Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.

Bild:
<< vorherige Seite

die zweite und die Kinder auf die dritte Abtheilung, mit eisernen Banden befestiget und, nach dem Ausspruche ihrer Religion, dem Elemente der Luft überlassen. Die Raubvögel, die stets in großen Schwärmen an solchen Orten hausen, stürzen sich gierig auf die Körper und verzehren in wenig Augenblicken Fleisch und Haut; die Gebeine werden gesammelt und in die Grube geworfen. Wenn die Grube voll ist, wird der Bestattungsort verlassen und ein neuer errichtet.

Manche Reiche haben eigene Bestattungsplätze, über welche sie feine Drahtgitter spannen lassen, damit die Todten ihrer Familie nicht von den Raubvögeln zerfleischt werden.

Die Bestattungsorte darf, außer den Priestern, die den Körper hineintragen, niemand betreten, man schließt sogar die Thüre eilig zu, denn ein Blick hinein wäre schon ein Verbrechen. Die Priester, oder vielmehr Träger werden für so unrein gehalten, daß sie von der übrigen Gesellschaft ausgeschlossen sind und eine eigene Kaste unter sich bilden. Wer nur das Unglück hat, an einen solchen Menschen anzustreifen, muß augenblicklich seine Kleider vertilgen und sich baden.

Nicht minder eigenthümlich sind die Parsi hinsichtlich ihrer Tempel: kein Anders-Gläubiger darf sie betreten, ja nicht einmal beschauen. Die Tempel, die ich hier, natürlich nur von außen sah, sind sehr klein, höchst einfach und ohne die geringste besondere Bauart; die runde Eingangshalle umgibt ein Vorplatz, der mit einer Mauer umfaßt ist. Nur bis an den Eingang der auf den Vorplatz führenden Mauer darf man treten. Der schönste Tempel in

die zweite und die Kinder auf die dritte Abtheilung, mit eisernen Banden befestiget und, nach dem Ausspruche ihrer Religion, dem Elemente der Luft überlassen. Die Raubvögel, die stets in großen Schwärmen an solchen Orten hausen, stürzen sich gierig auf die Körper und verzehren in wenig Augenblicken Fleisch und Haut; die Gebeine werden gesammelt und in die Grube geworfen. Wenn die Grube voll ist, wird der Bestattungsort verlassen und ein neuer errichtet.

Manche Reiche haben eigene Bestattungsplätze, über welche sie feine Drahtgitter spannen lassen, damit die Todten ihrer Familie nicht von den Raubvögeln zerfleischt werden.

Die Bestattungsorte darf, außer den Priestern, die den Körper hineintragen, niemand betreten, man schließt sogar die Thüre eilig zu, denn ein Blick hinein wäre schon ein Verbrechen. Die Priester, oder vielmehr Träger werden für so unrein gehalten, daß sie von der übrigen Gesellschaft ausgeschlossen sind und eine eigene Kaste unter sich bilden. Wer nur das Unglück hat, an einen solchen Menschen anzustreifen, muß augenblicklich seine Kleider vertilgen und sich baden.

Nicht minder eigenthümlich sind die Parsi hinsichtlich ihrer Tempel: kein Anders-Gläubiger darf sie betreten, ja nicht einmal beschauen. Die Tempel, die ich hier, natürlich nur von außen sah, sind sehr klein, höchst einfach und ohne die geringste besondere Bauart; die runde Eingangshalle umgibt ein Vorplatz, der mit einer Mauer umfaßt ist. Nur bis an den Eingang der auf den Vorplatz führenden Mauer darf man treten. Der schönste Tempel in

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0086" n="78"/>
die zweite und die Kinder auf die dritte Abtheilung, mit eisernen Banden befestiget und, nach dem Ausspruche ihrer Religion, dem Elemente der Luft überlassen. Die Raubvögel, die stets in großen Schwärmen an solchen Orten hausen, stürzen sich gierig auf die Körper und verzehren in wenig Augenblicken Fleisch und Haut; die Gebeine werden gesammelt und in die Grube geworfen. Wenn die Grube voll ist, wird der Bestattungsort verlassen und ein neuer errichtet.</p>
        <p>Manche Reiche haben eigene Bestattungsplätze, über welche sie feine Drahtgitter spannen lassen, damit die Todten ihrer Familie nicht von den Raubvögeln zerfleischt werden.</p>
        <p>Die Bestattungsorte darf, außer den Priestern, die den Körper hineintragen, niemand betreten, man schließt sogar die Thüre eilig zu, denn ein Blick hinein wäre schon ein Verbrechen. Die Priester, oder vielmehr Träger werden für so unrein gehalten, daß sie von der übrigen Gesellschaft ausgeschlossen sind und eine eigene Kaste unter sich bilden. Wer nur das Unglück hat, an einen solchen Menschen anzustreifen, muß augenblicklich seine Kleider vertilgen und sich baden.</p>
        <p>Nicht minder eigenthümlich sind die Parsi hinsichtlich ihrer Tempel: kein Anders-Gläubiger darf sie betreten, ja nicht einmal beschauen. Die Tempel, die ich hier, natürlich nur von außen sah, sind sehr klein, höchst einfach und ohne die geringste besondere Bauart; die runde Eingangshalle umgibt ein Vorplatz, der mit einer Mauer umfaßt ist. Nur bis an den Eingang der auf den Vorplatz führenden Mauer darf man treten. Der schönste Tempel in
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[78/0086] die zweite und die Kinder auf die dritte Abtheilung, mit eisernen Banden befestiget und, nach dem Ausspruche ihrer Religion, dem Elemente der Luft überlassen. Die Raubvögel, die stets in großen Schwärmen an solchen Orten hausen, stürzen sich gierig auf die Körper und verzehren in wenig Augenblicken Fleisch und Haut; die Gebeine werden gesammelt und in die Grube geworfen. Wenn die Grube voll ist, wird der Bestattungsort verlassen und ein neuer errichtet. Manche Reiche haben eigene Bestattungsplätze, über welche sie feine Drahtgitter spannen lassen, damit die Todten ihrer Familie nicht von den Raubvögeln zerfleischt werden. Die Bestattungsorte darf, außer den Priestern, die den Körper hineintragen, niemand betreten, man schließt sogar die Thüre eilig zu, denn ein Blick hinein wäre schon ein Verbrechen. Die Priester, oder vielmehr Träger werden für so unrein gehalten, daß sie von der übrigen Gesellschaft ausgeschlossen sind und eine eigene Kaste unter sich bilden. Wer nur das Unglück hat, an einen solchen Menschen anzustreifen, muß augenblicklich seine Kleider vertilgen und sich baden. Nicht minder eigenthümlich sind die Parsi hinsichtlich ihrer Tempel: kein Anders-Gläubiger darf sie betreten, ja nicht einmal beschauen. Die Tempel, die ich hier, natürlich nur von außen sah, sind sehr klein, höchst einfach und ohne die geringste besondere Bauart; die runde Eingangshalle umgibt ein Vorplatz, der mit einer Mauer umfaßt ist. Nur bis an den Eingang der auf den Vorplatz führenden Mauer darf man treten. Der schönste Tempel in

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sophie: A digital library of works by german-speaking women: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-06-28T07:11:29Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition (2013-06-28T07:11:29Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-06-28T07:11:29Z)

Weitere Informationen:

  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein
  • Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.) sind nicht konsequent wie in der Vorlage gekennzeichnet



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/86
Zitationshilfe: Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/86>, abgerufen am 23.11.2024.