiſe aufgeſtachelt, verhetzt, in ſeinen Antipathieen wie in ſeinen ſelbſt-
gefälligen Vorurtheilen beſtärkt worden iſt.
Zu dem Gewebe von Vorwürfen, die gegen Preußen erhoben wer-
den, hat die preußiſche Regierung allenfalls den Zeddel vielfacher und
großer Fehler und Mißgriffe hergegeben (und wo ſind in den letzten
Zeiten ſolche nicht begangen worden?); den Eintrag aber haben
unſere raſenden Preußenfeinde aus ihrem Eigenen hinzugethan, ihn,
wie die Kreuzſpinne, aus ſich herausgeſponnen. Bekennen und beklagen
muß man die lange Zögerung der preußiſchen Regierung, den ge-
rechten Erwartungen Preußens und Deutſchlands zu entſprechen, das
Haften an der alten, Metternich huldigenden Politik, das zaghafte Vor-
ſchreiten und Wiederzurückgehen beim vereinigten Landtag, das Verſäumen
des rechten Augenblicks nach dem Ausbruch der Februar-Revolution,
das ſchwankende und unſichere Benehmen nach den Märztagen; bedauern
und für einen politiſchen Fehler halten kann man die Nichtannahme der
Kaiſerkrone und die Mißſtimmung erregende Aufnahme der Kaiſerdepu-
tation; verletzt endlich, ja entrüſtet ſind viele Redlichgeſinnte worden
durch die Art, wie der däniſche Krieg geführt und noch mehr wie er
beendigt wurde, durch den Malmöer und den neuen Waffenſtillſtand;
auch ſonſt mancherlei einzelne Maßregeln, manche Verfolgungen und die
*) Der Beobachter meint damit die Idee der preußiſchen Vorſtandſchaft; aber
viel mehr iſt das Bild, das er und Seinesgleichen von dem deutſchen Bundesſtaat
unter Preußens Leitung, vom preußiſchen Säbelregiment und Deſpotismus entwerfen,
ein — Wahnbild!
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